Dortmund. Nach dem 3:2-Sieg gegen Leverkusen wird beim BVB tief durchgeatmet. Dennoch ist man beim Tabellenführer selbstkritisch - aus gutem Grund.
Axel Witsel humpelte nur noch in die Kabine, das Trikot verdreckt, so viel Kraft hatten diese wilden 90 Minuten gegen Bayer Leverkusen gekostet. Auch BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke musste durchpusten, als er durch die Katakomben marschierte. Raphael Guerreiro schaffte es immerhin noch, seine beiden Kinder durchs Stadioninnere zu tragen. Auf seinen Lippen ein Lächeln.
Denn natürlich kann Borussia Dortmunder wieder positiver in die Zukunft schauen nach diesem 3:2 (2:1)-Erfolg über Leverkusen. Weil dieser dramatische Sieg, dieses Auf und Ab ein Schlüsselmoment im Titelrennen seien kann. Die Dortmunder waren phasenweise unterlegen, doch kämpften sich in die Partie. So haben sie nach zuvor fünf Pflichtspielen ohne Sieg endlich wieder gewonnen. Der Bundesliga-Tabellenführer hält den FC Bayern drei Punkte hinter sich.
Es geht auch ohne Marco Reus
Vor 81.029 Zuschauern erzielten Dan-Axel Zagadou (30.), Jadon Sancho (38.) und Mario Götze (60.) die Tore für den BVB. Für Leverkusen trafen Kevin Volland (37.) und Jonathan Tah (75.).
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Zudem wissen die Profis von Trainer Lucien Favre nun, dass sie einen Gegner auch ohne ihren verletzten Kapitän Marco Reus (Muskelfaserriss im Oberschenkel) besiegen können. „Es war wichtig, dass die Mannschaft gesehen hat, dass es auch ohne Marco geht“, erklärte Sportdirektor Michael Zorc. Der 56-Jährige räumte allerdings auch die Probleme seiner Borussia ein. „Wir hatten keine Spielkontrolle”, sagte Zorc. Und: „Wenn du zu Hause spielst, willst du dominieren. Dies ist uns nicht gelungen.”
Leverkusen drückte den BVB weit nach hinten
Tatsächlich nicht. Leverkusen-Trainer Peter Bosz demonstrierte bei seiner Rückkehr, dass er noch immer Pressing-Fußball spielen lässt. Seine Elf drückte die Dortmunder zu Beginn tief in die eigene Hälfte. Die Philosophie: drauf, Unruhe stiften, Bälle erobern, umschalten. Das beeindruckte die Borussia, sorgte für viele Fehlpässe. Witsel forderte seine Mitspieler mehrfach auf, ruhiger zu werden. Doch Bayer dominierte, hatte in der ersten Viertelstunde sagenhafte 88 Prozent Ballbesitz. „Wir hätten da mehr verdient gehabt“, meinte Bosz.
Dem stimmte BVB-Trainer Favre zu. „Sie waren besser“, erklärte er und kritisierte: „Wir haben zu tief gespielt. Es war besser, wenn wir gepresst haben.“ Doch obwohl Abwehrchef Manuel Akanji zurückkehrte und Julian Weigl mit Nebenmann Witsel ein spielstarkes Mittelfeld bildete, schaffte es Favres Elf zunächst überhaupt nicht, für Entlastung zu sorgen.
Zagadou wurde der 18. Dortmunder Torschütze
Besser wurde es erst nach der Dortmunder Führung. Sancho zirkelte einen Eckball in den Fünfmeterraum. Zagadou enteilte Tah und traf (30.). Der Franzose ist damit der 18. Dortmunder Torschütze in dieser Saison. Er leitete zudem eine wilde Phase ein. Weil sich anschließend Havertz und Volland durch das Dortmunder Mittelfeld passten, bis Volland Witsel durch die Beine schoss und so den Ball in die rechte Torecke beförderte (37.). Nur eine Minute später flankte Abdou Diallo von der linken Seite auf Sancho, der den Ball volley in die linke Ecke drosch.
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In der zweiten Halbzeit bauten die Dortmunder die Führung sogar aus. Durch Mario Götze. Der nutzte in der 60. Minute eine flache Flanke von Achraf Hakimi. Alcácer wurde anschließend noch ein Treffer wegen Abseits zurecht aberkannt (63.). Dann köpfte Tah den Anschlusstreffer nach einem Freistoß (75.).
Das Thema Meisterschaft bleibt beim BVB tabu
Beim BVB begann wieder das Zittern. „Aber wir haben es diesmal besser und ruhiger wegverteidigt“, meinte Zorc. Jedenfalls kämpften die Dortmunder. Weigl grätschte. Sancho klaute Tah den Ball, feierte den gewonnenen Zweikampf vor der Südtribüne. BVB-Torhüter Roman Bürki rettete, was zu retten war.
Zorc will trotzdem weiterhin nicht von der Meisterschaft reden. „Wir sind nicht zum ersten Mal Tabellenführer. Wir wissen, wie man damit umgeht“, sagte er nur.