Dortmund. Der BVB arbeitet an einer Verpflichtung von Mats Hummels. Anders als berichtet aber gibt es noch keine Einigung mit dem FC Bayern.
Die Tribüne im Stadion Rote Erde war prominent besetzt: Hermann Gerland, Sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des FC Bayern, verfolgte das U17-Finale zwischen Borussia Dortmund und dem 1. FC Köln (2:3). Neben ihm Peter Hermann, der scheidende Co-Trainer der Münchener. Dann Sven Mislintat, einst Chefscout des BVB, nun Sportdirektor beim VfB Stuttgart. Und sein Nachfolger in Dortmund, Markus Pilawa.
Sportdirektor Michael Zorc erschien erst nach Anpfiff. Nachfrage: Waren Verhandlungen mit Mats Hummels der Grund für die Verspätung? Grinsen. Kein Kommentar.
Arbeit hinter den Kulissen
Allüberall wird geschwiegen zu einem möglichen Wechsel des Innenverteidigers vom FC Bayern nach Dortmund. Beim BVB beißt man die Zähne fest zusammen. Hermann Hummels, Mats’ Vater und Berater, teilt am Telefon mit, dass er nichts mitzuteilen habe. Auch Mats Hummels selbst, derzeit im Urlaub in Miami, hüllt sich in Schweigen.
Hinter den Kulissen aber wird konkret gearbeitet am potenziellen Sensationstransfer – auch wenn die Dortmunder Verantwortlichen am Sonntag durchaus überrascht waren, als sie der Bild-Zeitung entnahmen, es sei schon alles ausverhandelt: eine Ablösesumme von 20 Millionen Euro plus Boni, ein Gehalt knapp unter zehn Millionen Euro.
Es wäre ein umstrittener Wechsel
So weit ist es noch nicht. Zwar ist Hummels durchaus wechselwillig, sind die Bayern grundsätzlich und die Dortmunder sehr gerne zu dem Transfer bereit – und doch gibt es noch einiges zu klären. Denn der Wechsel wäre kein normaler. Er wäre ein spektakulärer. Ein überraschender. Ein umstrittener.
Als es Hummels 2016 in den Süden Deutschlands zog, hinterließ er eine gespaltene Fanszene. Die einen schimpften und meckerten, weil der Kapitän seine Mannschaft verließ. Die anderen dankten ihm trotz all der Enttäuschung für acht herausragende Jahre. Im Schnelldurchlauf: 2008 wechselte Hummels vom FC Bayern zum BVB, entwickelte sich dort zu einem der besten deutschen Innenverteidiger, gewann 2011 die Meisterschaft, 2012 das Double.
Hummels käme mit Stärken – und Schwächen
Jetzt also würde er im Alter von 30 Jahren zurückkehren. Mit all seinen Stärken – und all seinen Schwächen.
Einerseits mangelt es ihm an Tempo. Bayern-Trainer Niko Kovac schätzt ihn nicht wirklich. Bundestrainer Joachim Löw hat ihn aussortiert. Andererseits hat Hummels in der vergangenen Rückrunde häufig überzeugt. Sein Aufbauspiel ist nach wie vor herausragend, sein Kopfballspiel eine Waffe. Erfahrung hat er in vielen, vielen Duellen gegen die weltbesten Stürmer gesammelt. Auch deswegen strahlt der Verteidiger in guten Momenten eine Überzeugung aus, an der es den jüngeren Dortmunder Verteidigern noch mangelt.
Der BVB-Abwehr fehlte Erfahrung
Dies ergab auch die Saisonanalyse der BVB-Verantwortlichen: Die Meisterschaft wurde auch deshalb verpasst, weil die Profis in einigen Partien patzten, die Knie am Ende häufig zitterten. Da soll die Erfahrung und Ausstrahlung von Hummels helfen.
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Daher basteln die Dortmunder erneut an einer Rückholaktion, wie einst bei Nuri Sahin, Shinji Kagawa und Mario Götze. Keiner von ihnen erreichte die Stärke und Bedeutung von einst. Warum sollte dies bei Hummels anders sein?
Hummels war schon öfter Thema
Die BVB-Bosse glauben, dass der Verteidiger die junge Elf noch immer führen kann. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke träumt schon lange davon, den Ex-Kapitän zurückzuholen, immer wieder wurde dies andiskutiert – als so schöner wie unrealistischer Wunsch. Nun aber, da die Bayern in Lucas Hernandez für 80 Millionen Euro und Benjamin Pavard für 35 Millionen Euro zwei hochkarätige Abwehrspieler holen, scheint Hummels’ Stern im Süden zu sinken – und der langgehegte Traum kann in Erfüllung gehen.