Dortmund. Mit dem fulminanten 5:1-Sieg gegen den FC Augsburg unterstreicht Borussia Dortmund seine Titel-Ambitionen. Auch die Zugänge überzeugten.
Es dauerte, bis das kleine Stückchen Stoff seinen vorherbestimmten Empfänger erreichte: Marco Reus, Kapitän von Borussia Dortmund, wurde ausgewechselt in der Schlussphase des Bundesliga-Auftaktspiels gegen den FC Augsburg. Er streifte sich die Binde vom Arm, übergab sie an Axel Witsel. Der blickte sich um und reichte sie dann weiter an: Mats Hummels. Und so erlebte Hummels nicht nur sein erstes Heimspiel im Dortmunder Stadion seit 1190 Tagen, nicht nur einen fulminanten 5:1 (1:1)-Sieg gegen weitgehend überforderte Augsburger. Für die letzten gut zehn Minuten war er wieder Kapitän, nachdem Reus-Stellvertreter Lukasz Piszczek das Feld schon verlassen hatte.
Zufall war das nicht: BVB-Trainer Lucien Favre hat Hummels zum dritten Kapitän nach Reus und Piszczek ernannt und damit ein weiteres Mal untermauert, was sich die Dortmunder von dem 30-Jährigen erwarten: eine Führungsrolle – und natürlich eine Stärkung der in der Vorsaison zu anfälligen Abwehr.
Das allerdings klappte zunächst überhaupt nicht: 31 Sekunden waren erst verstrichen, da lag der BVB schon 0:1 zurück. Mads Pedersen durfte ungestört flanken, und im Zentrum hatten weder Hummels noch sein Nebenmann Manuel Akanji den Torschützen Florian Niederlechner auf dem Schirm.
Es hätte ein herber Dämpfer für die durch namhafte Neuzugänge und starke Vorbereitungsspiele angefachte Euphorie sein können. Hätte, denn schon in der dritten Minute brachte eine blitzsaubere Kombination über Jadon Sancho und Reus den Ausgleich durch Paco Alcácer, in der zweiten Hälfte legten Sancho (51.), Reus (57.), Alcácer (59.) und Julian Brandt (82.) nach.
Es war ein hochverdienter Sieg, weshalb auch der sonst eher kritische Trainer Lucien Favre wenig auszusetzen hatte. „Wir haben 5:1 gewonnen, natürlich bin ich zufrieden“, sagte er. „Aber ich wäre auch mit einem 2:1 zufrieden gewesen.“ Denn seine Mannschaft hatte vieles richtig gemacht.
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Augsburg war genauso angetreten wie erwartet und befürchtet: mit mehreren dichten Abwehrriegeln rund um den Strafraum. In der vergangenen Saison hatten die Dortmunder mit tiefstehenden Gegnern durchaus Probleme, dieses Mal aber nicht – wozu die Neuzugänge einen entscheidenden Beitrag leisteten.
BVB-Zugang Hummels glänzt im Spielaufbau
Hummels, der Innenverteidiger, war die wichtigste Instanz im Aufbauspiel, immer wieder leitete er mit langen Flugbällen über die generische Abwehr gefährliche Szenen ein. „Das ist natürlich eine besondere Qualität, die er mitbringt“, lobte Sportdirektor Michael Zorc. Und: „Mats bleibt immer ruhig im Aufbau, das beruhigt die ganze Mannschaft und gibt ihr Sicherheit."
Von den langen Bällen profitierten vor allem die Flügelstürmer: „Wir sind immer bereit, wenn Mats den Ball hat“, erklärte Thorgan Hazard, der zweite Neuzugang in der Startelf. „Wir wissen, dass er den Ball mit rechts auf die rechte Seite spielen kann und mit links auf die linke Seite. Er kann alles, er ist ein super Abwehrspieler und ein Leader.“
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Auch Hazard lieferte ein ansprechendes Bundesliga-Debüt für den BVB, brach immer wieder zur Grundlinie durch. Und Nico Schulz, der dritte Debütant, sammelte eifrig Ballkontakte, schob immer wieder über die linke Seite an und wurde von den Zuschauern mit langgezogenen „Schulz“-Rufen gefeiert – eine Reminiszenz an die Klublegende Michael Schulz.
Und dann war da noch Julian Brandt, der zuletzt wegen Adduktorenproblemen gefehlt hatte, nun aber 14 Minuten nach seiner Einwechslung traf. Wie er den hochbegabten Nationalspieler künftig in seine Startelf einbaut, dürfte Favre durchaus Kopfschmerzen bereiten, denn auch die etablierten Kräfte überzeugten. Alcácer etwa, der zwei Tore schoss und körperlich deutlich fitter ist als im Vorjahr. Oder Julian Weigl, der sich als offensiverer Nebenmann von Axel Witsel zurück in die Mannschaft gekämpft hat.
BVB-Sportdirektor Zorc bremst die Euphorie
„Wir sind weiter als vor einem Jahr zu dieser Zeit“, meinte Torhüter Marwin Hitz, der den angeschlagenen Roman Bürki vertrat. Das dürfte durchaus als Drohung ankommen bei der Konkurrenz, ebenso wie der deutliche Sieg samt Tabellenführung. Michael Zorc aber bremste die Euphorie auch mit Hinweis auf die desolaten Augsburger: „Im vergangenen Jahr war es unangenehmer, gegen sie zu spielen“, sagte der Sportdirektor. „Das war ein guter Start – mehr aber auch nicht.“