München. Der BVB hat sich in München vorführen lassen. Das 0:4 bei den Bayern sorgt für große Enttäuschung bei den Dortmunder Verantwortlichen.
Es war schwer zu erkennen, ob da wirklich Jadon Sancho aus der Münchener Arena trottete, so tief hatte er sich seine Kapuze ins Gesicht gezogen. Doch als die anwesenden Journalisten Sancho als Sancho identifizierten, ihn zu seiner frühen Auswechslung befragten, verzog er nur das Gesicht und lief wortlos weiter in Richtung Mannschaftsbus.
Dafür sprach Lucien Favre über den eigentlich begnadeten 19-Jährigen. „Heute war er nicht gut genug, er war nicht verletzt“, erklärte der Trainer von Borussia Dortmund, der den Engländer schon in der 36. Minute ausgewechselt hatte. Da lag der BVB bereits 0:1 zurück, am Ende geriet die 0:4 (0:1)-Niederlage beim FC Bayern zu einer Lehrstunde für den Revierklub. Die Bayern hingegen zeigten unter Interimstrainer Hansi Flick, welche Klasse in ihnen schlummert. Die Treffer erzielten Robert Lewandowski (17., 76.), Serge Gnabry (49.), Mats Hummels traf ins eigene Netz (80.). Der Rekordmeister klettert durch den Erfolg auf den dritten Rang und zieht wieder am BVB vorbei.
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„Ich bin tief enttäuscht. Das war überhaupt kein Fußball“, meinte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc. „Ich kann diese Leistung nicht erklären, fragen sie die Spieler. Den Trainer würde ich da auch komplett rausnehmen.“
Die Spieler, die sich stellten, wussten aber größtenteils selbst nicht, wie sie ihre Leistung erklären sollten. „Wir haben viele Fehler gemacht“, meinte Julian Brandt. „Die Konzentration hat gefehlt. Wir standen sehr tief. Wir waren nicht mutig genug.“ Axel Witsel räumte ein, dass er gar nicht wusste, wo er hinlaufen sollte. Und Mats Hummels meinte: „Die Bayern waren besser in allen Belangen. Das ist ein Zeichen für uns, dass wir keine Top-Truppe sind.“
BVB-Sportchef Zorc wollte "Männerfußball" sehen
Dabei erweckte es zu Beginn den Anschein, als hätte der BVB die mahnenden Worte von Sportdirektor Michael Zorc („Wir müssen Männerfußball spielen“) verinnerlicht. Die Dortmunder begannen wie beim 3:2-Erfolg über Inter Mailand, und Julian Brandt und Mario Götze versuchten sich in einem frühen Pressing, das zunächst durchaus funktionierte. Die Bayern ließen sich zu vielen Fehlpässen hinreißen, die Borussia eroberte einige Bälle. Doch gefährliche Angriffe resultierten daraus nicht.
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Denn vor allem Jadon Sancho vertändelte viele Offensivaktionen, stürzte sich in Dribblings, die er nicht gewinnen konnte. So wie in der 17. Minute, als er einen Zweikampf am Sechzehnmeterraum verlor. Die Bayern konnten sich die Schwarz-Gelben anschließend zurechtlegen. Lewandowski durfte nahezu unbedrängt einköpfen. Er erzielte seinen 15. Saisontreffer, sein 16. sollte noch folgen.
Das Selbstbewusstsein der Dortmunder rutschte von nun an in den Keller. Die Bayern drückten, sie dominierten, sie gewannen die wichtigen Zweikämpfe. „Wenn ich in einem Wort erklären soll, was uns gefehlt hat, dann ist es: ,Dagegenhalten‘“, meinte Hummels. Gemeinsam mit ihm bekam die Defensive die Münchener jedenfalls nicht mehr in den Griff.
Serge Gnabry trifft nach der Pause zum 2:0
In der 47. Minute durfte Thomas Müller auf der linken Seite alleine auf das Dortmunder Tor zu rennen. Seinen Querpass verpasste zunächst Lewandowski, dafür traf Serge Gnabry. Schiedsrichter Felix Zwayer erkannte den Treffer erst wegen Abseits ab, doch der Videobeweis korrigierte ihn berechtigterweise. BVB-Trainer Favre brachte Paco Alcácer für Julian Weigl und Marco Reus für Mario Götze (61.). Alcácer hätte in der 69. Minute nach einer Hakimi-Flanke sogar fast den Anschlusstreffer erzielt.
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Vielleicht hätte die Partie dann noch einmal eine andere Wendung genommen. Stattdessen traf Lewandowski nach feiner Vorarbeit von Müller (76.). Und weil der Abend für die Dortmunder ein gebrauchter war, traf auch noch Mats Hummels ins eigene Tor (80.).
Und nun? Nach dem kurzen Zwischenhoch wird es in Dortmund wieder unruhig werden. „Ich dachte, wir sind auf einem guten Weg. Wir dürfen uns jetzt aber nicht wieder in eine richtige Katastrophe reden“, erklärte Brandt. So wie er werden die meisten BVB-Profis erstmal zu ihren Nationalmannschaften reisen. Auch Jadon Sancho. Möglicherweise erklärt er dort seine derzeit schwachen Leistungen.