Mainz/Dortmund. Nach dem 2:1 in Mainz fordert BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, “nicht nachzulassen“. Der Blick auf die Tabelle erlaubt mehr Zuversicht.

Auch Reinhard Rauball konnte sich einen kleinen Spott nicht ganz verkneifen: „In dem einen oder anderen Nebensatz klang ja Gott sei Dank ein wenig Zuversicht durch“, sagte der Präsident von Borussia Dortmund in Richtung Hans-Joachim Watzke. Der BVB-Geschäftsführer hatte seine Rede auf der Mitgliederversammlung des Vereins zuvor hauptsächlich dazu genutzt, Bodenhaftung anzumahnen. Einen Tag nach dem 2:1-Sieg bei Mainz 05 forderte er von seinen Profis, „nicht nachzulassen, nicht einmal zwei Prozent“. Schludrigkeiten oder Nachlässigkeiten wären „der Anfang vom Ende“.

BVB-Präsident Rauball ist zufrieden

Die Warnungen des Geschäftsführers standen in scharfem Kontrast zur Ausgelassenheit, die auch am Sonntag noch in Dortmund herrschte. Die Mannschaft wurde in der Westfalenhalle 3B mit stehenden Ovationen empfangen, nachdem es im Vorjahr noch Buhrufe und Pfiffe gegeben hatte. Dank des Vereins-Startrekords mit zwölf Bundesligaspielen ohne Niederlage, der Tabellenführung und neun Punkten Vorsprung auf Bayern München hat sich die Stimmung in nur einem Jahr komplett gedreht. „Die Mannschaft hat sich wieder in die Herzen der Fans gespielt“, stellte Rauball zutreffend fest.

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Doch nicht nur Watzke hielt es für angebracht, zur Vorsicht zu mahnen. Auch Sportdirektor Michael Zorc hatte tags zuvor jedem noch so trickreichen Versuch der Journalisten widerstanden, ihm eine Ansage in Richtung Meisterschaft zu entlocken „Was steht im Kalender? Mai?“, fragte er. „Nein, da steht November. Es ist noch ein langer, langer Weg.“

Und dass dieser Weg einige beschwerliche Passagen enthält, war auch in Mainz zu sehen. „Es ist ja nicht so, dass wir den Gegner heute 90 Minuten beherrscht haben“, sagte Zorc. Nachdem der BVB die Anfangsphase dominiert hatte, fand Mainz -- auch durch Dortmunder Fehler im Aufbauspiel – besser in die Partie. Der Tabellenführer tat sich ungewohnt schwer, Chancen zu kreieren. Der 1:0-Führungstreffer durch den erst zweieinhalb Minuten zuvor eingewechselten Paco Alcácer entsprang einer der wenigen schnellen, zielstrebigen Kombinationen (67.), der Siegtreffer durch Lukasz Pisz­czeks Fernschuss kam ein wenig zufällig zustande (76.). Die Gastgeber, die durch Quaison zwischenzeitlich ausgeglichen hatten (70.), hätten ein Unentschieden verdient gehabt. „Mainz hat sehr diszipliniert verteidigt“, lobte Sebastian Kehl, Dortmunds Leiter der Lizenzspieler-Abteilung. „Wir waren im letzten Drittel nicht präzise genug, der letzte Ball hat nicht gestimmt, und wir haben immer wieder Tempo verloren.“

Die Gegner stellen sich besser auf den BVB ein

Zufall war das nicht: „Die gegnerischen Mannschaften gucken sich natürlich auch unsere Spiele an, analysieren sie und wissen, dass wir, wenn wir Räume haben, unheimlich gefährlich sind“, sagte Kehl. „Deswegen versuchen sie, die Räume eng zu machen.“ Mainz zog sich daher weit in die eigene Hälfte zurück, installierte eine Fünfer-Abwehrkette am Strafraum, vor der drei defensive Mittelfeldspieler spielten. Mit einer ähnlich defensiven Grundordnung hatten es in den vergangenen Wochen auch Hertha BSC und der FC Augsburg versucht – und auch da hatte sich der BVB auffällig schwergetan.

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„Die Fünferkette werden wir bei Gegnern in dieser Saison noch öfter sehen“, ahnte Mittelfeld-Motor Axel Witsel. „Wir müssen einen Weg finden, wie wir damit umgehen. Wir müssen die Gegner mehr laufen lassen, schneller, direkter und einfacher spielen.“

Dann dürfte die Dortmunder Erfolgsserie weitergehen. Und dann wird selbst der als notorischer Pessimist bekannte Hans-Joachim Watzke seine Zuversicht irgendwann nicht mehr nur noch in Nebensätzen verstecken.