Dortmund. Mario Götze ist bei Borussia Dortmund wieder ein Faktor. Er hat sich unter Trainer Lucien Favre mit seiner neuen Position angefreundet.

Norbert Dickel versucht es am Donnerstagabend mit einem Witz. Als Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bei der vereinseigenen Talkshow „Brinkhoff´s Ballgeflüster“ davon spricht, dass Borussia Dortmund die Reife fehle, da schaut der Moderator Dickel zu dem ebenfalls anwesenden Mario Götze und sagt: „Du bist ja auch schon fast 30.“ Gelächter im Publikum. Auch Götze lächelt, schüttelt mit dem Kopf.

Denn mit seinen 26 Jahren fehlen ihm ja doch noch einige Jahre, bis er sein drittes Lebensjahrzehnt erreicht. Auch wenn es sich manchmal so anfühlt, als sei er schon wesentlich älter. So lange bespielt er schon die Bühne Fußball-Bundesliga. So viel hat er schon erlebt. Götze wurde gefeiert, gehasst, verachtet, hat Titel gewonnen, das WM-Finale 2014 entschieden, eine schwere Stoffwechselerkrankung überstanden. So viele Höhepunkte. So viele Rückschläge. Wie sie eigentlich nur in mehrere Karrieren passen.

Ein Grund für den Dortmunder Aufschwung

Da tut es vor dem BVB-Heimspiel gegen Bayer Leverkusen am Sonntag (18 Uhr/Sky) vielleicht mal ganz gut, dass die Laufbahn gerade etwas normaler verläuft. Negativ könnte man formulieren: Götze sorgt nur selten für die Glanzpunkte im Dortmunder Offensivspiel. Diesen Part übernehmen Jadon Sancho, manchmal Raphael Guerreiro, vor allem aber Kapitän Marco Reus, der allerdings weiterhin verletzt (Muskelfaserriss im Oberschenkel) fehlt. Positiv könnte man formulieren: Götze hat sich einen Platz in der Mannschaft erarbeitet, hilft ihr, glänzt durch seine hohe Laufbereitschaft. Er ist ein Grund für den Aufschwung in dieser Spielzeit.

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Da Paco Alcácer immer noch mit körperlichen Problemen zu kämpfen hat, wird die Dortmunder Nummer 10 vermutlich wieder auf der Neun das Sturmzentrum beackern. Er soll der Borussia dabei helfen, nach fünf Pflichtspielen ohne Sieg endlich mal wieder zu gewinnen. Obwohl er zu Beginn unter dem neuen Trainer Lucien Favre große Probleme hatte.

Schlüsselmoment im Oktober

Götze durfte teilweise nicht mal auf der Bank sitzen. Das änderte sich erst beim 4:3-Erfolg über den FC Augsburg im Oktober 2018, als Götze eingewechselt wurde und traf. „Das Spiel war ein entscheidender Faktor“, erklärt er. Seitdem steht er regelmäßiger auf dem Rasen, hat insgesamt drei Saisontore erzielt, vier vorbereitet. Mittlerweile haben der Profi und Trainer Favre zueinandergefunden.

„Ich hatte es am Anfang nicht so leicht mit ihm. Das hat eine gewisse Zeit gedauert. Aber ich musste mich natürlich auch auf ihn einlassen, auf seine Philosophie, darauf, was er gerne sehen möchte. Das ist ein Prozess“, sagt Götze. Jetzt gefällt es ihm sogar im Sturmzentrum, ganz vorne also, obwohl er bei seiner Rückkehr vom FC Bayern nach Dortmund im Jahr 2016 noch davon sprach, eher zurückgezogener spielen zu wollen.

Reger Austausch zwischen Watzke und Götze

Es sei eine neue Position für ihn, meint der Profi. Aber: „Wenn man eine spielerische Neun haben möchte, dann ist es okay. Ich bin jetzt nicht der klassische Stürmer, der auf die langen Bälle wartet“, erklärt Götze. „Aber wenn der Trainer das so will, dann ist das für mich eine Bereicherung.“

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Lob gibt es auch vom Boss. „Mario und ich, wir tauschen uns immer aus“, sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. „In der Phase, in der es nicht so gut lief, da hat er mich zu Hause besucht. Da haben wir lange gesprochen. Wir beide wissen, was wir aneinander haben.“ Außerdem habe Götze seine Leichtigkeit wiedergefunden. „Er ist wieder explosiver geworden. Er traut sich wieder zu, ins Dribbling zu gehen. Da freue ich mich extrem drüber.“

Götze zählt zu Dortmunds Top-Verdienern

Der Vertrag des Weltmeisters von 2014 läuft bis 2020. Noch steht nicht fest, ob er verlängert wird, weil sie in Dortmund die sportliche Entwicklung beobachten wollen. Götze zählt zu den Top-Verdienern, um dies zu rechtfertigen, muss er regelmäßiger Top-Leistungen anbieten. Watzke fordert: „Er könnte noch ein paar Tore mehr schießen.“ Sagt aber auch: „Er ist auf dem richtigen Weg.“ Und überhaupt: „Er ist ja noch immer relativ jung.“

Eben noch einige Jahre entfernt von den 30.