Dortmund. Mit dem 4:0-Sieg gegen Atletico Madrid begeistert der BVB die Zuschauer. Auch jene, die es berufsbedingt nicht mit Dortmund halten.
Der Mann war recht heiser am Ende dieses denkwürdigen Abends, was aber nicht weiter verwunderlich war: Mit 4:0 (1:0) hatte Borussia Dortmund den spanischen Vizemeister Atletico Madrid nicht nur besiegt, sondern eine der stärksten Mannschaften Europas regelrecht aus dem Stadion gefegt. Da hatte so mancher Zuschauer seine Stimme gelassen angesichts der Begeisterung für diesen Auftritt des BVB. „Dortmund hat sehr dynamisch und sehr pragmatisch gespielt. Sie sind stark im Ballbesitz, haben große Schnelligkeit im Spiel“, sagte der Mann also mit heiserer Stimme. „Sie sind auf einem großartigen Weg. Hoffentlich können sie so weiterspielen, denn es macht großen Spaß, ihnen zuzusehen.“
Am Mittwochabend aber dürfte sich der Spaß in engen Grenzen gehalten haben, denn der Mann war niemand anders als Diego Simeone, Trainer jener Mannschaft, die da eben recht heftig unter die Räder geraten war. Die Niederlage hatte sogar historische Dimensionen, es war die höchste in der Amtszeit Simeones, die schon fast sieben Jahre andauert. Der Argentinier hat in Madrid eine der besten Defensiven Europas geformt, doch auch diese hatte sich letztlich dem Dortmunder Tempo und der erstaunlichen Effizienz der BVB-Angreifer beugen müssen.
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Das beeindruckte nicht nur Simeone. „Wir haben nicht erwartet, vier Tore zu schießen, heute ist eine tolle Nacht für uns alle“, schwärmte Mittelfeldspieler Axel Witsel, der den Torreigen eröffnet und auch sonst ein bärenstarkes Spiel abgeliefert hatte. „Wir gehen glücklich in Führung, aber wie wir die Tore in der zweiten Halbzeit geschossen haben, spricht für die Mannschaft und ihren Lauf“, lobte Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspieler-Abteilung. „Das Spiel zeigt: Wir sind auf einem richtig guten Weg.“
Und auch Thomas Delaney, der beim Stand von 0:0 verletzt ausgewechselt werden musste, zeigte sich beeindruckt, sprach von einer gelungenen Reifeprüfung: „Atletico ist eine gute Mannschaft mit sehr guten Spielern, sie sind reifer und erfahrener als wir“, meinte er. „Es ist noch früh in der Saison, aber dieser Schritt ist ein ganz großer für uns, das gibt Selbstvertrauen.“
BVB-Trainer Lucien Favre bleibt gewohnt nüchtern
Einer allerdings wollte noch nicht so recht einstimmen in die Lobeshymnen: „Es liegt nicht an viel“, kommentierte Trainer Lucien Favre den deutlichen Sieg gewohnt nüchtern und lieferte dafür auch einige Gründe: Viele Spiele in der laufenden Saison hätten auch anders ausgehen können, zudem müsse man bei so vielen jungen Spielern Rückschläge einkalkulieren. Und dass derzeit die Joker immer wieder wichtige Tore für den BVB schießen, liege eben daran, dass die „Einwechselspieler wissen, was sie machen müssen“.
Unterstützung in seiner zurückhaltenden Betrachtungsweise erhielt der Trainer wie immer von seinem Kapitän: Der lobte den Auftritt und den 4:0-Sieg zwar ausführlich, mahnte dann aber: „Wir sind momentan sehr zufrieden – aber wir haben noch nichts gewonnen.“