Mentalität ist ein Modebegriff im Fußball. Marco Reus hat ihn drastisch erweitert. Es fehlt ihm allerdings an Erinnerungsvermögen. Ein Kommentar.
Früher haben Fußballer gesagt, sie hätten sich die Lunge aus dem Hals gelaufen. Oder sie hätten gekämpft bis zum Umfallen. Oder sie hätten zwar verloren, aber dem Gegner wenigstens den Rasen kaputt getreten.
Irgendwann fand das Wort Mentalität Einzug in die Fußballersprache. Mentalität, das steht für alles Positive außerhalb der Ballbeherrschung: für Einsatz, für Leidenschaft, für Teamgeist. Trainer, die stolz auf ihre Mannschaft sind, bescheinigen ihr Mentalität. Jürgen Klopp sprach schon zu seiner Dortmunder Zeit von Mentalitätsmonstern, um die Belobigung auf eine noch höhere Ebene zu hieven.
„Wir haben uns dumm angestellt“
Auch Marco Reus hat nun den vielzitierten Begriff erweitert, seine Neuschöpfung allerdings macht aus der guten alten Mentalität eine fiese neue: „Das geht mir so auf die Eier mit euch, mit eurer Mentalitätsscheiße“, raunzte Borussia Dortmunds Kapitän den Sky-Reporter an, der wissen wollte, ob fehlende Mentalität der Grund für den späten Ausgleich im Spiel bei Eintracht Frankfurt gewesen sein könnte.
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Reus sah die Ursache ausschließlich in fußballerischem Fehlverhalten. „Wir haben uns dumm angestellt“, gab er zu. Der Mannschaft aber die Mentalität abzusprechen und sie damit an eine verbesserungswürdige Berufsauffassung zu erinnern, das ging aus seiner Sicht gar nicht. Wir lernen daraus: Wenn es schief läuft, darf man den Herren Profis mit Mentalität nicht kommen. Für den Erfolgsfall gilt das allerdings nicht, dann reden sie auch selbst gerne davon.
Was Reus nach der Niederlage bei Union Berlin sagte
Marco Reus ist allerdings ein Sonderfall. „Kommt mir jetzt nicht mit eurer Mentalitätsscheiße, jede Woche dieselbe Kacke“, wiederholte er – und hatte offensichtlich vergessen, was er nach dem 1:3 im vorletzten Auswärtsspiel bei Union Berlin gesagt hatte. Und zwar dies: „Grundsätzlich müssen wir uns komplett hinterfragen, eine andere Einstellung, eine andere Mentalität und einen anderen Willen an den Tag legen.“
Wie er’s gerade braucht…