Mönchengladbach. Der BVB gibt sich nach der ersten Enttäuschung kämpferisch. Erst soll der Kader verfeinert werden - dann geht es wieder auf Bayern-Jagd.

Ein kleines Empfangskomitee hatte sich zusammengefunden, als der Mannschaftsbus von Borussia Dortmund am Trainingszentrum eintrudelte. Gut 120 BVB-Anhänger klatschten, jubelten und vermittelten so eine Ahnung, was hier los gewesen wäre, wenn es noch geklappt hätte mit der Deutschen Meisterschaft.

Doch das hat es nicht. Und so feierten die Spieler, die Trainer, die Betreuer und die Verantwortlichen nach dem 2:0 (1:0)-Erfolg bei Borussia Mönchengladbach keine große Sause, sondern ließen die vergangenen 34 Spieltage gemeinsam Revue passieren. Das Auf und Ab. Das Vor und Zurück. Die Ekstase. Die Sensationen. Die Enttäuschungen. Das Drama. Diese Saison war eine denkwürdige. Sie war auch eine gute. Sie hätte sogar eine große werden können, aber letztlich scheiterte dies an vielen, vielen Kleinigkeiten.

Nun darf sich der BVB Vizemeister nennen. 76 Punkte hat er gesammelt, zwei weniger als der FC Bayern. „Es wäre vielleicht noch etwas mehr drin gewesen, aber wir stehen ja erst am Anfang einer Entwicklung“, erklärte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Auch Sportdirektor Michael Zorc betonte: „Diese Saison ist eine Verpflichtung, aber auch Motivation, wieder anzugreifen.“

Zum BVB? Julian Brandt entscheidet sich bald

Tatsächlich deutet sich kein Abgang eines Leistungsträgers an. Immer mal wieder wabern Wechselgerüchte um Jadon Sancho durch die Medien, der gegen Gladbach das 1:0 (45.) erzielte, ehe Marco Reus erhöhte (54.). Doch die Bosse haben klar signalisiert, dass die Entdeckung der Saison bleiben werde. Zudem wird der Kader durch Offensivkünstler Thorgan Hazard verfeinert. Linksverteidiger Nico Schulz kommt auch. Julian Brandt vielleicht.

„Ich gehe davon aus, dass in den nächsten fünf, sechs, sieben Tagen eine Entscheidung fallen wird“, erklärte Bayer Leverkusens Sportvorstand Rudi Völler bei Sky. Brandt hat in Leverkusen noch einen Vertrag bis 2021. Dieser soll eine Ausstiegsklausel von 25 Millionen Euro beinhalten, die der BVB gerne ziehen würde. Um mit dem 23-jährigen Nationalspieler künftig über einen weiteren Strategen zu verfügen, der auch auf der Acht eingesetzt werden könnte.

Favre muss beim BVB weiter tüfteln

So oder so weiß Trainer Lucien Favre aber, dass er tüfteln muss, wenn die Dortmunder wirklich am FC Bayern dranbleiben wollen. Nach der grandiosen Hinrunde (42 Punkte) strauchelten die Schwarz-Gelben in der Rückserie (34 Zähler) immer wieder. Verspielten Führungen. Gingen bei den Bayern unter. Vergeigten das Derby. Dadurch verpuffte der zwischenzeitlich Neun-Punkte-Vorsprung auf die Münchener.

Favres Elf war bei Standardsituationen zu anfällig. Sie war am Ende nicht mehr in der Lage, kritische Wendungen innerhalb einer Partie zu verpacken. Und dann war da auch eine gewisse Biederkeit gegen tief stehende Gegner. Wenn die Borussia kein Tempo aufnehmen konnte, blieben große Chancen meist Mangelware.

BVB hat 21 Punkte mehr als in der Spielzeit zuvor

„Vielleicht hat auch die Gier gefehlt, dass jeder wirklich weiß, dass für uns unheimlich viel drin ist“, meinte Kapitän Marco Reus, der aber hinzufügte, wie stolz er trotzdem sei. „Wir haben eine unheimlich gute Entwicklung genommen.“ Was vor allem beim Blick auf die Spielzeit zuvor deutlich wird. Da rumpelten die Dortmunder noch durch die Saison, sammelten 21 Punkte weniger als jetzt. Deswegen sagte auch Torhüter Roman Bürki: „Wir werden bald realisieren, was wir geleistet haben.“

Am späten Samstagabend räumten die Profis noch ihre Sachen aus ihren Spinden, um sich in den Urlaub zu verabschieden. Abschalten. Auftanken. Und dann? „Wir werden alles daran setzen, dass wir auch mal wieder den Titel gewinnen“, kündigte Reus an.

Die Bayern-Jagd geht weiter.