Mainz. Mit seinem Tor leitete BVB-Stürmer Paco Alcacer den Sieg in Mainz ein. Nebenbei brach er einen 55 Jahre alten Rekord einer Bundesliga-Legende.

Sprechen wollte er nicht, Paco Alcácer schüttelte nur kurz den Kopf und ging dann zielstrebig in Richtung Ausgang des Mainzer Stadions. Es war jene Zielstrebigkeit, der er auch beim mühsamen 2:1 (0:0)-Sieg von Borussia Dortmund bei Mainz 05 schon unter Beweis gestellt hatte: Da war der Stürmer in der 64. Minute eingewechselt worden. Keine drei Minuten später sprintete er dann los, von der Mittellinie auf geradem Weg in Richtung Strafraum, dorthin, wo er wusste, dass dort auch der Ball wenig später hinfinden würde. Und tatsächlich, Jadon Sancho schickte Marco Reus steil, der legte noch einmal quer und Alcácer schob den Ball mühelos ins Tor.

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Es war ein Treffer, der keine allzu großen Anforderungen an einen Fußballprofi stellte, Verteidiger waren keine in der Nähe und das Tor weitgehend frei. Doch Alcácer hat in der laufenden Saison schon sehr viele Treffer dieser Art erzielt, er kommt bislang auf neun Tore. Mehr hat in der Bundesliga derzeit keiner geschossen, was den Verdacht nährt, dass es eben doch nicht so ganz leicht ist, solche Treffer zu erzielen und dass dieser Alcácer sein Geschäft ziemlich gut beherrscht.

BVB-Stürmer Alcacer benötigte 237 Minuten bis zum neunten Saisontor

Noch beeindruckender wird die Bilanz des spanischen Stürmers, wenn man weiß, dass er Ende Juli mit Fitnessrückstand vom FC Barcelona kam und daher bislang kaum Spiele über 90 Minuten gemacht hat – meist kam er von der Bank.

Ganze 237 Bundesliga-Minuten hat der 25-Jährige gebraucht, bis er sein neuntes Saisontor erzielt hatte und damit einen 55 Jahre alten Rekord des Hamburgers Gert „Charly“ Dörfel nicht nur gebrochen, sondern regelrecht pulverisiert: Der Hamburger hatte in der Saison 1963/64 diese Zahl nach immerhin 565 Minuten erreicht.

Es waren dann aber doch nicht nur die Zahlen, die am Samstagnachmittag in Mainz für Alcácer sprachen. Ein recht vergnügter Sportdirektor Michael Zorc trat vor die Journalisten und schwärmte: „Paco hat die Erwartungen mehr als erfüllt. Dass er so häufig trifft und sich so schnell bei uns einlebt, konnte man nur hoffen, nicht erwarten.“ Der Spanier passe „100 Prozent zu uns, er bringt eine außerordentliche Abschlussqualität mit“.

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Das Lob für den Torjäger war natürlich auch ein wenig Selbstlob. Zorc, dessen Transfers in der eher verkorksten vergangenen Saison ja durchaus zurecht in die Kritik geraten waren, hat im Sommer vieles richtig gemacht: Er hat Thomas Delaney und Axel Witsel als Führungskräfte verpflichtet, er hat Achraf Hakimi von Real Madrid ausgeliehen und der Versuchung wiederstanden, Eigengewächs Jacob Bruun Larsen für eine sehr ordentliche Ablösesumme zu verkaufen. Und vor allem hat Zorc diesen Alcácer vom FC Barcelona losgeeist, wo er ein Dasein im Schatten von Offensivstars wie Lionel Messi und Luis Suarez fristete. Davor, beim FC Valencia, hatte er eine sehr gute Torquote gehabt, weshalb der BVB ihn gegen Ende der Wechselperiode aus Barcelona auslieh.

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Und Zorc gelang es, eine Kaufoption im Vertrag zu verankern, für im Rückblick lächerliche 23 Millionen Euro. Diese Option hat Dortmund nach dem starken Start des Stürmers am Freitag gezogen, hat Alcácer bis 2023 gebunden. „Es ist noch einmal ein Unterschied, ob du richtiger Bestandteil von Borussia Dortmund bist, dich 100% mit der Mannschaft identifizierst, oder ob du nur Leihspieler bist“, erläuterte Sportdirektor Zorc. „Wir glauben, dass er auch in den nächsten Jahren für uns noch viel leisten kann.“

In Mainz hatte Alcácer ja schon einiges getan, um diesem Glauben neue Nahrung zu geben.