Dortmund. . Im Trainingslager in den USA übernimmt Mats Hummels direkt wieder eine Führungsrolle. Doch das birgt Konfliktpotenzial im BVB-Kader.
Es ist eine Szene, wie sie sich auch der große Humorist Loriot hätte ausdenken können: „Wie war es, Teil dieser Dokumentation zu sein?“, fragt der Moderator. „Ich war kein Teil dieser Dokumentation“, antwortet Mats Hummels. Und die 500 Zuschauer in einem großen Saal im Amazon-Hauptquartier in Seattle lachen.
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Der Abwehrspieler von Borussia Dortmund ist mit den Kollegen Marco Reus, Axel Witsel und Mario Götze sowie Lizenzspieler-Chef Sebastian Kehl und Marketing-Geschäftsführer Carsten Cramer gekommen, um über „Inside Borussia Dortmund“ zu sprechen – jene vierteilige Dokumentation über die Saison 2018/19, die der BVB gemeinsam mit dem Streaming-Dienst Amazon Prime Video produziert hat und die am 14. August Premiere feiert.
Tatsächlich hat Hummels mit der Doku bemerkenswert wenig zu tun, er hat ja in der vergangenen Saison noch für Bayern München gespielt. Dass er dennoch auf dem Podium sitzt, sagt einiges aus über ihn und die Rolle, die er nach seiner Rückkehr für 30,5 Millionen Euro gleich wieder einnimmt. Der 30-Jährige weiß, was er zu sagen hat und kann das auch auf Englisch sehr gut ausdrücken. Er hat keine Scheu, seine Ansichten pointiert zu vertreten. Und er ist gerade einmal zwei Wochen nach Trainingsstart schon wieder einer der Wortführer.
BVB-Rückkehrer Hummels spricht sogar Spanisch
Das gilt auch auf dem Trainingsplatz: „Kurz!“ – „Geh drauf!“ – „Links!“ Immer wieder ist es Hummels, der die Kommandos gibt, der seine Mitspieler anleitet und mal korrigiert, sogar auf Spanisch. „Viele Spieler sprechen Spanisch, deswegen ist das eben eine der Sprachen, die man benutzt“, erklärte er später.
Schon nach wenigen Tagen füllt der Innenverteidiger die Rolle aus, die ihm die Verantwortlichen zugedacht haben, als sie sich zur spektakulären Rückholaktion entschieden. „Natürlich erwarten wir von ihm, dass er sportlich eine Führungsrolle spielt, dafür haben wir ihn zurückgeholt“, sagt Sportdirektor Michael Zorc.
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„Mats ist ein Qualitätsspieler“, erklärt Marco Reus. „Und wenn du was erreichen willst, brauchst du Qualitätsspieler.“ Der Kapitän mag es nicht beabsichtigt haben, aber seine Aussage klingt seltsam distanziert – und illustriert damit eines der Risiken, die die Hummels-Rückkehr ja zweifelsfrei birgt: Sie wirbelt die gerade erst neu gewachsene Hierarchie in der Mannschaft gewaltig durcheinander, was einerseits Kräfte freisetzen, andererseits zu erheblichen Konflikten führen kann.
Dass er seine Meinung selten versteckt, kann einem wie Hummels --einst selbst BVB-Kapitän – auch zum Nachteil gereichen: Als er in München mal in der Kritik stand, veröffentlichte er auf Twitter eine Statistik, die zeigte, dass die Erfolgsquote mit ihm in der Mannschaft höher war als ohne ihn.
Bei den BVB-Kollegen angeeckt
Als er noch mit dem BVB 1:5 in München verlor und bei zwei Gegentoren nach langen Bällen nicht die beste Figur machte, wies er spitz darauf hin, dass die Angreifer diese langen Bälle ja mit energischem Anlaufen hätten unterbinden müssen. Beides kam im Kollegenkreis nicht gut an.
Vielleicht ist es deswegen ja auch als Lernfortschritt zu werten, dass Hummels sich in Seattle auch mal auf die Zunge beißt – als ihn nämlich der Moderator fragt, ob der Titelgewinn mit den Bayern angesichts der Dortmunder Enttäuschung gemischte Gefühle hervorgerufen habe: „Ich weigere mich absolut, diese Frage zu beantworten.“