Dortmund. Die Dortmunder ringen Gladbach nieder. Zweifel existieren weiterhin. Erst die kommenden Partien werden zeigen, wie weit das Team von Favre ist.
Der Herbst sorgte am Sonntag dafür, dass einige Blätter dem Trainingsplatz von Borussia Dortmund gelb-braune Farbtupfer schenkten. Während ein kleiner Teil der Profis unbeeindruckt von der Jahreszeiten-Poesie hinter dem Ball herrannte. Darunter: Jadon Sancho.
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Der Engländer ist eigentlich ein seltener Gast beim Reservistentraining. Doch da er beim 1:0 (0:0)-Erfolg gegen Borussia Mönchengladbach am Tag zuvor suspendiert gefehlt hatte, weil er nach den Informationen dieser Redaktion mit einem Tag Verspätung von der Länderspielreise zurückgereist war, musste er nun schwitzen. Denn schon am Mittwoch (21 Uhr/Sky) in der Champions League bei Inter Mailand soll der 19-Jährige in den Kader zurückkehren. Was Michael Zorc am Samstagabend in den Tiefen des Dortmunder Stadions mitteilte. Der Sportdirektor deutete an, dass die Verspätung nicht das erste Vergehen des begnadeten Fußballers war, dass dieser gerne mal Grenzen austeste. „Dann muss man halt die Grenzen setzen“, stellte Zorc klar.
So waren es Sanchos Kollegen, die Gladbach niedergerungen hatten – in einer Partie wie die Bundesliga-Tabelle. Ausgeglichen. Umkämpft. Mal spektakulär. Mal desaströs. Immer aber spannend.
Den entscheidenden Treffer erzielte Marco Reus nach einer Kombination über Julian Brandt und Thorgan Hazard (58.). „Man hat gesehen, dass das Spiel in die andere Richtung hätte kippen können“, meinte der Torschütze. „Hauptsache, wir haben gewonnen.“
Das Gefühl eines Bundesliga-Sieges hatten sie beim BVB nach drei Unentschieden in Folge schmerzlich vermisst. Wichtig waren die drei Punkte zudem, weil sich der selbsternannte Titelkandidat wieder in die Tabellenspitze geschraubt hat. „Das kann aber nur ein Anfang gewesen sein für die Aufgaben, die anstehen“, meinte Zorc. Denn auf das Spiel in Mailand folgt das Derby auf Schalke. Anschließend belegt schon wieder Gladbach im DFB-Pokal die Gästekabine. Am Ende der turbulenten drei Wochen reist der BVB zum Spitzenspiel beim FC Bayern. Erst dann werden sie in Dortmund einschätzen können, was dieser Sieg gegen Gladbach wert war.
Zwei BVB-Tore werden aberkannt
Die eine Möglichkeit: Der Erfolg könnte das durch die vielen Rückschläge verstolperte Selbstverständnis zurückbringen. Vielleicht impft er der Offensive neues Selbstbewusstsein ein. Der zuletzt kritisierte Kapitän Marco Reus glänzte, obwohl er mit grippalem Infekt spielte. Julian Brandt wirkte lange unglücklich, jubelte später aber bereits, ehe sein Tor wegen einer Abseitsstellung von Reus aberkannt wurde.
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Vor allem deutete Thorgan Hazard gegen seinen Ex-Klub an, was er dem Angriff des BVB geben kann. Nämlich schnelle Haken, gelungene Dribblings, scharfe Pässe. In der 33. Minute rutschte er schon vor Freude auf den Knien. Doch sein Tor zählte nicht, da per Videobeweis festgestellt wurde, dass Reus bei der Entstehung vielleicht einen Millimeter im Abseits gestanden hatte. „Ob das im Sinne des Fußballs ist, weiß ich nicht“, kommentierte Zorc.
Ohne BVB-Glück geht es nicht
Die andere Möglichkeit: Vielleicht war der BVB-Erfolg nur ein Spiegelbild des Leistungsvermögens dieser Mannschaft. Denn zur Wahrheit gehört, dass die Dortmunder auch gegen Gladbach schwankten, viele Chancen zuließen. Erst verhinderte Torhüter Roman Bürki Schlimmeres. Nach seiner verletzungsbedingten Auswechslung (71.) rettete Ersatzmann Marwin Hitz die drei Punkte. Außerdem traf Mats Hummels irgendwie den Ball und dabei irgendwie den Fuß von Patrick Herrmann. „Ein klarer Elfmeter”, meinte Gladbach-Trainer Marco Rose.
Ohne Glück kann der BVB derzeit scheinbar nicht gewinnen. Nur wenn die Elf zukünftig souveräner auftritt, wird die Kritik am diesmal ungewöhnlich hitzigen Lucien Favre abkühlen. Der Trainer hofft nun, dass Torhüter Bürki trotz seiner erlittenen Kapselzerrung im linken Knie in Mailand auflaufen kann. Stürmer Paco Alcácer (Achillessehnenreizung) wird fehlen. Der erkrankte Mario Götze könnte zurückkehren.
Ebenso Sancho. Auch bei ihm werden erst die kommenden Wochen zeigen, ob er dazugelernt hat. Oder ob er künftig häufiger beim Reservistentraining mitmischen muss.