Dortmund. Borussia Dortmund brilliert in der Königsklasse und schlägt Atletico 4:0. Die Entwicklung unter dem neuen Trainer Favre stimmt. Ein Kommentar.

Götze mit Grätsche, Götze am eigenen Strafraum, Götze auf den Flügeln: Wenn Mario Götze immer so spielte wie beim 4:0 gegen Atletico Madrid in der Champions League, hätte es niemals die Diskussion um seinen Stammplatz und seine Formschwankungen gegeben. Der Auftritt am Mittwoch war erfrischend und Verpflichtung zugleich: So möchte man ihn jetzt ständig sehen.

Favre haucht Götze neues Leben ein

Wohl niemand verkörperte Mittwoch besser als Götze die Verwandlung, die Borussia Dortmund seit den Nikosia-Ausfällen im Vorjahr erlebte. Die Tristesse vom Herbst 2017 ist verschwunden: neun Punkte aus drei Spielen, 8:0 Tore, Platz 1 in Gruppe A. Oder um es mit Marco Reus zu sagen: Reifeprüfung bestanden. Der BVB ist das Maß der Dinge in Deutschland, nicht Bayern.

Kommt die Lobeshymne zu früh? Vielleicht. Aber in Zeiten, da München mit Führungsproblemen kämpft und BVB-Trainer Lucien Favre sogar dem zwischenzeitlich abgestumpften Götze neues Leben einhaucht, darf man das Naheliegende beim Namen nennen. In dieser Mannschaft steckt etwas Dynamisches. In dieser Bundesliga-Saison sogar etwas ganz Großes.

Die Mutation kann man nicht nur mit Götzes erweiterten Bewegungsradius begründen. Man könnte Raphael Guerreiro nennen, den Linksaußen: aus dem Nichts zum Doppeltorschützen. Oder die Flexibilität von Reus: mal Spitze, mal dahinter, immer gefährlich. Sogar der Ausfall von Torjäger Paco Alcacer ist zu kompensieren. Der Kader ist ein Schatz der tausend Möglichkeiten.

Nachhaltige Positiv-Entwicklung unter Favre

Was man an dieser Stelle nur bedenken sollte: So jung die Mannschaft ist, so anfällig wird sie sein, wenn mit der Kraft Dynamik und Tempo verloren gehen. Der Jugendstil trägt keine komplette Spielzeit. Die Verantwortlichen werden diese alte Fußballweisheit gebetsmühlenartig wiederholen, und sie tun gut daran. Erwartungsmanagement ist so wichtig wie Kaderplanung.

Nur soll man deswegen nicht die Momentaufnahme feiern? Das Bosz-Feuerwerk vom Vorjahr war zu diesem Zeitpunkt längst erloschen. Favre ist klüger und hat schon jetzt eine Balance zwischen Angriff und Sicherheitsgefühl hergestellt. Und wer Götze hinbekommt oder Guerreiro, ist als Trainer ohnehin gesegnet. Freuen wir uns darüber.