Dortmund. Borussia Dortmund freut sich über drei Punkte gegen den VfB Stuttgart und will aus diesem Erfolg Kraft schöpfen für den Liga-Endspurt.

Axel Witsel präsentierte sich in tadellosem Zustand, die üppige Frisur saß perfekt – und das war durchaus erstaunlich nach den vorangegangenen 90 Minuten, in denen Wind und Regen unerbittlich durch das Dortmunder Stadion gepeitscht waren. Doch die Profis von Borussia Dortmund hatten den Elementen erfolgreich getrotzt und sich auch gegen andere Widrigkeiten durchgesetzt, von denen eine der Gegner namens VfB Stuttgart war. Die Schwaben leisteten entschlossene Gegenwehr, setzten dem Dortmunder Spiel einen dichten Abwehrriegel entgegen. Am Ende aber stand ein 3:1 (0:0)-Sieg, der durchaus verdient war – und der im Dortmunder Lager für große Erleichterung sorgte, nachdem man in den Wochen zuvor aus acht Partien nur einmal siegreich hervorgegangen war. „Für uns war es wichtig, heute drei Punkte zu holen, weil wir dieses Erfolgserlebnis endlich wieder haben wollten“, meinte Sebastian Kehl, der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung. „Die Tore sind ein bisschen spät gefallen, deswegen war die Erleichterung richtig spürbar.“

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Der BVB hatte erneut auf eine offensive 4-1-4-1-Formation gesetzt: Mittelfeld-Abräumer Thomas Delaney blieb auf der Bank, Axel Witsel gab die einzige Absicherung im Mittelfeld – und davor teilten sich Mario Götze und Marco Reus die Zuliefer-Dienste für Torjäger Paco Alcácer. „Sie haben sehr defensiv gespielt, mit fünf Abwehrspielern, da braucht man keine zwei Sechser“, erklärte Witsel. „Das hat heute gut funktioniert.“ Der BVB erspielte sich ein deutliches Übergewicht in Sachen Ballbesitz, in der ersten Halbzeit waren es rund 75 Prozent. Aber: Er konnte es nur äußerst selten in Chancen ummünzen. Entweder der letzte Pass geriet zu unpräzise oder die aufopferungsvoll verteidigenden Stuttgarter grätschten den Dortmundern so eben noch den Ball vom Fuß. „Natürlich ist es schwer gegen tiefstehende Gegner, wenn gefühlt alle im Sechzehner stehen, noch den richtigen Mann zu treffen“, erklärte Marius Wolf.

Götzes Geistesblitze

Zunächst sorgte vor allem Götze für Geistesblitze, doch seine überragenden Zuspiele konnte Alcácer nicht nutzen, weil ihm der Ball versprang (9., 14.). So waren es die Gäste, die aus dem Nichts die größte Torchance hatten: Witsel verlor den Ball, Abdou Diallo fiel in einen Sekundenschlaf und lief bei Steven Zubers Steilpass Nicolas Gonzalez laufen, doch der schob den Ball, hart bedrängt von Achraf Hakimi, knapp am Tor vorbei (31.). Der Dortmunder Angriffsschwung war zum Erliegen gekommen, nur Jadon Sancho (37.) und Raphael Guerreiro (42.) sorgten noch mit Fernschüssen für Gefahr.

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Der BVB brauchte die Hilfe des Video-Assistenten, um endlich zu einer klaren Torchance zu kommen: Gonzalo Castro brachte Sancho zu Fall, Schiedsrichter Benjamin Cortus entschied auf Freistoß – doch Daniel Siebert intervenierte per Funk und verlegte den Tatort richtigerweise in den Strafraum. Reus blieb cool und und ließ Zieler mit einem präzisen Ball neben den Pfosten keine Abwehrchance (62.).

Wenig später hätte Alcácer nach Guerreiros feinem Pass für die Vorentscheidung sorgen können, sein Lupfer frei vor Zieler war aber doch etwas arg lässig – und der Torhüter konnte halten (69.). Das rächte sich umgehend: Marius Wolf verursachte tölpelhaft einen Freistoß auf der rechten Abwehrseite, bei Castros Hereingabe irrte Diallo orientierungslos durch den Strafraum und Marc-Oliver Kempf köpfte vollkommen frei zum 1:1 ein (71.). „Da müssen wir besser sein“, schimpfte Witsel. „Das ist keine Frage der Qualität oder der Größe. Es geht darum, konzentriert und fokussiert zu sein.“

Pulisic an beiden Toren beteiligt

Doch dann kam ja die 84. Minute: Reus‘ Schuss wurde noch geblockt, doch Christian Pulisic brachte den Ball zu Alcácer, der trocken einschoss – 2:1. Und in der Nachspielzeit besorgte Pulisic selbst auf Vorlage von Götze die Entscheidung.

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Die Tabellenführung war trotzdem weg, weil Bayern München zur gleichen Zeit 6:0 gegen Wolfsburg gewann. Egal – fand zumindest Sebastian Kehl: „Wir haben uns die ganze Zeit nicht damit beschäftigt, was die Bayern machen, und haben noch alles in der Hand.“