Dortmund. Jugend forsch: Bruun Larsen, Zagadou und Hakimi, vorn Sancho und Pulisic: Die halbe BVB-Elf, die gegen Monaco glänzte war 20 Jahre - und jünger.

Auch wenn das Spiel vorbei ist, liefert Jacob Bruun Larsen mitunter Bemerkenswertes ab. Am Mittwochabend stand das Talent im Erdgeschoss des Dortmunder Stadions, und das Adrenalin der vorangegangenen 90 Minuten war noch nicht ganz aus seinem Körper gewichen. Es war nicht irgendein Abend gewesen, sondern der seines Debüts in der Champions League: Borussia Dortmund hatte AS Monaco mit 3:0 (0:0) besiegt, was unter anderem an Jacob Bruun Larsen gelegen hatte.

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Kurz nach seiner Einwechslung zur Halbzeit erzielte er die erlösende Führung und bereitete den dritten Treffer durch Marco Reus selbstbewusst vor.

Zweites Spiel, zweiter Sieg, Tabellenführung in der Gruppe A der Königsklasse. In der Bundesliga ja sowieso schon. Dortmund verblüfft mit seinem Fußball. Und noch mehr mit denen, die ihn spielen. Junge, Junge, sind die jung.

Jacob Bruun Larsen ist gerade 20 Jahre alt geworden. So wie der US-Amerikaner Christian Pulisic, mit dem er schon in der Dortmunder Jugend zusammenspielte. Die französische Ein-Mann-Schrankwand Dan-Axel Zagadou (19) verteidigte in den jüngsten Spielen, als wären die sechs Monate ohne Spielpraxis und die öffentlichen Zweifel an seiner Leistungsfähigkeit nie gewesen. Achraf Hakimi (19) feierte jüngst sein Debüt und überzeugte als Rechtsverteidiger.

Favre: Führen jeden Tag Einzelgespräche

Und dann ist da auch noch dieser Jadon Sancho, 18 Jahre alt, aber schon in den Bestenlisten der Liga vertreten und am Donnerstag erstmals für die englische Nationalmannschaft nominiert. Bruun Larsens Tor bereitete er am Mittwochabend gegen Monaco vor, den Treffer von Paco Alcacer zum 2:0 leitete er ein.

Spieler, die alle schon im Verein waren. Spieler, die aber erst jetzt aufblühen unter Lucien Favre, dem Trainer und Spielerversteher. „Der Trainer versucht, alles aus uns rauszuholen. Ich genieße das, ich freue mich auf jedes Training, weil ich weiß, dass ich besser nach Hause komme“, sagt Jacob Bruun Larsen also am Mittwochabend in seinem hübschen Deutsch-Dänisch.

An Bruun Larsen lässt sich das vermutlich am besten ablesen. Im Januar wurde er an den VfB Stuttgart verliehen, dort war er dann aber an manchen Spieltagen nicht einmal gut genug, um im Kader zu stehen. Es erschien fraglich, wie es im Sommer weitergehen würde. Im Verein kannte man seine Fähigkeiten, Favre sah sie auch. Und arbeitet intensiv daran. Nicht nur mit ihm.

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Wir führen jeden Tag Einzelgespräche über Taktik, defensives Verhalten, Torabschluss. Er geht in jedes Detail, und ich versuche so viel wie möglich davon zu verstehen. Das macht mich als Fußballer besser“, sagt Bruun Larsen. Immer wieder nach dem Training nimmt sich Favre oder einer der Co-Trainer einen der Jungspunde für eine Viertelstunde zur Seite, gibt Hilfestellungen. Noch wichtiger aber als all das tatsächliche Vertrauen in die Spieler sind die Einsatzzeiten auf dem Rasen.

„Man braucht einen Trainer, der den Mut hat, die Jungen auch in wichtigen Spielen aufzustellen“, sagt Sportdirektor Michael Zorc, der die Stimmung offenbar aber schon wieder als zu rosarot empfindet. „Wir brauchen uns jetzt nicht zu sehr auf die Jugendstory zu fokussieren“, ordnet er an. Schließlich wäre da auch noch ein Korsett aus Erfahrung: Roman Bürki (27) im Tor etwa, Thomas Delaney (27) und Axel Witsel (29) im Mittelfeld sowie Marco Reus (29) als Kapitän ganz vorn.

Erinnerungen an den frühen Klopp

Aber für Zorc und all die anderen, die beim BVB das große Ganze im Blick haben müssen, ist diese Jugendstory derzeit Gold wert. Weil der Verein im vergangenen Jahr das Bild träger Sattheit ausstrahlte und für den Sommer einen Neustart ausgerufen hat. Dass dieser nun schon Züge von Begeisterung trägt und sogar sportlichen Erfolg bringt, erinnert ein wenig an den Beginn der Ära Jürgen Klopp.

Und ganz bemerkenswert an all dem ist, dass diese jungen Burschen noch ziemlich oft zum Training kommen und ein Stückchen besser nach Hause fahren werden.