Dortmund. Diesmal ließ sich Borussia Dortmund den knappen Sieg nicht noch aus der Hand nehmen: Der BVB bezwang Borussia Mönchengladbach mit 1:0 (0:0).
Welch eine Erleichterung für Schwarz-Gelb. Spieler und Fans rissen die Arme nach oben, es wurde laut im Dortmunder Stadion, als es der BVB endlich geschafft hatte. 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach, gegen den bisherigen Tabellenführer. Und endlich der erhoffte, der befreiende Sieg nach drei 2:2-Unentschieden in Serie. Ein schweres Stück Arbeit, vor allem in der Schlussphase mit einer sechsminütigen Nachspielzeit - die diesmal nicht mit einer Enttäuschung für den BVB endete.
BVB-Trainer Favre verzichtete auf Jadon Sancho
Schon Stunden vor dem Anpfiff hatte es in Dortmund ein Aufregerthema gegeben. Gegen Mittag war durchgesickert, dass Trainer Lucien Favre Jadon Sancho für das Spiel gegen Gladbach aus dem Kader genommen hatte. Der Grund: Der Engländer war unentschuldigt mit einem Tag Verspätung von seiner Nationalmannschaft nach Dortmund zurückgekehrt - eine Disziplinlosigkeit, die sich die BVB-Verantwortlichen von einem 19-Jährigen nicht bieten lassen wollten. Zumal Sancho intern nicht zum ersten Mal auffällig geworden war.
“Er testet ab und zu die Grenzen aus - und dann sind wir dafür da, die Grenzen zu setzen”, erklärte Sportdirektor Michael Zorc bei Sky und fügte an: “Die Entscheidung haben wir uns nicht leicht gemacht. Sancho ist ein hervorragender Spieler, aber wir haben eine Verantwortung für den Klub, für die Hygiene in der Mannschaft.”
In dieser Mannschaft fehlten auch Stürmer Paco Alcácer, der wegen einer gereizten Achillessehne passen musste, und dessen möglicher Vertreter Mario Götze, der von einem grippalen Infekt gestoppt wurde. Auf Gladbacher Seite gehörte Kapitän Lars Stindl nach monatelanger Pause wegen einer Knieverletzung erstmals wieder zum Aufgebot, er saß zunächst auf der Bank.
BVB-Trainer Lucien Favre änderte wegen der Ausfälle nicht sein System, im gewohnten 4-2-3-1 übernahm der vorgezogene Achraf Hakimi die Position von Jadon Sancho rechts vorne, in die Angriffsmitte wurde Julian Brandt beordert, rechts hinten verteidigte Manuel Akanji statt Hakimi.
Gladbach-Stürmer Embolo bleibt an BVB-Torwart Bürki hängen
Schon recht früh im Spiels gab es packende Strafraumszenen. Ein abgeblockter Kopfball von Gladbachs aufgerücktem Innenverteidiger Nico Elvedi, ein abgeblockter Schuss von BVB-Angreifer Thorgan Hazard, dann ein knapp über das Tor fliegender Kopfball-Aufsetzer von Thomas Delaney - Langweile konnte da nicht aufkommen.
Dann begann die Zeit der Torhüter. In der zwölften Minute bewunderten die Dortmunder Anhänger ein feines Zusammenspiel von Marco Reus und Julian Brandt, nach dessen Schuss aus spitzem Winkel tauchte Yann Sommer aber schnell ab - klasse Reaktion des Gladbacher Schlussmanns. Auf der anderen Seite zog Laszlo Benes einen Freistoß mit Schnitt scharf nach innen, am zweiten Pfosten sprang Außenverteidiger Stefan Lainer mit gestrecktem Bein rein - auch BVB-Torwart Roman Bürki parierte glänzend.
In Minute 29 hatte Gladbach dann die erste Top-Chance. Laszlo Benes hob den Ball nach vorne in den Lauf von Breel Embolo, der allein auf Bürki zulief, am Torwart vorbeiziehen wollte - aber hängen blieb.
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Aber auch Borussia Dortmund suchte wieder den Weg nach vorne. In der 35. Minute passte Julian Brandt rechts rüber zu Thorgan Hazard, der kurz vor dem Strafraum von Oscar Wendt nur halbherzig angegriffen wurde. Hazard zog frech ab, Yann Sommer bekam den Ball nicht zu fassen und sah schlecht aus, als er im Netz einschlug. Hazard, der ehemalige Gladbacher, hielt sich beim Torjubel nicht zurück, sondern rutschte auf Knien über den Rasen.
Seine Freude aber wurde abrupt abgebrochen, als angezeigt wurde, dass sich der berühmte Kölner Keller beim Schiedsrichter gemeldet hatte. Videobeweis. Und schließlich die für BVB-Fans ärgerliche Nachricht: Das Tor wurde zurückgenommen. Bei der Inszenierung des Angriffs, lange bevor er gefährlich wurde, hatte Marco Reus im Mittelfeld mit der Hacke ein paar Zentimeter im Abseits gestanden. Eine äußerst penible Regelauslegung.
Drei Minuten vor dem Halbzeitpfiff hätte dann erneut Embolo Gladbach in Führung bringen können. Der Ex-Schalker ging bei einem ganz schlechten Rückpass von Manuel Akanji auf Torwart Roman Bürki dazwischen, die beiden rasselten zusammen, doch Bürki spielte dabei den Ball. Embolo blieb liegen, krümmte sich, doch Schiedsrichter Sascha Stegemann signalisierte sofort: Weiter geht’s. Hätte Breel Embolo die Technik, den Torwart mit einem kurzen Haken ausspielen zu können, hätte Gladbach 2:0 führen können.
BVB-Torwart Bürki muss verletzt raus - Hitz ersetzt ihn
So aber war es zwei ehemaligen Gladbachern vorbehalten, auf Dortmunder Seite für Jubel zu sorgen. Thorgan Hazard steckte den Ball durch auf Marco Reus, der sich diese Chance nicht entgehen ließ und im Angesicht von Yann Sommer kühl blieb und den Ball zum 1:0 in der 58. Minute einschob.
Zehn Minuten später verletzte sich Roman Bürki bei einer Faustabwehr. Der formstarke BVB-Torwart musste behandelt werden - und dann doch den Platz verlassen. Sein Schweizer Landsmann Marwin Hitz ersetzte ihn.
Und Hitz geriet auch sofort unter Druck, die Gladbacher kamen. Marcus Thuram legte den Ball quer, der eingewechselte Patrick Herrmann steuerte den Ball im Fallen knapp am Pfosten vorbei. Er fiel, da Mats Hummels ihn elfmeterreif gefoult hatte. Riesenglück für Dortmund.
Der BVB war nur noch aufs Verteidigen konzentriert, Entlastungsangriffe waren in dieser Phase nicht zu besichtigen - bis neun Minuten vor Schluss der schnelle Julian Brandt bei einem Konter Yann Sommer gegenüberstand: Gladbachs Torwart gewann das Duell.
Zwei Minuten später aber ließ Brandt Dortmund jubeln, als er den Ball auf Vorlage von Hakimi im Netz unterbrachte. Doch wieder hielt die Freude nicht lange an. Der Schiedsrichter-Assistent hatte die Fahne gehoben. Abseits.
Das Zittern ging also weiter. Eine Top-Chance in der 89. Minute von Florian Neuhaus machte Marwin Hitz zunichte. Und kam noch die Nachspielzeit, die wegen des Torwartwechsels sechs Minuten dauerte. Dortmunds Trainer Favre setzte voll auf Sicherheit, nicht mehr auf Konterstärke: Er brachte zwei Abwehrspieler für zwei Angreifer, zuerst Dan-Axel Zagadou für Stürmer Julian Brandt, dann auch noch Lukasz Piszczek für Thorgan Hazard.
Wiederholt hatte sich der BVB schon in den letzten Minuten den Sieg aus der Hand nehmen lassen. Diesmal nicht.
So spielten der BVB und Mönchengladbach
BVB: Bürki (71. Hitz) - Hakimi, Akanji, Hummels, Schulz - Weigl - Witsel, Delaney - Hazard (90.+6 Piszczek), Reus, Brandt (90.+2 Zagadou). Trainer: Favre
Gladbach: Sommer - Lainer, Elvedi, Jantschke, Wendt (78. Stindl) - Kramer, Zakaria - Benes (63. Neuhaus) - Embolo (63. Herrmann), Plea, Thuram. Trainer: Rose
Tor: 1:0 Reus (58.).
Besonderes Ereignis: Der VAR erkennt ein Tor von Thorgan Hazard (BVB) wegen einer Abseitsposition ab (32.).