Essen. Nüchtern betrachtet ergäbe eine Hummels-Verpflichtung für den BVB Sinn. Doch es gilt auch andere Faktoren zu berücksichtigen. Ein Kommentar
Schnee ist weiß, Elefanten sind groß, Fußball ist ein Geschäft. Weiß man, sind Binsen. Ein Spieler entdeckt bei einem anderen Verein eine bessere Perspektive, meist verbunden mit einem höheren Gehalt – also wechselt er. Ein Verein benötigt eine Verstärkung – also holt er sich einen Spieler, den er sportlich für geeignet und dessen Verpflichtung er auch wirtschaftlich für vertretbar hält.
So nüchtern könnte man den Wechsel von Mats Hummels von Borussia Dortmund zu Bayern München im Jahr 2016 betrachten. Und so sachlich und fachlich ließe sich jetzt auch die vom BVB geplante Rückhol-Aktion beurteilen.
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Wenn, ja wenn der Fußball nicht vollgepumpt mit Emotionen wäre.
Mats Hummels war der Kapitän des BVB, als er nach München zog – mit dem (nicht erreichten) Ziel, auch mal Champions-League-Sieger zu werden. Einen Wechsel ins Ausland hätten ihm die BVB-Fans nachgesehen. Aber die Bayern zu stärken, die den Dortmundern vorher schon Mario Götze und Robert Lewandowski abgeworben hatten – das empfanden viele Anhänger der Schwarz-Gelben einfach als unanständig. Darum kramen sie nun aus dem Giftschrank der Gemeinheiten allerlei Pfeile hervor. Für diese Fans ist Hummels beim BVB so willkommen wie ein Maßschneider an einem FKK-Strand.
Vereinstreue gibt es kaum noch
Fans sind heutzutage empfindlicher als früher. Sie projizieren ihre eigenen moralischen Werte, vor allem ihre Vorstellung von Vereinstreue, auf die Profis. Die aber sind nur noch höchst selten vom Schlage eines Michael Zorc, eines Ata Lameck, eines Bernard Dietz, eines Klaus Fichtel. Berufsfußballer fühlen sich mehr denn je ihren egoistischen Interessen verpflichtet.
Für Borussia Dortmunds Klubführung dürfte es also schwer werden, diese sensible Personalie zu moderieren. Mehrmals schon hat der BVB Meisterspieler zurückgeholt: Nuri Sahin, Shinji Kagawa, Mario Götze. Dabei handelt der Verein garantiert immer gewissenhaft, er wird auch diesmal alle Vor- und Nachteile genau abwägen. Dennoch: Diese Spieler, auch Hummels, waren schließlich gegangen, weil sie sich woanders mehr erhofft hatten. Man kann Fans verstehen, die deshalb sagen: Dann sollen sie auch da bleiben. Rückkehr heißt nämlich immer auch: Rückschritt.