Dortmund. Der Kapitän strebt bei Borussia Dortmund eine neue Grundhaltung aller Spieler an. Das Ziel der Westfalen ist der Gewinn der Meisterschaft.

Um die Worte von Marco Reus am Mittwoch besser zu verstehen, muss man etwas zurückblicken. Auf den Abend am 18. Mai, als der Kapitän von Borussia Dortmund als letzter Profi aus der Kabine im Gladbacher Stadion trottete. Erschöpft, enttäuscht, auch niedergeschlagen. Weil die Deutsche Meisterschaft mal wieder im fernen München mit Weißbier begossen wurde, dem BVB trotz einer grandiosen Hinrunde nur die Vizemeisterschaft blieb. Reus rang damals nach Erklärungen, grübelte sichtlich, ließ aber durchblicken, dass es einigen Profis wohl auch an der letzten Überzeugung gefehlt habe.

Nun, fast acht Wochen später, steht der 30-Jährige zum ersten Mal wieder auf dem Trainingsgelände von Borussia Dortmund. Entspannt, erholt. Er habe sich in seinem verlängerten Urlaub (aufgrund der Länderspiele im Juni) quasi gar nicht mit Fußball beschäftigt, erzählt Reus. Der Fernseher blieb aus, dies sei wichtig gewesen. Doch jetzt sei die Lust wieder da. Auf Fußball. Auf die Vorbereitung. Auf die neue Saison. Es wird ernst.

Ausrutscher sollen vermieden werden

Auch deswegen präsentiert der Kapitän so etwas wie die Lehre aus der vergangenen Spielzeit. „Wir müssen damit anfangen, jeden Tag daran zu glauben, dass wir in diesem Jahr einiges erreichen können“, sagt er. Denn: „Unser Ziel muss sein, ganz oben zu stehen.“

Während die Dortmunder Verantwortlichen also bislang über 100 Millionen Euro ausgegeben und zudem das Ziel Deutsche Meisterschaft ausgerufen haben, arbeitet Reus nach innen. Nicht weniger als ein Mentalitätswechsel soll her. Jeder soll in jeder Partie die Gier auf den Titel verspüren, damit sich Ausrutscher wie in der vergangenen Saison nicht wiederholen. Im Grunde sollen die Profis eine ähnliche Siegermentalität entwickeln, wie sie der FC Bayern seit Jahren vorlebt.

Damit dies gelingt, wird Reus auch die Hilfe von Mats Hummels benötigen. Dieser hat ja selbst gerade erst drei Jahre in München gespielt, dort dreimal die Meisterschaft gefeiert, nun wagt er beim BVB den Neuanfang. Vielleicht kann Hummels dabei in der kommenden Saison die Schwächen von Reus selbst ausgleichen, denn beim 0:5-Debakel in München ließ auch der Kapitän die Schultern hängen. „Es ist immer hilfreich, wenn man mehrere Spieler in der Mannschaft hat, die eine gewisse Persönlichkeit mitbringen“, sagt jedenfalls Reus.

Brandt braucht noch Orientierung

Erst mal muss sich die Mannschaft sowieso finden. Trainer Lucien Favre hat am Mittwoch auch die Neuzugänge Julian Brandt, Thorgan Hazard und Nico Schulz bei ihrem ersten Arbeitstag in Schwarz-Gelb begrüßt. Nach den obligatorischen Leistungschecks werden sie nach und nach anfangen, zu trainieren. Wenn der BVB am kommenden Montag in die USA reist, bleibt zudem genug Zeit, die neuen Mitspieler zu beschnuppern.

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Dass sie alle noch etwas Zeit brauchen, um ihre neue Umgebung kennenzulernen, demonstrierte Julian Brandt bereits bei seiner Ankunft. Da fuhr er mit seinem Wagen auf den Parkplatz des Nachwuchsbereiches, anstatt in den abgesperrten Bereich der Profis zu brausen. Brandt stieg aus, bemerkte seinen Fehler, setzte sich wieder, parkte um.

Schwamm drüber. Wenn dies sein einziger Patzer bleibt, wird auch Reus sehr gut damit leben können.