Leverkusen. Bayer Leverkusen dreht Halbzeitrückstand und schlägt Rekordmeister München deutlich mit 3:1. Bayern nur eine Halbzeit stark.
Joshua Kimmich hatte vor dem Spiel auf die Risiken und Nebenwirkungen hingewiesen, die mit der Dienstreise nach Leverkusen verbunden sein könnten. „Wenn wir noch mal Punkte liegen lassen, ist es so gut wie vorbei“, hatte der Mittelfeldspieler des FC Bayern München gesagt. Beim 1:3 in der BayArena ließen die Münchner tatsächlich Punkte liegen; insofern können sie von Glück sagen, dass der BVB in Frankfurt nur einen Zähler ergattert hat. Am Ende bündelten die Bajuwaren ihre verbalen Kräfte, um der Niederlage ein wenig die Schärfe zu nehmen. „Es ist jetzt nicht allzu viel passiert“, behauptete Cheftrainer Niko Kovac. „Bei neun Punkten wäre es sicherlich sehr schwierig geworden, so aber geben wir nie auf.“ Die Mannschaft und er würden „weiterhin daran arbeiten“, den Rückstand aufzuholen. Es sei aber „grundsätzlich richtig, dass wir punkten mussten und müssen“, sagte Kovac weiter. Das einzig Positive ist, dass Dortmund nicht drei Punkte geholt hat. Jetzt sind es sieben Punkte Rückstand, aber sieben Punkte sind auch nicht wenig. Wir müssen die restlichen 14 Spiele nutzen, was nicht einfach werden wird.“
Nur eine gute Halbzeit der Bayern
Hat Bayern also immer noch passable Aussichten, deutscher Meister zu werden? „Das sowieso“, sagte Kapitän Thomas Müller, der sich sonst aber einsilbig zeigte. „Vom Reden kriegen wir keine Punkte, deshalb ist es egal, was ich sage.“ Das könnte so viel bedeuten wie: Reden ist Silber und Spielen ist Gold. Das Spiel der Bayern war aber nur in der ersten Hälfte dazu angetan, die Phantasie zu beflügeln, sie könnten Dortmund näherkommen. Leon Goretzka hatte den Titelverteidiger in Führung gebracht (40. Minute). Und in der Nachspielzeit sah es sogar so aus, als wäre vor der Pause schon eine Vorentscheidung gefallen. Doch Robert Lewandowskis Tor fand keine Anerkennung; der Pole hatte knapp im Abseits gestanden, wie die Video-Analyse in Köln ergab. Hätte dieses Tor gegolten, hätte die Partie wohl einen anderen Verlauf genommen.
Leverkusen dreht den Pausenrückstand
So aber kamen die Leverkusen voller Tatendrang und Angriffslust aus der Kabine – und später dank der Treffer von Dank der Tore von Leon Bailey (53.), Kevin Volland (63.) und Lucas Alario (89.) auch zum Sieg. Aus Münchener Sicht ein Rückschlag, mit dem der deutsche Meister nicht gerechnet hat und der durchaus Unbehagen hervorruft bei den Bayern. Zuvor hatten sie sieben Ligaspiele in Serie gewonnen und sich selbstbewusst im Titelkampf zurückgemeldet.
Bayern verlieren die Souveränität
Am Samstagabend indes bekamen sie wieder zu spüren, wie schwierig es wird, Borussia Dortmund einzuholen, wenn ein solcher Leistungsabfall stattfindet wie nach dem Seitenwechsel in Leverkusen. „In der zweiten Halbzeit ist genau das passiert, was ich nicht wollte“, sagte Bayern-Trainer Niko Kovac. „Wir sind in einen offenen Schlagabtausch geraten, das hat Leverkusen in die Karten gespielt.“ Nach dem Freistoßtor von Bailey verloren die Münchener ihre Souveränität und zeigten Abwehrschwächen, die sich rächen sollten.
Trainer Peter Bosz. „Ich bin stolz auf meine Jungs.“
Auf der anderen Seite hatte sich Leverkusen durch den Rückstand zur Pause nicht entmutigen lassen. Im Gegenteil: Die Werkself kam voller Tatendrang und Angriffslust aus der Kabine zurück. Diesmal wurde der Mut belohnt. Leverkusen führte mit drei Toren nach er Pause die Wende herbei. „Das war vielleicht nicht unser bestes Spiel, aber wir sind auf einem guten Weg“, sagte Bayer-Trainer Peter Bosz. „Ich bin stolz auf meine Jungs.“ Die Bayern dagegen sind fürs Erste vom Weg abgekommen und haben keinen Grund, stolz auf sich zu sein.
Erschwerend kommt hinzu, dass Manuel Neuer sich jüngst im Training. Wie schlimm es den Münchener Nationaltorhüter getroffen hat, darüber hüllten die Bayern-Verantwortlichen sich auch am Samstagabend in Schweigen. Neuers Vertreter Sven Ulreich zumindest rechnet mit der baldigen Rückkehr des Stammtorwarts. „Ich glaube eher weniger, dass ich am Mittwoch in Berlin im Tor stehen werde“, sagte er.