Dortmund. Der BVB hat viel Geld für Axel Witsel und Thomas Delaney ausgegeben. Etablierten Stars wie Mario Götze droht jetzt ein Platz auf der Ersatzbank.
Marwin Hitz ist mit seinen 30 Jahren ein erfahrener, mit allen Wassern gewaschener Torhüter – das bekommt im Training von Borussia Dortmund auch dessen Konkurrent Roman Bürki (27) zu spüren. Torwarttrainer Matthias Kleinsteiber hat sich eine komplexe Übung für die beiden ausgedacht, bei der auch entscheidet, wer dem anderen mehr Bälle ins Tor schießt. Und während Bürki seinem Gegenüber die Bälle butterweich in den Fuß rollt, kommen von Marwin Hitz deutlich schärfer und weniger präzise.
Bürki setzt sich beim Kampf um die Nummer 1 durch
Genutzt haben die Tricksereien nichts: Bevor der BVB am Montag mit dem Pokalspiel bei der SpVgg Greuther Fürth (20.45 Uhr/ARD und Sky) in die Saison startet, ist klar: Im Kampf um die Nummer 1 hat sich Bürki durchgesetzt.
Auch in der Abwehr ergibt sich ein deutliches Bild: Im Zentrum bleibt dem erfahrenen Ömer Toprak (29) das Nachsehen gegenüber Neuzugang Abdou Diallo (22) und Manuel Akanji (23), der im Winter vom FC Basel gekommen war. Die Außenpositionen dagegen bleiben wie seit Jahren unverändert: Marcel Schmelzer (30) wird links verteidigen, der drei Jahre ältere Lukasz Piszczek rechts. Achraf Hakimi (19), für zwei Jahre von Real Madrid ausgeliehen, muss sich zunächst mit der Rolle des Herausforderers begnügen, Raphael Guerreiro (24) spielte in der Vorbereitung kaum – und wenn, dann im zentralen Mittelfeld.
Lucien Favre sucht noch die richtige Formation für Borussia Dortmund
Und genau dort wird es für den Trainer am kompliziertesten. In der Vorbereitung wechselte Favre zwischen den Systemen 4-1-4-1, 4-3-3 und 4-2-3-1, er probierte mehrere Spieler auf verschiedenen Positionen aus. „Der Trainer versucht momentan herauszufinden, welche Formation für uns passt“, erklärt Sebastian Kehl, der neue Leiter der Lizenzspieler-Abteilung. „Er muss ein Gefühl dafür bekommen, wie wohl sich jeder in seiner Rolle fühlt.“
Favres Problem: Er hat im Zentrum maximal drei Rollen zu vergeben – aber elf Kandidaten. Für Axel Witsel (29) und Thomas Delaney (26) hat Borussia Dortmund jeweils 20 Millionen Euro bezahlt, um sowohl die physische als auch die mentale Widerstandsfähigkeit im Zentrum des Spielfelds zu verstärken. Beide sind erst einmal gesetzt – wenngleich Witsel nach längerem WM-Urlaub noch keine Option für das Pokalspiel am Montag ist. Um die Position des offensiveren Impulsgebers konkurrieren dann vor allem Mario Götze (26) und Mahmoud Dahoud (22), auch Shinji Kagawa (29) macht sich Hoffnungen. „Wir haben große Konkurrenz im Mittelfeld, so viele gute Spieler“, sagt Delaney. „Schwer zu sagen, wer spielt.“
Kommt ein ganz hohes Angebot?
Zumal da ja noch Julian Weigl (22) ist, der nach überstandenen Adduktorenbeschwerden an seiner Rückkehr arbeitet. Auch für ihn kommt das Spiel in Fürth noch zu früh, stattdessen sammelte er gestern in einem Testspiel der U23 gegen den KFC Uerdingen (2:0) Spielpraxis.
Aber: Wohin mit ihm, wenn er zurückkehrt? Für seine angestammte Position vor der Abwehr wurde Witsel geholt, mit zwei defensiven Mittelfeldspielern ließ Favre bislang kaum spielen – Weigl droht ein Platz auf der Bank.
Es wäre eine Personalie mit Frustpotenzial. Denn der 22-Jährige trug sich im Sommer mit Wechselgedanken, denen die BVB-Bosse einen Riegel vorschoben. Sie wollen Weigl halten, nur ein absurd hohes Angebot könnte daran etwas ändern. Vor allem Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hält große Stücke auf Weigl, sieht ihn als einen der künftigen Anführer der Mannschaft. In der Gegenwart aber muss der erst einmal um seinen Platz kämpfen.