Dortmund. Beim mühevollen 3:1-Sieg beim 1. FC Köln hat sich erstmals der Wert des breiten Kaders gezeigt. BVB-Kapitän Marco Reus fordert eine Steigerung.
Schnell und direkt machten es die meisten Profis von Borussia Dortmund am Samstag: Kaum hatte Trainer Lucien Favre nach dem 3:1 (0:1)-Sieg beim 1. FC Köln am Freitagabend und dem Auslaufen am Samstagvormittag zwei freie Tage spendiert, ging es zum Flughafen. Mario Götze und seine Frau Ann-Kathrin zog es in die Sonne Mallorcas, Paco Alcácer machte sich auf nach Paris, um dort mit seiner Verlobten Beatriz deren Geburtstag zu feiern. Und Mats Hummels flog zur Familie nach München.
Am Dienstag beginnt die Vorbereitung auf das Bundesligaspiel bei Aufsteiger Union Berlin am Samstag (18.30 Uhr/Sky). Und dann steht eine anatomisch anspruchsvolle Übung an, wenn man dem Kapitän glaubt: Man werde sich während der Videoanalyse „in den Arsch beißen“, kündigte Marco Reus in drastischen Worten an.
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Wenn nämlich den BVB-Spielern in der Video-Analyse gezeigt wird, was sie alles falsch gemacht hatten über weite Teile der Partie in Köln. Die Hausherren gingen aggressiv zu Werke, attackierten die Dortmunder schon an deren Strafraum. Und die hatten sich dafür zwar Lösungen überlegt, „aber wir haben sie nicht ausgespielt“, klagte Reus. Wenn doch, endete es allzu oft mit einem Fehlpass.
Die Folgen: viele Ballverluste, ein nahezu inexistentes Offensivspiel und der 0:1-Rückstand durch Dominick Drexler (29.). „Keine Lösung nach vorn, zu langsam, nicht zielstrebig“, lautete die Mängelliste von Torhüter Roman Bürki.
Erst nach einer Stunde im Spiel
Es dauerte über eine Stunde, bis der BVB in die Partie beim kampfstarken Aufsteiger hineinfand: Mit der Einwechslung von Julian Brandt und der Umstellung von 4-2-3-1 auf 4-3-3 erzwang Trainer Lucien Favre die Wende: Die Dortmunder fanden nun jene Räume im Mittelfeld, die sie zuvor vergebens gesucht hatten, kamen prompt zu Chancen – und zu Toren. Jadon Sancho (70.), der nun als bislang jüngster Spieler der Bundesliga-Geschichte 15 Tore erzielt hat, der ebenfalls eingewechselte Achraf Hakimi (86.) und Paco Alcácer (90.+4) erzwangen den zweiten Sieg im zweiten Saisonspiel.
„Dafür sitzen wir ja auf der Bank, dass der Trainer nachlegen kann, wenn es drauf ankommt und dass wir ein belebendes Element sind“, sagte Brandt. „Es ist wichtig, dass man so eine Breite hat. Es haben heute ja auch ein paar Spieler nicht gespielt, die auch ganz gute Namen auf dem Trikot stehen hatten.“
Sportdirektor Michael Zorc wurde für seine Einkäufe in der Sommerpause oft gelobt – und in Köln zeigte sich erstmals, welch großer Trumpf der breite Kader im Titelkampf werden könnte. Favre konnte sich sogar den Luxus erlauben, Mario Götze und Thomas Delaney draußen sitzen zu lassen und Raphael Guerreiro gar nicht erst mit nach Köln zu nehmen. Der Trainer hat nun ein beeindruckendes Angebot an Alternativen für jede Spielsituation zur Verfügung, und anders als so manches Mal in der Vorsaison scheint er gewillt, das zu nutzen.
Reus fordert Verbesserungen beim BVB
Der sehr lange sehr schwache Auftritt fiel so nicht mehr ins Gewicht – vergessen aber war er nicht. „Es geht jetzt nicht alles von allein, nur weil wir so gute Spieler dazu bekommen haben“, mahnte Kapitän Reus. „Wir müssen hart dafür arbeiten und den Kampf annehmen. Nur spielerisch wird es nicht gehen.“ Und wenn es am Samstag zum nächsten Aufsteiger Union Berlin geht, „haben wir hoffentlich bessere Lösungen“.