Stuttgart. Borussia Dortmund machte beim 4:0-Sieg bis zur Halbzeit drei Treffer aus vier Chancen. Torwart Bürki stellte fest: “Es passt alles derzeit.“

Natürlich trugen die Protagonisten dieses Samstagnachmittags auch beim Verlassen des Stuttgarter Stadions Dienstkleidung in den jeweiligen Vereinsfarben, doch es hätte kein Weiß-Rot oder Schwarz-Gelb gebraucht, um zuzuordnen, wer zum VfB Stuttgart und wer zu Borussia Dortmund gehörte: Auf der einen Seite hängende Köpfe und grimmige Mienen, auf der anderen Seite Menschen, denen das Grinsen kaum aus dem Gesicht weichen wollte. „Wir sind sehr zufrieden heute“, freute sich etwa Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspieler-Abteilung beim BVB, über den überaus deutlichen 4:0 (3:0)-Sieg beim VfB, der damit tief im Tabellenkeller bleibt – während die Dortmunder ihre Tabellenführung souverän verteidigten.

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Und sie hatten von Beginn an wenig Zweifel daran gelassen, dass nur dies der Ausgang dieses Abends sein könnte: dritte Minute, erster ernstzunehmender Angriff – und gleich die Führung. Jacob Bruun Larsen, in der vergangenen Saison noch an den VfB ausgeliehen, ließ auf der linken Seite gleich zwei Gegenspieler stehen, bediente im Zentrum Marco Reus, dessen Pass auf Umwegen bei Jadon Sancho landete – und der traf mit einem abgefälschten Schuss zum 1:0.

BVB-Stürmer Alcácer trifft mit herrlichem Heber

Und nachdem sich die Stuttgarter einige Male vielversprechend, aber letztlich erfolglos nach vorne wagten, schlugen die Dortmunder abermals zu: Reus spielte den Ball auf die rechte Seite, Lukasz Piszczek gab ihn von der Grundlinie scharf nach innen, Paco Alcácer ließ ihn passieren und der im Vollsprint durchgelaufene Reus vollendete zum 2:0 (23.). Nur zwei Minuten später spielte VfB-Verteidiger Benjamin Pavard einen katastrophalen Fehlpass, Alcácer lief vollkommen frei aufs Stuttgarter Tor zu und überwand Torhüter Ron-Robert Zieler mit einem herrlichen Heber. Vier Torschüsse, drei Tore – der BVB bestach durch gnadenlose Effizienz. „Die erste Halbzeit war furios und überragend im Spiel nach vorne“, lobte Sportdirektor Michael Zorc.

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Doch es kam ja noch der zweite Durchgang, der Zorc wesentlich weniger gut gefiel: „Ein paar Konzentrationsmängel“, machte der Sportdirektor aus, sodass Stuttgart zu hochkarätigen Chancen durch Christian Gentner (48.), Chadrac Akolo (50.) und Santiago Ascacibar (52.) kam, bei denen Glück, die Abschlussschwäche der Schwaben und der starke BVB-Torhüter Roman Bürki einen Gegentreffer verhinderten. Der aber gab das Lob weiter an seine neuformierte Abwehrkette: „Die Jungs sind super“, meinte er. „Als sie gesehen haben, dass ich ein bisschen Probleme hatte mit Krämpfen, haben sie alles wegverteidigt. Es passt einfach alles derzeit.“ Deswegen, so der Schweizer, solle man auch gar nicht darüber nachdenken, warum es so gut klappe – sondern einfach genießen.

Das aber gelang den Verantwortlichen in der zweiten Halbzeit nur noch eingeschränkt, weil die Dortmunder neben ihren Problemen hinten nun auch Schwierigkeiten im Spiel nach vorne offenbarten: „Der VfB hat ein bisschen umgestellt, dann haben wir uns schwerer getan“, analysierte Kehl. „Wir haben auch nicht mehr so konsequent durchgezogen, wie wir es in der ersten Halbzeit getan haben.“ Als Kritik wollte er dies aber nicht verstanden wissen: „“Ich war lange genug selbst Spieler, um zu wissen, dass das ein Stück weit normal ist, wenn man mit einer 3:0-Führung in die Halbzeit geht.“

Kehl: "Wir wollten kein Risiko eingehen"

Dass der BVB den erneut bärenstarken Torjäger Alcácer zur Pause in der Kabine lassen musste, war ein weiterer Grund für den Leistungsabfall im zweiten Durchgang. „Paco hatte leichte Probleme mit dem Oberschenkel, wir wollten kein Risiko eingehen“, erläuterte Kehl. „Ich hoffe, dass er uns am Mittwoch zur Verfügung steht.“

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Dann nämlich geht es bereits weiter für den BVB, in der Champions League empfängt er den spanischen Spitzenklub Atletico Madrid. Dann wartet „ein ganz anderes Spiel, ein ganz anderes Kaliber“, wie auch Zorc offen einräumte. Denn der VfB war im ersten Spiel unter dem neuen Trainer, dem Ex-Schalker Markus Weinzierl, nur eingeschränkt konkurrenzfähig, offenbarte in der Defensive eklatante Aussetzer – auch vor dem vierten Treffer, den der eingewechselte Maximilian Philipp erzielte (85.). Es war sein erstes Saisontor, weshalb auch der Angreifer den Rückflug am Abend mit einem breiten Grinsen antrat.