Bad Ragaz. Thomas Delaney soll beim BVB eine neue Leidenschaft entfachen. Der Däne hält seine Kollegen für technisch besser – sich aber für unverzichtbar.
Allein mit Thomas Delaney Zeit zu verbringen, muss mindestens eine Zumutung sein. Das berichtet jemand, der es wissen muss: Thomas Delaney. „Meine Frau sagt manchmal: Warum kannst du nicht zu Hause ein bisschen mehr sein wie auf dem Platz? Du bist so langweilig.“ Er lacht. Was bedeutet, dass sich niemand ernstlich Sorgen machen muss um den Haussegen bei den Delaneys. Und es bedeutet, dass Thomas Delaney offenbar tatsächlich der ist, den man bei Borussia Dortmund hoffte, verpflichtet zu haben: Einer, der Spaß verbreitet, offen ist, lachen kann. Nur nicht über Niederlagen. Sehr gut ist das alles für einen Mikrokosmos wie eine Fußball-Mannschaft.
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Vor einer Woche erst ist der dänische Nationalspieler nach seinem WM-Urlaub in den schwarz-gelben Betrieb eingestiegen. Es sind seine ersten Tage und ersten Sätze nach seinem Wechsel von Werder Bremen zu Borussia Dortmund, den sein neuer Klub teuer bezahlt hat: 20 Millionen Euro für einen 26 Jahre alten Profi, der kein überragender Techniker ist, kein überragender Passspieler?
Vom Jugendtrainer gebremst
Aber genau darum geht es ja: Der zentrale Mittelfeldspieler bringt mit, was dem BVB zuletzt fehlte. „Herz und Leidenschaft sind ein großer Teil von mir und meiner Spielweise“, sagt er. Da sei etwas, „das mich vielleicht von den anderen Mittelfeldspielern unterscheidet“. Jeder seiner Mitspieler sei ein super Fußballer, „mich zeichnet aus: Laufen, Zweikämpfe führen, reden, vorne sein, hinten sein. Ich hoffe, dass der Trainer meint, wir brauchen das. Ich meine, wir brauchen das.“ Wieder lacht er. Charmanter Angriffsmodus.
Als Zehnjähriger war er weniger sozialkompatibel. Damals schon stauchte er seine verdutzten Mitspieler zusammen, wenn sie sich nicht ausreichend anstrengten und nicht gut genug spielten. „Das war damals ein bisschen schlecht. Mein Jugendtrainer hat gesagt: Thomas, es ist zu viel.“
Aber der Ehrgeiz steckt eben in ihm drin. Schon immer. Ist er ein guter Verlierer? „Neeeiiin.“ Gibt es schlaflose Nächte nach Niederlagen der eigenen Mannschaft? „Nein, so schlimm ist es nicht. Was passiert, wenn du verloren hast, ist egal. Denn dann ist es zu spät. Du musst vorher im Spiel alles dafür getan haben, zu gewinnen. Das ist eine meiner Stärken.“
Delaney hat eine Rot-Grün-Schwäche
In einem Verein, dessen Fans nimmermüden Arbeitstieren wie Murdo MacLeod und Sven Bender (Paradebeispiel für Fußball-Duden-Eintrag: Mentalitätsmonster, das) mindestens ebenso hingebungsvoll huldigt wie seinen feinfüßigen Stars, ist das keine üble Basis.
Schwächen hat dieser Mann natürlich auch – abgesehen davon, dass er im Hausgebrauch offenbar nicht Bruce Willis ist. Delaney hat eine Rot-Grün-Schwäche, die vor der WM offenkundig wurde, als er die dänischen Kollegen (rot) im Testspiel gegen Mexiko (grün) nur schwerlich unterscheiden konnte. „Das war das einzige Mal, dass ich Schwierigkeiten hatte auf dem Platz“, sagt Delaney. „Es kommt auf die Farbnuancen an. Manche Töne kann ich klar sehen, andere nicht“, erklärt er.
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Der Däne sitzt in einem Raum mit hohen Decken im Mannschaftshotel in Bad Ragaz, wo sich der BVB auf die Saison vorbereitet, und zeigt auf den Teppichboden. „Das ist grün.“ Er lacht. Dann zeigt er auf einen Schriftzug an der Wand. „Das ist rot.“ Pause. „Oder?“ Gelächter. „Ihr seht: Es ist kein großes Problem. Und: Wir spielen in Gelb. Nur deshalb bin ich ja beim BVB.“
Schlimm langweilig mit diesem Thomas Delaney . . .