Wolfsburg. BVB-Abwehrspieler Zagadou lieferte in Wolfsburg eine starke Vorstellung ab und kassierte viel Lob. Die Wolfsburger aber ärgerten sich Zagadou.
Dan-Axel Zagadou sprach nicht. Der Innenverteidiger von Borussia Dortmund stiefelte nach dem 1:0 (1:0)-Sieg beim VfL Wolfsburg wortlos an den Journalisten vorbei aus dem Stadion – in jenem Gang, der auf kuriose Weise die Bewegungsmuster von Giraffe und Storch vereint und nie im Leben erahnen ließe, dass dieser Zagadou Profisportler ist, ein sehr guter noch dazu.
Tisserand über BVB-Profi Zagadou: "Er sagte zu mir: ,Klar, Elfmeter'"
Doch während der Franzose selbst schwieg, sprachen andere umso mehr über ihn. Zunächst Marcel Tisserand, Innenverteidiger der unterlegenen Wolfsburger: Der hatte drei Minuten vor Abpfiff einen Freistoß von Maximilian Arnold knapp verfehlt – auch weil ihn Zagadou leicht am Trikot zupfte. Einen Strafstoß aber gab es nicht – sehr zum Ärger Tisserands: "Für mich war das ein klarer Elfmeter. Auch Zagadou sagte zu mir: Ja, klar, Elfmeter", berichtete er später.
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Doch der Pfiff blieb aus – ein Grund dafür, dass später ausschließlich lobende Worte über den jungen Abwehrspieler zu hören waren. „Er spielt schon seit Wochen auf einem überragenden Level“, lobte BVB-Sportdirektor Michael Zorc im Gespräch mit dieser Redaktion. „Er hat in dem gut einen Jahr, das er bei uns ist, eine hervorragende Entwicklung genommen.“ Zagadous Äußeres, die Körpergröße von 1,96 Meter und das Gewicht von 90 Kilogramm, lassen ja oft vergessen: Der Abwehrspieler ist erst 19 Jahre alt, erst seit kurzer Zeit ist er nicht mehr für die Nachwuchs-Mannschaften spielberechtigt. Da beeindruckt sein Auftreten umso mehr: „Er macht das spielerisch gut, er ist in den Zweikämpfen da“, lobt Zorc. Und dass er vor einer Woche noch kurz vor Schluss einen Elfmeter gegen Hertha BSC und damit das 2:2-Endergebnis verschuldet hatte, war ihm nicht anzumerken: „Natürlich hat ihn der Fehler gegen Berlin beschäftigt. Aber er hat in den letzten Wochen zurecht so viel Selbstbewusstsein aufgebaut, dass man im nächsten Spiel gar nichts mehr davon merkt“, lobte Zorc auch die mentale Stärke des Franzosen.
Zagadou musste beim BVB lange auf Spielpraxis warten
Trainer Lucien Favre sprach von einer „fantastischen Entwicklung“, die Zagadou genommen habe und auch Sebastian Kehl, Leiter der BVB-Lizenzspieler-Abteilung, war voller Anerkennung: „Er hat seine Chance absolut genutzt“, sagte Kehl über den Abwehrspieler, der ja überhaupt erst durch die Verletzungen der Stamm-Innenverteidiger Manuel Akanji und Abdou Diallo zu Einsätzen gekommen war. Lange hatte Zagadou auf Spielpraxis warten müssen – und als er sie bekam, überzeugte er sogleich. „Er tritt unheimlich selbstbewusst auf, aber auch sehr demütig und bodenständig“, meinte Kehl. Auch mit der frühen Gelben Karte, die er gegen Wolfsburg sah, sei Zagadou souverän umgegangen. „Wir haben das in der Halbzeitpause kurz angesprochen, aber er ist reif genug, dass er so eine Situation einschätzen kann und weiß, dass er hinten vorsichtig sein muss“, sagte Kehl. „Das zeigt auch, dass er einfach eine Klasse hat – aber sonst wäre er ja auch nicht bei Borussia Dortmund.“