Dortmund. Der BVB wurde in München vom FC Bayern vorgeführt. Die Dortmunder taumeln wieder. Das sind die Erkenntnisse aus der Lehrstunde im Topspiel.

Es war eine Schmach, die Borussia Dortmund in München erlebt hat. Mit 0:4 verlor der BVB beim FC Bayern, der eigentlich selbst angeschlagen war, den Revierklub aber trotzdem vorführte. Die Verantwortlichen wollen die Pleite genau analysieren, wie Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Gespräch mit dieser Redaktion ankündigte.

Was wird dabei herausgekommen? Wir listen die Erkenntnisse aus der Blamage von München auf.

1. Es fehlen genügend BVB-Anführer

In München stemmte sich nur Mats Hummels sichtbar gegen die Niederlage. Er grätschte, kämpfte, schrie, klopfte sich auf die Brust, ermahnte seine Mitspieler. Der Verteidiger war nicht frei von Fehlern, hätte die gesamte BVB-Elf aber seinen Willen verkörpert, wäre das Topspiel ein anderes geworden. So wirkte Hummels wie ein Anführer von Spielern, die gar nicht geführt werden wollten, sondern lieber direkt vom Platz geschlichen wären. Dies wirft ein negatives Bild auf den Kader. Denn Profis wie Axel Witsel oder auch Kapitän Marco Reus (der in München nur eingewechselt wurde) schaffen es bislang nicht, auch in problematischen Phasen voranzugehen.

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2. Es fehlt die Abstimmung beim BVB

Julian Brandt sprach nach der Niederlage vom Mut, der beim Pressing gefehlt habe. Axel Witsel räumte ein, immer das Gefühl gehabt zu haben, im Zentrum in Unterzahl gewesen zu sein. Die Profis wissen scheinbar nicht, mit welcher Spielphilosophie sie erfolgreich sein wollen. Die einen pressen, die anderen ziehen sich zurück. Das sorgte für riesige Lücken, klaffende Löcher. So kann eine Mannschaft gegen den FC Bayern nicht bestehen.

3. Bei einigen BVB-Profis fehlt die Zweikampfhärte

Mats Hummels bemängelte, dass sich einige seiner Mitspieler zu leicht hätten fallen lassen, anstatt richtig dagegenzuhalten. Dies war natürlich eine Botschaft an die Offensive, gerade Jadon Sancho versucht gerne mal, einen Freistoß herauszuholen. Gegen die Münchener waren die schwarz-gelben Künstler so aber völlig unterlegen, sie verloren fast jeden Zweikampf gegen eine bayrische Defensive, in der Stammkräfte fehlten.

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4. Die BVB-Auftritte von Jadon Sancho werden mehr und mehr zum Problem

Der junge Engländer ist – das sieht jeder, das spürt jeder - ein begnadeter Fußballer, doch derzeit ist Sancho meilenweit von seiner Bestform entfernt. Der 19-Jährige stürzte sich in Dribblings, die er nicht gewinnen kann. Er versucht Pässe, die nicht gelingen können. Er probiert Tricks (vor allem Beinschüsse), die misslingen. Trainer Lucien Favre wechselte Sancho schon in der ersten Halbzeit aus. Nach der Partie marschierte der Offensivspieler wortlos in den Mannschaftsbus. Bis heute hat er sich auch nicht zu seiner Suspendierung gegen Gladbach geäußert. In dieser Verfassung ist Sancho ein Problem für den BVB, denn eigentlich benötigt die Mannschaft seine Genialität.

5. Es fehlt ein weiterer Stürmer beim BVB

Paco Alcácer wirkte zu Beginn der Saison zwar deutlich fitter, durchtrainierter, trotzdem bleibt er verletzungsanfällig. Fehlt er, fehlt es an sinnvollen Alternativen. Mario Götze kann der Elf nicht helfen, wenn sie wie in München meist auf hohe Bälle nach vorne ausweichen muss. Die Dortmunder haben keinen Plan B in der Offensive, Trainer Favre wollte keinen reinen Mittelstürmer. Der könnte in manchen Phasen aber für Entlastung sorgen.

6. Der BVB ist keine Spitzenmannschaft

Mats Hummels meinte: „Wir sind keine Top-Mannschaft.“ Tatsächlich hat die Mannschaft des Revierklubs bislang nicht nachgewiesen, dass sie eine für die großen Partien ist.