Dortmund. Tabellenführer Borussia Dortmund verspielt gegen Hoffenheim eine 3:0-Führung. Bayern robben sich heran. Zorc fordert bessere Defensivarbeit.

Dass Borussia Dortmund in dieser Woche Großes bevorsteht, deutete sich am Sonntag auf dem Trainingsgelände bereits an. Dort tummelten sich die Spieler, die beim so dramatischen 3:3 (2:0) gegen die TSG Hoffenheim einen Tag zuvor keine oder nur wenige Einsatzminuten gesammelt hatten. Der Wind pfiff, der Regen durchnässte die schwarz-gelben Klamotten, aber auf dem Rasen rollten nicht irgendwelche gewöhnlichen Bälle, sondern rot-weiße mit Sternen drauf: Champions-League-Spielbälle.

Am Mittwoch (21 Uhr/DAZN) gastiert der BVB nämlich bei Tottenham Hotspur, dem Tabellendritten der englischen Premier League, gespielt wird das Achtelfinale der Königsklasse. Ein Höhepunkt. Doch am Sonntag passte eher der prasselnde Regen zur Stimmungslage der Borussia, weil die Partie am Tag zuvor ein so enttäuschendes Ende genommen hatte.

Mit 3:0 führten die Dortmunder durch Tore von Jadon Sancho (32.), Mario Götze (43.) und Raphael Guerreiro (67.). Die Fans feierten, der Erfolg schien sicher. Doch dann trafen Ishak Belfodil (75.), Pavel Kaderabek (83.) und wieder Belfodil (87.) für die TSG. Der BVB ist dabei, sein Selbstverständnis zu verlieren, eine Partie irgendwie immer für sich entscheiden zu können.

BVB: Sieben Gegentore in drei Spielen

Das Unentschieden gegen Hoffenheim war das dritte Pflichtspiel nacheinander ohne Sieg. Der FC Bayern ist auf fünf Punkte an den Tabellenführer herangerobbt. Sieben Gegentore kassierte die Mannschaft von Trainer Lucien Favre in den vergangenen drei Partien, drei davon nach Standardsituationen.

Ein Zwischentief. Was die Frage aufwirft, ob sich der Rückschlag in den Köpfen der Profis so festsetzt wie der Regen am Sonntag in den Trainingsklamotten?

„Wir machen uns keine Sorgen“, entgegnet Sportdirektor Michael Zorc im Gespräch mit dieser Zeitung. „Das Problem war, dass wir nicht mehr konsequent genug verteidigt haben“, ergänzt er. „Ich brauche am Ende kein Spektakel. Es geht darum, das Ding sauber zu Ende zu verteidigen.“ Zorc fordert: „Wir müssen wieder ein größeres Augenmerk auf konsequentes Wegverteidigen legen.“

So lässt sich das wilde Auf und Ab gegen Hoffenheim vor allem am Wirken von Jadon Sancho nacherzählen. Der 18-jährige Engländer schwebte in der ersten Halbzeit über den Platz, dribbelte, trickste. Die Führung erzielte er nach einem feinen Doppelpass mit Lukasz Pisz­czek. Das 2:0 bereitete er vor, weil sein Schuss von Torhüter Oliver Baumann genau vor die Füße des Nutznießers Mario Götze abgewehrt wurde. Das 3:0 leitete der Engländer durch einen Hackentrick ein. Wodurch der Ball wieder bei Götze landete, der Guerreiro im Sechzehnmeterraum fand. Brillant.

Doch Sancho gehörte auch zu jenen Profis, die später oftmals nur noch nach hinten trabten, manchmal vorne verweilten. So konnte Hoffenheim immer wieder gefährliche Angriffe inszenieren. Hinzu kamen viele Ballverluste der Borussia, weil sie mit dem Angriffspressing des Gegners nicht zurechtkam.

Dann patzte der BVB auch noch. Beim 1:3 konnte Abdou Diallo eine Flanke nicht entschärfen. Belfodil bedankte sich. Beim 2:3 übersprang Kaderabek Achraf Hakimi. Beim 3:3 entwischte Belfodil Mahmoud Dahoud nach einem Freistoß. Wieder war es ein ruhender Ball, der zu einem Problem wurde.

BVB-Trainer Favre schaltet sich per Telefon ein

„Standardsituationen sind immer eine Mentalitätssache, aber wir sind auch nicht die Größten“, sagte Co-Trainer Edin Terzic. Er vertrat gemeinsam mit Manfred Stefes den erkrankten Lucien Favre. Der Cheftrainer schaltete sich jedoch vom Krankenbett aus ein. Ganz altmodisch – am Telefon. Das dramatische Ende konnte er aber auch nicht wegtelefonieren.

Am Sonntag ruhte sich Favre immer noch aus. Auch Marco Reus fehlte. Der BVB-Kapitän klagt über Muskel-Probleme, wird auch gegen Tottenham nicht auflaufen können. „Ich gehe nicht davon aus, dass er dabei ist“, sagt Zorc. Trotzdem: „Natürlich freuen wir uns auf das Spiel.“

Es ist ja auch ein großes.