Essen. Neven Subotic glaubt an den BVB als Meister – und spricht im Interview über seinen auslaufenden Vertrag, einen möglichen Wechsel und seinen deutschen Pass.
Es läuft für Neven Subotic: Der Innenverteidiger ist Stammspieler und Leistungsträger bei der AS Saint-Etienne, schoss kürzlich sogar ein wunderschönes Tor. Sein Klub allerdings ist nach zwei Niederlagen abgerutscht von Platz vier auf Rang sechs der französischen Liga – das würde nicht reichen, um in der kommenden Saison im Europapokal anzutreten. Doch es sieht ohnehin nicht danach aus, als würde der Abwehrspieler, der vor einem Jahr von Borussia Dortmund kam, dann noch in Saint-Etienne spielen. Im Interview lässt der 30-Jährige erkennen, dass er für eine neue Herausforderung offen ist. Im Sommer läuft sein Vertrag aus, er könnte also ablösefrei wechseln.
Lassen Sie uns mit einer Frage zu Ihrem Ex-Klub beginnen: Bayern ist gerade am BVB vorbeigezogen. Kann Dortmund trotzdem noch Meister werden?
Neven Subotic: Klar kann der BVB noch Meister werden. Es ist aus meiner Sicht ein offenes Rennen. Es freut mich auch sehr für alle Fußballfans, dass die Meisterschaft durch Dortmund so spannend gestaltet wird. Ich tippe immer noch auf den BVB!
Zu Ihnen: Sie haben kürzlich den Siegtreffer gegen den FCO Dijon erzielt. Werden Sie jetzt auch noch zum Torjäger?
(lacht) Da eine Schwalbe bekanntlich noch keinen Sommer macht, werde ich mit einem Tor noch nicht zum Torjäger. Aber es war schon sehr schön, dass mein Tor zum wichtigen Sieg verholfen hat. Mit meinen drei Toren in einem Jahr bin ich erstmal zufrieden, auch wenn ich damit keine Torjägerkanone gewinnen werde.
Ihr Volleytreffer gegen Dijon war technisch in jedem Fall äußerst hochwertig.
Ja, ja, vielen Dank. Dafür habe ich ja am Wochenende davor noch geradezu meisterlich den Ball von der Linie gekratzt – allerdings von der gegnerischen (lächelt).
Zuletzt hat in Deutschland Ihre Kopfverletzung kurz vor Weihnachten für Aufsehen gesorgt, sie mussten blutüberströmt vom Platz getragen werden. Inzwischen haben Sie wieder neun Spiele bestritten. Wie geht es dem Kopf?
Ich denke nicht mehr daran, das ist komplett verheilt und vergessen. Es sah viel schlimmer aus, als es tatsächlich war.
Damals kursierten sehr schnell Gerüchte über einen schweren Schädelbruch, über Bewusstlosigkeit, über Gedächtnisverlust. Was ist wirklich passiert?
Ich war schon etwas groggy. Unser Torwart hat doch ein sehr robustes Knie. Ich war aber sehr schnell wieder voll da. Die anschließende Pause war auch durch vorgeschriebene Untersuchungen der französischen Liga bedingt. Ich persönlich wäre schon früher wieder bereit gewesen.
Hatten Sie Glück im Unglück?
Auf jeden Fall. Es sah viel schlimmer aus, als es dann letztendlich war.
Wie geht man danach wieder ohne Angst in Zweikämpfe?
Augen zu und drauf (lacht). Nein, im Ernst: Der Moment sah schlimmer aus, als ich ihn erlebt habe. Es hat rumms gemacht und dann lag ich eben da. Ich muss nicht ohne Angst ins Spiel gehen, da ich gar keine Angst entwickelt habe. Als Fußballer ist man gewohnt, auf die Fresse zu bekommen und dann direkt weiterzumachen.
Ihr Vertrag bei Saint-Etienne läuft im Sommer aus. Wie geht es weiter?
(lächelt) Man wird sehen.
Das klingt eher nach Abschied. Was müsste ein Verein bieten, um interessant zu sein?
Ich bin gerne Teil etwas Größerem. Etwas, das am Entstehen ist. Spannende Aufgaben interessieren mich.
Ihr Traum war immer, in der Premier League zu spielen. Auch jetzt noch?
Solange ich Fußball spiele, ist die Premier League sehr interessant. Von daher: klares Ja. Und körperlich bin ich aktuell fitter denn je.
Gibt es sonst noch reizvolle Ligen? Wäre auch eine Rückkehr in die Bundesliga denkbar?
Die Bundesliga und die Premier League sind die spielstärksten in Europa. In der Bundesliga habe ich zehn Jahre Erfahrung gesammelt, die sicherlich bei einer Rückkehr hilfreich wäre. Zudem spreche ich natürlich auch Deutsch und Englisch. Aber auch Frankreich, Italien und Spanien bieten guten Fußball. Alles ist denkbar.
Sie sind nach wie vor fest in Dortmund verwurzelt, haben hier auch immer noch Ihre Stiftung. Würden Sie Dortmund und Deutschland als Heimat bezeichnen?
Deutschland ist seit Jahren meine Heimat, Dortmund meine Heimatstadt, in der ich auch den Sitz meiner Stiftung habe. Dass ich seit einem Jahr auch den deutschen Pass habe, unterstreicht meine Verbundenheit mit Deutschland.
Und sehen wir Sie irgendwann einmal wieder beim BVB?
(lacht) Wer weiß? Im Fußball ist vieles möglich.
Ihr langjähriger Mitspieler Sebastian Kehl ist jetzt Leiter der Lizenzspielerabteilung beim BVB. Waren Sie überrascht davon?
Nein, Sebastian war schon immer ein heller Kopf. Er ist genau der Richtige beim BVB. Keiner kennt die aktuelle Mannschaft so wie er. Und ich bin mir sicher, dass er den Verein positiv weiterentwickeln wird.
Und haben Sie auch schon Pläne in die Richtung, wenn es mit der Karriere einmal vorbei ist?
Nein, ich bin mit aller Kraft und Leidenschaft Profifußballer. Ans Ende denke ich nicht, sondern eher an das nächste Ziel.