Frankfurt. Borussia Dortmund spielt nur 1:1 bei Eintracht Frankfurt. Der BVB profitiert aber von der Niederlage des FC Bayern in Leverkusen.

Ganz kurz nur verlor Lucien Favre die Konzentration auf das Spiel. Als plötzlich alle jubelten im Stadion von Eintracht Frankfurt, da schaute auch der Trainer von Borussia Dortmund hoch zum Videowürfel und sah, dass soeben Bayer Leverkusen das 1:1 gegen Bayern München geschossen hatte. „Aber nur zehn Sekunden“, beteuerte Favre, danach habe er gar nicht mehr auf die Zwischenstände in Leverkusen geachtet.

Reus vergibt mehrere Chancen

Deswegen erfuhr der Schweizer auch erst nach dem Schlusspfiff, wie wichtig jenes 1:1 (1:1) noch werden kann, das seine Spieler in einem phasenweise mitreißenden Spiel bei der Eintracht holten. Denn weil die Verfolger aus München 1:3 verloren, baute der BVB die Tabellenführung auf sieben Punkte aus. Zwei Punkte verloren, gleichzeitig den Vorsprung vergrößert – entsprechend zwiespältig fielen die Reaktionen auf Dortmunder Seite aus. „Im Moment noch Enttäuschung da, weil wir vor allem in der ersten Halbzeit gute Chancen hatten, das Spiel früh in unsere Richtung zu lenken“, haderte Torhüter Roman Bürki. „Wir haben ein gutes Spiel gesehen und ein gutes Spiel gemacht über weite Strecken“, lobte dagegen Sportdirektor Michael Zorc und hob besonders jene Phase ab der 10. Minute hervor. Bis dahin hatten sich die Dortmunder durchaus schwergetan mit dem Frankfurter Pressing, Bürki musste mit starker Fußabwehr gegen Danny da Costa den Rückstand verhindern (3.).

Doch der BVB eroberte nach und nach die Kontrolle über das Spiel und ging folgerichtig in Führung, als Raphael Guerreiro nach Doppelpass mit Marco Reus in den Strafraum dribbelte, dann überlegt auf seinen Kapitän zurücklegte, der sicher zum 1:0 traf (22.). „Bis zur 30. Minute hätten wir das Spiel dann entscheiden können“, fand Zorc. Denn Reus ließ gleich drei hochkarätige Chancen liegen, als er erst alleine aufs Tor zulief, aber den Ball deutlich vorbei schob (24.) und dann zwei Hereingaben über den Kasten schoss (25./29.).

Eintracht findet zurück ins Spiel

So ermöglichte er es der zwischenzeitlich arg taumelnden Eintracht, zurück ins Spiel zu finden – und wie: Zunächst hatte Ante Rebic drei hochkarätige Chancen, schoss aber einmal knapp vorbei (32.), und fand zweimal seinen Meister in Bürki (33./36.). Doch weil die Dortmunder den Ball nach einer Ecke nicht weg bekamen, weil Guerreiro ihn an Da Costa verlor, weil die präzise Flanke des Rechtsaußens von Luka Jovic ins Tor gedrückt wurde, kamen die Frankfurter zum verdienten 1:1-Ausgleich (36.).

So ging es in die Pause, aus der die beiden Mannschaften deutlich verhaltener zurückkehrten. „Frankfurt ist auch nicht mehr so blind draufgegangen, was uns ja in der ersten Halbzeit auch viele Räume auf den Flügeln geboten hat“, erklärte Bürki. „Dadurch wurde das Spiel etwas ärmer an Chancen.“ Einen Schuss von Rebic musste der Schweizer um den Pfosten lenken (57.), Hakimi schoss aus 22 Metern nur knapp über das Tor (64.), Paco Alcácer scheiterte nach Lukasz Piszczeks Steilpass an Eintracht-Torwart Kevin Trapp (67.).

Bürki: „Ich hatte das Gefühl, das wir uns vorne die Kraft fehlte“

Danach spielte nur noch die Eintracht auf Sieg. „Ich hatte das Gefühl, das wir uns vorne die Kraft fehlte“, meinte Bürki. „Da habe ich auch gedacht, dass wir das Spiel lieber beruhigen und uns diesen Punkt nicht mehr nehmen lassen sollen – das war die richtige Entscheidung.“

Auf dem Platz nämlich wussten sie beim BVB dank der Anzeige schon, welchen Wert der eine Punkt haben würde. „Ich habe jedes Mal hochgeschaut“, verriet Bürki, bevor er doch wieder zu jenem Satz griff, den sie in Dortmund schon seit Monaten routiniert verwenden, um Fragen nach der Meisterschaft aus dem Weg zu gehen: „Wir schauen nur auf uns“, sagte der Schweizer, ließ aber noch einen Nachsatz folgen: „Deswegen bin ich ein bisschen enttäuscht, dass wir heute nicht gewonnen haben.