Dortmund. Die BVB-Doku „Inside Borussia Dortmund“ ist ab Freitag zu sehen. Sie zeigt unterhaltsame Momente – aber längst nicht alle Türen werden geöffnet.
Irgendwann hatte Manuel Akanji zu viel. Der Abwehrspieler von Borussia Dortmund saß zusammen mit Marco Reus, Axel Witsel und Lukasz Piszczek, und gemeinsam entschieden sie: So kann es nicht weitergehen. Vier Spiele in Folge hatte der BVB nicht gewonnen. „Und da haben wir gedacht: Jetzt ist vielleicht der Zeitpunkt, dass wir mit der ganzen Mannschaft reden“, sagt Akanji. Die Mitspieler sollten aufgerüttelt werden, sensibilisiert werden für die große Chance auf die Deutsche Meisterschaft, die sie im Frühjahr 2019 zu verspielen drohten.
So erzählt es der Schweizer in der Dokumentation „Inside Borussia Dortmund“, die der Klub in Zusammenarbeit mit dem Streamingdienst „Amazon Prime“ produziert hat. Am Mittwochabend feierte die vierteilige Serie vor 2000 Fans und 1000 weiteren geladenen Gästen im Dortmunder Stadion offiziell Premiere, ab Freitag ist die erste Folge dann bei Prime zu sehen.
„Inside Borussia Dortmund“ – BVB-Doku ab Freitag bei Amazon zu sehen
Insgesamt 70 Drehtage hat der bekannte Filmemacher Aljoscha Pause beim BVB gebracht, herausgekommen sind rund sechs Stunden Filmmaterial, die die Saison 2018/19 nacherzählen und einen noch nie dagewesenen Blick hinter die Kulissen ermöglichen sollen.
Tatsächlich gibt es diese Momente, in denen sich der Vorhang lüftet, in denen der Außenstehende einen recht unverstellten Blick auf das erhält, was im Innenleben der Mannschaft und einiger ihrer Protagonisten vor sich geht. Aber sie bleiben in den ersten beiden für Journalisten bereits freigegebenen Serienteilen dosiert. So erzählt Akanji zwar von seiner Ansprache – zu sehen und zu hören aber gibt es den Appell an die Kollegen nicht.
Pause und sein Team durften in die Kabine, in den Mannschaftsbus, ins Konferenzzimmer auf der Chefetage. Wenn es aber wirklich brisant wird, wenn die Taktik beraten oder Spielertransfers diskutiert werden, dann ist die Kamera höchst selten dabei. Kenner anderer Amazon-Produktionen wie der „All or nothing“-Reihe aus der American-Football-Liga NFL sind da mehr Einblicke gewohnt.
BVB-Doku: Axel Witsel hat seine Vokabeln nicht gelernt
Wann immer Pause und sein Team ganz nah heran dürfen, entstehen die besonderen Momente: Wenn etwa Co-Trainer Manfred Stefes in der Halbzeitpause der Partie gegen die TSG Hoffenheim in Vertretung des erkrankten Cheftrainers Lucien Favre die Halbzeitansprache hält – und auf der Taktiktafel in seinem Rücken sogar die Körpergröße aller Gegenspieler notiert ist. Wenn sich die medizinische Abteilung zur Lagebesprechung trifft.
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Wenn Marco Reus nach einer Verletzung im Aufbautraining schuftet. Wenn Axel Witsel und Paco Alcácer beim Deutschunterricht sitzen und der 30-jährige Witsel auf die Frage, ob er denn die Vokabeln geübt habe, mit feinstem Lausbubengrinsen antwortet: „Ein bisschen.“
Spieler erinnern sich an den Anschlag auf den BVB-Bus
Daneben sind es Interviews mit den Stars, mit Sportdirektor Michael Zorc und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, die einen Großteil der Filme ausmachen. Es wird gerade zu Beginn viel erzählt und weniger erlebt – auch aus einer gewissen Not heraus: Erst im Wintertrainingslager in Marbella stieß Aljoscha Pause mit seiner Kamera zum BVB, dennoch muss ja auch die Hinrunde zusammengefasst werden.
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Weil Pause aber sein Handwerk beherrscht, weil er ein gutes Gespür für Dramaturgie hat, gelingt in diesem Teil dennoch ein emotional besonders dichter Moment: als die Spieler sich noch einmal zurückerinnern an den Anschlag auf die Mannschaft im April 2017, der zwar schon eine Weile zurückliegt, aber immer noch nachwirkt.
Julian Weigl wurde nach 0:5 gegen die Bayern laut
Ansonsten holpert es gerade zu Beginn noch: „Man hat schon gemerkt, dass es für viele Spieler ungewohnt war, ständig gefilmt zu werden“, sagt Marcel Schmelzer. „Anfangs war es ungewöhnlich, ab und zu auch unangenehm. Aber nach ein paar Wochen hat es sich gelegt, es hat dann irgendwie dazugehört.“
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Als Dortmund 0:5 bei Bayern München untergeht, wütet ein aufgebrachter Julian Weigl in der Kabine: „Keine Eier! Wir spielen wie kleine Kinder.“ Ja, es gab Momente, „in denen wir die Kamera nicht dabei haben wollten“, erzählt ein schmunzelnder Marco Reus. Insgesamt habe die Arbeit mit dem Filmteam „unheimlich viel Spaß gemacht“.
Doku ist für BVB-Fans ein Muss
Spaß und Unterhaltung bietet „Inside Borussia Dortmund“ auch für den Zuschauer. Wer den uneingeschränkten Blick durchs Schlüsselloch erwartet, vielleicht auch die Antwort auf die Frage, warum der so komfortable Vorsprung an der Tabellenspitze in der Rückrunde verspielt wurde, der wird zumindest in den ersten beiden Folgen enttäuscht werden – so weit geht der exklusive Einblick nicht.
Und doch werden auch Fußballkenner einiges Überraschendes, Neues und Interessantes finden. Und für BVB-Fans ist die Serie ohnehin ein Muss, auch wenn sie aus ihrer Sicht das falsche Ende hat. Den Reiz der Doku freilich mildert das nicht: „99 Prozent aller Filme haben ein Happy End, deswegen ist es vielleicht etwas Spezielles, wenn es anders kommt“, sagt Roman Bürki. „Und es macht Lust auf mehr.“
Der Torhüter hat einen neuen Anlauf auf den Titel im Sinn. Aber auch eine Fortsetzung des Filmprojekts ist nicht ausgeschlossen.
Hinweis: Ab Freitag, 16. August, ist der erste Teil der Doku bei Amazon Prime zu sehen, bis zum 13. September folgt wöchentlich eine weitere Folge. Abonnenten von Amazon Prime können die Episoden von „Inside Borussia Dortmund“ über die Prime Video-App auf Smart-TVs und mobilen Geräten sowie am Computer im Browser streamen. Amazon kündigte an, dass die Folgen über die „Prime Video“-App auch auf Mobilgeräte und Tablets heruntergeladen und offline unterwegs geschaut werden können.