Mailand. BVB-Kapitän Reus fehlt in Mailand, nachdem er gegen Gladbach angeschlagen auflief. Das allerdings ist absolut nachvollziehbar. Ein Kommentar.
Legt man Namen und Prestige des Gegners zugrunde, steht Borussia Dortmund am Mittwochabend eines der größten Spiele der Saison bevor: in der Champions League, bei Inter Mailand, im ehrwürdigen Giuseppe-Meazza-Stadion von San Siro.
Und ausgerechnet in diesem Spiel ist Marco Reus nicht dabei, der Kapitän hat sich erkrankt abgemeldet. Reus ist immer noch angeschlagen, nachdem ihn zuletzt ein grippaler Infekt plagte. Drei Spiele in einer Woche, so heißt es vom BVB, seien in seinem Zustand zu viel.
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Es ist eine nachvollziehbare Erklärung – und sie zeigt sehr deutlich, worauf bei den Dortmundern derzeit der Fokus liegt: nicht auf der Königsklasse, sondern auf der Bundesliga. Denn beim 1:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach spielte Marco Reus, obwohl er auch da schon erkennbar angeschlagen war, obwohl er vom Husten gequält wurde.
Auch das: nachvollziehbar. Die Champions League bringt zwar enormes Prestige und im Falle des Weiterkommens erhebliche Einnahmen mit sich – aber die Bundesliga bleibt das Brot-und-Butter-Geschäft. Und dort drohte sich der BVB ja noch immer, die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Eine Niederlage gegen Gladbach hätte einen Rückstand von sieben Punkten auf den Tabellenführer bedeutet und die Diskussionen um Trainer Lucien Favre ins Unermessliche anwachsen lassen.
BVB-Kapitän Reus wird im Derby dringender gebraucht
Dank des Siegs gegen den Namensvetter vom Niederrhein hat sich der BVB Luft zum Atmen verschafft, der Abstand zur Spitze beträgt nun lediglich einen Zähler. Das aber nur, weil noch keine Mannschaft unwiderstehlich davonzieht, weil sich die gesamte Liga derzeit im Mittelmaß gefällt und sämtliche Spitzenmannschaften immer wieder Federn gegen die vermeintlich kleinen Mannschaften lassen. Sollte also gegen Schalke kein Sieg gelingen, gingen sämtliche Diskussionen von vorne los – und deswegen ist klar, in welcher Partie Reus dringender gebraucht wird.
Ein Ausscheiden in der Champions League wäre zwar ärgerlich, angesichts der Qualität der Gegner Mailand und Barcelona aber zu verschmerzen. Sollte die Liga-Spitze außer Reichweite geraten, in dem Jahr, in dem man erstmals seit langer Zeit die Meisterschaft als Ziel ausgerufen hat, wäre das für den BVB und vor allem seinen Trainer schwer zu verkraften.
BVB agierte ungeschickt
War es also ein Risiko, Reus am Samstag einzusetzen? Ja, aber ein kalkulierbares – denn Symptome eines Infekts zeigte der Angreifer am Samstag nicht mehr. War es ungeschickt, ihn danach auf Twitter für seinen heroischen Einsatz trotz Infekts abzufeiern. Natürlich ja. Der grundsätzliche Umgang mit dem angeschlagenen Kapitän aber bleibt trotzdem nachvollziehbar.