Essen. Ist Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund schon ein Titelkandidat? Gewissheit gibt es nicht, Indizien durchaus. Ein Kommentar.
Wochenlang hatten Fans des FC Schalke 04 vor allem in den sozialen Netzwerken Häme ertragen müssen. Bei Borussia Dortmunds 0:2-Rückstand in Leverkusen freuten sie sich schon darauf, mal zurücklachen zu können. Schließlich hatten die Königsblauen zuvor endlich den ersten Sieg in dieser Bundesliga-Saison bejubeln dürfen.
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Doch mal abgesehen von den üblichen Sticheleien unter den Revier-Rivalen: Dass die Borussen am Ende einen triumphalen 4:2-Sieg feierten, tut der gesamten Liga gut. Jetzt ist sie mal richtig schön spannend. Im Falle einer Dortmunder Niederlage hätten am lautesten doch nur wieder die Bayern gelacht.
Schalke hat weiter genug mit sich selbst zu tun
Noch ist es zu früh, um einen Titelkampf ausrufen zu können. Noch lässt es sich nicht mit Gewissheit behaupten, dass der neue Tabellenführer schon die Klasse für einen langfristigen Aufenthalt an der Spitze hat. Aber es gibt nun deutliche Indizien dafür, dass Dortmund ein Meisterkandidat werden kann.
Es war die Art dieses Sieges in Leverkusen, die das Grün der Hoffnung erblühen lässt. Wenn es eine Mannschaft hinbekommt, auf eine nachteilige Lage so imponierend zu reagieren, dann wissen die Spieler: Jetzt können wir alles schaffen. Ein solches Erlebnis festigt die Gemeinschaft, stärkt die Psyche, kann das Team über Wochen tragen.
Dass oben auch noch unerwartet Berlin mitmischt, dass Mönchengladbach, Bremen und Leipzig die Spitzengruppe erweitern, ist eine erfreuliche Momentaufnahme. Noch schöner wäre es, wenn mal zwei Ruhrgebiets-Klubs gleichzeitig die Bayern unter Druck setzen könnten, aber die Schalker haben weiterhin genug mit sich selbst zu tun. Es steht ja längst nicht fest, ob ihnen eine Aufholjagd gelingen kann. Immerhin gehörten sie jetzt mal zu den Gewinnern des Wochenendes.
Mann des Wochenendes aber ist einer, dessen Team unterlag. Werder Bremens Trainer Florian Kohfeldt zeigte nach dem 1:2 in Stuttgart Mitgefühl mit VfB-Torwart Ron-Robert Zieler, der den Ball nach einem Einwurf eines Mitspielers ins Tor kullern gelassen hatte. Es freue ihn für Zieler, sagte Kohfeldt, „dass die Stuttgarter dadurch keine Punkte verloren haben“. Diese im Profigeschäft so oft vermisste Menschlichkeit verdient höchste Anerkennung.