Dortmund. Bremens Angreifer Max Kruse ist von BVB-Trainer Lucien Favre als Gefahrenherd ausgemacht. Doch auch Dortmunds Torwart Roman Bürki ist vor dem Pokalspiel am Dienstag in Bestform.

Lucien Favre weiß, wovon er spricht: Als er noch Trainer von Borussia Mönchengladbach war, verpflichtete der Klub einen hochveranlagten Stürmer, der gerade in der Nationalmannschaft debütiert hatte. Das war im Jahr 2013, der Stürmer hieß Max Kruse. Zwei Jahre arbeiteten er und Favre zusammen, Kruse schoss in 77 Spielen 25 Tore und bereitete 22 weitere vor. Dann zog er weiter zum VfL Wolfsburg, was sich damals tatsächlich noch mit der besseren Perspektive begründen ließ.

Heute kommt es zum Wiedersehen, Kruse tritt mit Werder Bremen im DFB-Pokal-Achtelfinale bei Favres Dortmundern an (20.45 Uhr/ARD und Sky). Und die sportliche Wertschätzung für den Stürmer ist beim Trainer ungebrochen: „Max Kruse spürt den Fußball“, erklärt er. „Er bewegt sich sehr, sehr clever, ist sehr, sehr gefährlich – er ist ein sehr, sehr guter Spieler.“

Kruse ist Dreh- und Angelpunkt der Bremer

Sehr, sehr gut – das ist einerseits eine dieser Sprachmarotten im Fußball, einfach nur gut reicht ja schon lange nicht mehr als Lob aus. Andererseits schwingt aus Favres Worten doch ehrlicher Respekt gegenüber Kruse und der gesamten Bremer Mannschaft mit: „Bremen ist immer sehr, sehr gut organisiert, um den Ball clever zu erobern“, sagt er. „Sie machen das gut, sind sehr, sehr schnell im Konter nach Balleroberungen.“ Und das vor allem dank Kruse, der mit vier Toren und fünf Vorlagen in der Bundesliga zwar keine furchteinflößende Bilanz vorweisen kann, der aber mit guter Technik und cleveren Laufwegen Dreh- und Angelpunkt der Werder-Offensive ist. Oder, in Favres Worten: „Vor allem Kruse bewegt sich sehr, sehr gut, sie suchen ihn sehr oft.“

Da trifft es sich gut, dass Dortmund derzeit einen Torhüter hat, der auf der Favre-Skala bei mindestens sehr, sehr, sehr gut einzustufen ist: Roman Bürki war noch nie zuvor so konstant stark, wie er sich derzeit präsentiert. Im Spiel bei Eintracht Frankfurt am Samstag (1:1) verhinderte er mit mehreren starken Paraden weitere Gegentore – nicht das erste Spiel der laufenden Saison, in dem der BVB auch dank des Schweizers punktete. Seit Sommer, seit dem Karriere-Ende der Klublegende Roman Weidenfeller, trägt Bürki die Nummer 1 auf seinem Trikot – und seitdem spielt er auch regelmäßig so, wie es sich für die Nummer 1 eines Champions-League-Klubs gehört. Die Bundesliga-Profis kürten ihn bei einer vom Kicker durchgeführten Wahl zum Torhüter der Hinrunde.

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Der Torhüter, der in den vergangenen Jahren noch immer mal wieder patzte, der oft unsicher wirkte, ist zum souveränen Rückhalt geworden. Ein Anführer, der mit seiner Ausstrahlung inzwischen auch die Mitspieler und Vorgesetzten überzeugt. Sebastian Kehl, der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung, lobte den 28 Jahre alten Schweizer jüngst als „Klassespieler“, Kapitän Marco Reus hob neben dem klassischen Torwartspiel auch Bürkis Fähigkeiten mit Ball am Fuß hervor: „Roman kann die Bälle punktgenau hinten heraus spielen.“

Bürki mit neuer Lockerheit

Der Gepriesene selbst spricht nicht so gerne über seine Leistungen, „das sollen andere machen“. Aber auch Bürki sieht deutliche Fortschritte, was er auf die Arbeit mit Torwarttrainer Matthias Kleinsteiber zurückführt – und neugewonnene Lockerheit. Denn vieles im Torwartspiel ist Kopfsache, gerade auch die direkten Duelle mit einem Stürmer. Und in denen hat er einen großen Schritt nach vorne gemacht. „Du musst dir nur klar machen, dass du in einem Eins-gegen-eins-Duell mit einem Stürmer nichts zu verlieren hast“, sagt er.

Gewinnen möchte Bürki trotzdem gerne – auch heute Abend, auch gegen den mit allen Wassern gewaschenen Kruse.