Dortmund. Der BVB hofft auf Neuzugänge, die schon längst im Kader stehen. Drei Beispiele für mehr Hurra im zweiten Jahr: Akanji, Dahoud und Philipp
Da zu sein und anzukommen sind bisweilen vollkommen unterschiedliche Sachverhalte. Auf Fahrrädern rollten die Fußballspieler am Mittwochnachmittag vom Grand Hotel in Bad Ragaz hinunter zum Platz. Erste Einheit im Trainingslager in der Schweiz: bisschen dehnen, bisschen laufen, die Müdigkeit der Reise aus den Beinen bekommen. Routine, kein Grund zur Begeisterung. Aber Mahmoud Dahoud wirkte bei all diesen Übungen gelöst. Er grinste, plapperte mit Torwart Roman Bürki, lachte breit und offen, wie er es bereits in den Tagen der Amerika-Reise gemacht hatte.
Kehl schaut mit großem Interesse zu
Nun muss gute Laune nicht zwingend gleich überinterpretiert werden. Aber Dahoud wirkt zu Beginn seines zweiten Jahres bei Borussia Dortmund, als wäre er eben nicht nur da, sondern ein bisschen mehr angekommen. Ein Prozess, der nicht abgeschlossen ist, aber Hoffnung macht, dass ihm die Dinge leichter fallen könnten. Ihm und den anderen, die sich als Zugänge aus dem eigenen Kader erweisen könnten. „Es wird interessant sein zu sehen, was der eine oder andere macht, der sich jetzt vielleicht wertvoller und auch sicherer fühlt als in der vergangenen Saison“, sagt Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspielerabteilung. Und meint Dahoud (22). Und Manuel Akanji (23). Und Maximilian Philipp (24).
Das erste Jahr im neuen Verein ist oft schwierig, gerade für junge Spieler. Neue Stadt, neues Land vielleicht, neue Lebensumstände ganz gewiss. Eine neue Mannschaft mit einer Hierarchie, in der der eigene Platz erst noch gefunden werden muss. Und das alles am besten noch in einem Verein wie dem BVB, der sich in der vergangenen Saison auf so vielen Ebenen als uneinig erwies und mit Problemen kämpfte, die in Westfalen unbekannt oder fast vergessen waren.
Vier Trainer sind es nun innerhalb von etwas mehr als einem Jahr. Wie soll man da als Spieler Vertrauen fassen? Und wie soll man als Trainer junge Spieler Fehler machen lassen, wenn jeder das Potenzial hat, das Ziel der Qualifikation für die Champions League zu ruinieren?
Mahmoud Dahoud ist ein sehr guter Fußballspieler, er gilt aber auch als sensibler Künstler. In der Rückrunde schien er endlich Fuß gefasst zu haben in dieser Mannschaft. Dann nahm ihn Peter Stöger wieder aus dem Team. Aus dem beschaulicheren Gladbach war Dahoud gekommen, wo er zum begehrten Bundesligaspieler wurde. Sein Trainer damals: Lucien Favre, jener Mann, der nun in Dortmund anheuerte und das Potenzial des Spielers vollumfänglich wieder freilegen soll. Wie bei den anderen.
Philipp strotzt vor Spielfreude
Maximilian Philipp, gekommen aus dem noch beschaulicheren Freiburg, war sogar zweitbester Torschütze des BVB, als ihn eine schwere Knieverletzung für Monate aus dem Verkehr zog. Er strotzt derzeit vor Spielfreude, ist wissbegierig, spürt das Vertrauen des Trainers und kennt mittlerweile die Abläufe und Eigenheiten des Vereins.
Manuel Akanji kam im Winter vom FC Basel und hatte kaum Zeit, sich zu akklimatisieren. Aber seine guten WM-Leistungen für die Schweiz lassen auf zeitnahe Besserung hoffen. Jadon Sancho (18) begeisterte schon zum Saisonende. „Ich war in seinem Alter nicht so weit“, sagt Marco Reus über den jungen Engländer, ruft ihm aber zu, dass er noch viel lernen müsse.
Für mehr Hurra im zweiten Jahr. Nicht nur bei ihm.