Brügge. Christian Pulisic wird beim Siegtreffer in Brügge kurz vor Schluss angeschossen. Bei Götze-Rückkehr liefert der BVB ein enttäuschendes Spiel.
Wie aufgedreht rannte Christian Pulisic in Richtung Eckfahne, dicht verfolgt von seinen Mitspielern. Der späte 1:0-Siegtreffer für Borussia Dortmund beim FC Brügge nach 87 Minuten kam einer Erlösung gleich, entsprechend ekstatisch feierten ihn die Dortmunder.
Lange hatte es ja so ausgesehen, als würde die Mission Wiedergutmachung in der Champions League nach der blamablen Vorsaison mit einer erneuten Enttäuschung beginnen. Nur ein Punkt in Brügge – das wäre angesichts der kommenden, deutlich stärkeren Gegner Atletico Madrid und AS Monaco eine ziemliche Hypothek im Kampf um den angepeilten Einzug in die K.o.-Runde gewesen.
Schmeichelhafter BVB-Sieg
Doch dann kam ein Ball in den Strafraum, kam ein Klärungsversuch des Abwehrspielers Matej Mitrovic, der an den Fuß von Pulisic und von dort in hohem Bogen über Torhüter Karlo Letica ins Tor flog. Ein sehr schmeichelhafter BVB-Sieg, denn überzeugt hatte Schwarz-Gelb über weite Strecken der Partie nicht.
BVB-Trainer Lucien Favre hatte seine Mannschaft gehörig durcheinander gewirbelt: Weil Thomas Delaney verletzt ausfiel, lief Julian Weigl von Beginn an auf, auch Mario Götze rückte in die Startelf. Bislang waren beide vom neuen Trainer recht beharrlich ignoriert worden. Jadon Sancho durfte ebenfalls von Beginn an spielen.
Der BVB legte gleich mit höchstem Tempo los: Marco Reus zwang Torhüter Karlo Letica zu einem Befreiungsschlag, doch Marius Wolf chippte den Ball aus 20 Metern deutlich am Tor vorbei (1.).
Danach aber zeigte sich mehr und mehr, dass Favres personellen Maßnahmen nicht aufgingen: Weigl Und Alex Witsel fanden im Spielfeldzentrum keine vernünftige Aufteilung. Götze war zwar äußerst engagiert, konnte aber kaum Impulse setzen. Jadon Sancho erwies sich als Sicherheitsrisiko, lud Brügge immer wieder mit seinen Ballverlusten zu Kontern ein. Zudem war die bislang so stabile Statik des BVB-Spiels durch die vielen Wechsel deutlich aufgeweicht.
Und so erarbeiteten sich die Gastgeber einige gute bis sehr gute Gelegenheiten: Jelle Vossen verfehlte das Tor per Kopfball knapp (12.), wenig später musste Reus einen Schuss des Stürmers vor der Linie herausgrätschen, der wohl hinter Roman Bürki eingeschlagen wäre (20.). Dann war es der Torhüter, der Anaut Danjumas Fernschuss zur Ecke klärte, bevor Ruud Vorma ebenfalls aus rund 20 Metern knapp vorbeischoss (23.). Auch Stefano Denswills Schuss drehte sich am Pfosten vorbei (38.).
Der BVB hatte zwar deutlich mehr Ballbesitz, es fehlte aber an Tempo, es fehlte an Ideen, es fehlte an Überraschungen. Und so musste ein Standard für die beste Dortmunder Torchance sorgen: Sancho schlug einen Eckball herein, Lukasz Piszczek verlängerte per Kopf und Abdou Diallo verpasste den Ball frei vor dem Tor ganz knapp (31.). Kurz zuvor hatte Schiedsrichter Danny Makkelie dem BVB zurecht einen Elfmeter verweigert, als Hans Vanaken der Ball im eigenen Strafraum vom Fuß an die Hand prallte – Absicht war dies nicht (30.).
So ging es torlos in die Halbzeitpause, nach der sich das Bild erst einmal nicht änderte – wennglich der BVB nun etwas stabiler stand, die gegnerischen Konter meist rechtzeitig abfing. Die offensive Inspiration aber fehlte weiterhin, weshalb Favre reagierte: Shinji Kagawa kam für Götze (61.), Christian Pulisic für Sancho (69.).
Dortmund wurde nun druckvoller, spielte sich in Brügges Hälfte fest. Chancen aber kamen weiterhin keine heraus – und Bürki musste das 0:0 gegen den völlig freistehenden Lois Openda festhalten. Aber dann kam ja Pulisic.