Dortmund. . Borussia Dortmunds Geschäftsführer lobt die Vorbereitung des Vizemeisters. Am Samstag trifft die BVB-Euphorie zum ersten Mal auf die Realität.
Es waren ungewöhnlich deutliche Worte, die Sebastian Kehl am Samstag loswerden wollte. Borussia Dortmund hatte das Testspiel beim Drittligisten Preußen Münster 4:0 (1:0) gewonnen, doch der Leiter der Lizenzspielerabteilung ärgerte sich trotzdem. Über die Einstellung. Das Tempo. Die vielen Querpässe der Profis, die es derzeit nicht in die Startelf schaffen.
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„Heute war es wichtig, dass sich der eine oder andere zeigt. Aber um sich aufzudrängen, um einen Eindruck zu hinterlassen, hätte mehr kommen müssen“, mahnte Kehl. Fast so, als würde er vor dem Bundesliga-Auftakt am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den FC Augsburg ganz bewusst einen Kontrapunkt zu der Glückseligkeit im Umfeld setzen wollen. Denn nach einer fast reibungslosen Vorbereitung mit vielen Toren und ausnahmslos Siegen warnte auch Julian Brandt, der in Münster nach seiner Adduktorenverletzung 45 Minuten spielte: „Wir dürfen uns nicht zurücklehnen.“
Die aufsehenerregenden Millionen-Transfers und die neue Zielsetzung (Meistertitel) haben die Erwartungen in die Höhe geschraubt. Doch je höher diese steigen, desto tiefer kann die Mannschaft fallen. Am Samstag trifft die BVB-Euphorie zum ersten Mal auf die Realität. Dann beginnt die Bundesliga. Dann wird sich zeigen, wie gut die Mannschaft die neue Erwartungshaltung verpackt.
„Die Vorbereitung lief richtig gut. Alle haben gut mitgezogen, die Spiele waren sehr erfolgreich“, erklärt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Gespräch mit dieser Zeitung und ergänzt: „Es herrscht eine unfassbare Euphorie in der Stadt. Das ist zwar schön, das macht auch Freude. Wir müssen diese Euphorie für uns aber richtig einordnen, sie kanalisieren und gierig bleiben.“
BVB-Kapitän Reus: Zielstrebigkeit fehlte
Schon der Freitagabend hat verdeutlicht, welche Schwierigkeiten auf die Dortmunder in der kommenden Saison zukommen können. Da gewann der Vizemeister in der ersten Runde des DFB-Pokals zwar letztlich souverän 2:0 (0:0) gegen den KFC Uerdingen, die Borussia tat sich gegen den Drittligisten in Düsseldorf allerdings lange schwer. Die Mannschaft von Ex-BVB-Profi Kevin Großkreutz igelte sich in der eigenen Hälfte ein, verteidigte, kämpfte, grätschte. Und der BVB suchte und suchte nach einer Lücke. „Wir müssen zielstrebiger werden. Unsere Gegner dürfen keine Zeit haben zum Nachdenken, sie dürfen keine Zeit haben, um sich zu stellen“, erklärte Kapitän Marco Reus deswegen im Anschluss. Trainer Lucien Favre bemängelte: „Wir waren zu wenige Spieler in der Spitze. Es haben Läufe in die Tiefe gefehlt. Die sind nötig, um solche Mannschaften zu destabilisieren.“
Bereits in der vergangenen Spielzeit hatte seine Elf Probleme mit tief stehenden Gegnern. Nun muss man kein Prophet seien, um vorauszusagen, dass sich auch in der kommenden Bundesliga-Saison viele Klubs gegen die Künstler aus Dortmund lieber zurückziehen werden. Bislang hat Favre zu selten Antworten darauf gefunden. Eine wäre, nur noch mit einer Sechs zu spielen, um dadurch mehr Offensive im Mittelfeld zu versammeln. Vielleicht könne dies helfen, sagte Reus. Vor allem aber müssten die Abläufe stimmen. „Da sind wir dabei. Das wollen wir verbessern.“
BVB-Sportdirektor Zorc sieht die Mannschaft gut gerüstet
Am Besten schon am Samstag zum Liga-Start gegen Augsburg. Sportdirektor Michael Zorc sieht die Mannschaft dafür gut gerüstet. „Jeder kennt unsere Ziele, jeder weiß, dass wir uns keine Nachlässigkeit erlauben können“, sagt er dieser Zeitung. „Deswegen gehe ich davon aus, dass die Anspannung steigt und wir uns nicht zurücklehnen.“