Dortmund. Das Remis gegen Hoffenheim fühlt sich für Borussia Dortmund wie eine Niederlage an. Das ist keine gute Voraussetzung für die nächsten Spiele.
Es passte ganz gut, dass sich Sebastian Kehl einen kleinen Versprecher leistete, als er im Innenraum des Dortmunder Stadions das soeben Geschehene einordnete. „Die Niederlage heute...“, begann der Leiter der BVB-Lizenzspielerabteilung, um sich dann schnell zu korrigieren: „Ach die Niederlage... Das Unentschieden haben wir uns selbst anzukreiden.“
Aber es stimmte ja. Das 3:3 (2:0) von Borussia Dortmund gegen die TSG Hoffenheim fühlte sich an wie eine Niederlage. Weil die Schwarz-Gelben eine 3:0-Führung aus der Hand gaben, drei Treffer in den letzten 15 Minuten kassierten. Die Tore erzielten Jadon Sancho (32.), Mario Götze (43.) und Raphael Guerreiro (67.) für den BVB. Für die TSG trafen Ishak Belfodil (75.), dann Pavel Kaderabek (83.), dann wieder Belfodil (87.). Wahnsinn.
Dortmund gab so einen Sieg aus der Hand, der schon sicher schien. Durch den Rückschlag beträgt der Vorsprung des Tabellenführers auf den FC Bayern nun nur noch fünf Punkte, weil München 3:1 gegen Schalke gewann. Borussia Mönchengladbach fällt durch das herbe 0:3 gegen Hertha BSC wieder auf den dritten Rang, steht nun acht Zähler hinter dem BVB.
Noch führen die Dortmunder die Bundesliga-Tabelle also deutlich an. Trotzdem stellt sich nun die Frage, ob die Mannschaft so stabil ist, dass sie durch die vergangenen Negativ-Erlebnisse nicht aus der Bahn geworfen wird. Das 3:3 gegen die TSG war nach dem 1:1 gegen Eintracht Frankfurt und dem Pokal-Aus gegen Werder Bremen (5:7 nach Elfmeterschießen) schon das dritte Pflichtspiel nacheinander ohne einen Sieg.
Mittwoch gegen Tottenham
„Das werden wir auf jeden Fall hinbekommen“, erklärte Kehl. Fast trotzig wirkte er dabei. Der Plan: „Wir werden uns jetzt schütteln. Wir haben ein wichtiges Spiel in der Champions League. Und dann versuchen wir, unseren Weg weiterzugehen.“ Am Mittwoch tritt der BVB im Achtelfinale bei Tottenham Hotspur (21 Uhr/DAZN) an. In der Bundesliga geht es beim Tabellenletzten 1. FC Nürnberg weiter.
Dann müssen es die Schwarz-Gelben schaffen, wieder konstant über 90 Minuten zu brillieren. Denn die Partie gegen Hoffenheim bestand aus zwei völlig verschiedenen Halbzeiten.
Favre fehlt erkrankt
Die TSG präsentierte sich zunächst nur wie ein Schatten vergangener Tage. Die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann verteidigte zwar tief, ließ aber trotzdem zahlreiche Chancen zu. Da fiel es gar nicht auf, dass BVB-Trainer Lucien Favre krank fehlte. Seine Vertreter Manfred Stefes und Edin Terzic mussten sich fast nie von der Bank erheben. Lief auch so.
„Es hat erst so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben oft sehr gut verlagert und Jadon Sancho ins Spiel gebracht, der ein herausragendes Spiel gemacht hat“, erklärte Terzic.
Sancho kehrte nach seinem überstandenen grippalen Infekt in die Startelf zurück. Genauso wie Torhüter Roman Bürki. Auch Lukasz Piszczek verteidigte nach seinen Fußproblemen wieder auf der rechten Seite. Mario Götze verdrängte Paco Alcácer im Sturmzentrum. Maximilian Philipp ersetzte Kapitän Marco Reus (Oberschenkelprobleme) auf der Zehner-Position.
Sancho prägt Dortmunder Offensivspiel
Doch es war vor allem Sancho, der das Offensivspiel der Dortmunder prägte. Die Führung erzielte er nach einem Doppelpass mit Piszczek (32.). Das 2:0 bereitete er vor, weil sein Schuss von Torhüter Oliver Baumann genau vor die Füße des Nutznießers Mario Götze abgewehrt wurde (43.). Das 3:0 leitete der Engländer durch einen feinen Hackentrick ein. So landete der Ball wieder bei Götze, der Guerreiro im Sechzehnmeterraum fand. Der Portugiese verwandelte sicher (67.). Spiel entschieden? Nee.
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„Das ist sehr bitter, wenn man bis zur 75. Minute vorne liegt und dann noch drei Tore schlucken muss“, sagte Terzic. Zur Wahrheit gehört aber, dass die Schwarz-Gelben in der gesamten zweiten Hälfte große Probleme hatten mit dem plötzlich gut funktionierenden Pressing der TSG. Der BVB verlor zu viele Bälle, die Gegentore eine Folge davon.
Beim 1:3 konnte Abdou Diallo eine Flanke nicht entschärfen. Belfodil bedankte sich. Dann war es eine lange Flanke, die Kaderabek nutzte (83.). Und dann ein Freistoß, wodurch erneut Belfodil traf (87.). „Standardsituationen sind auch immer Mentalitätssache“, sagte Terzic. „Wir werden daran arbeiten.“
Viel Zeit bleibt bis Mittwoch nicht.