Pittsburgh/Dortmund. Der BVB kehrte nach drei Tests und zehn Trainingseinheiten zurück nach Dortmund. Trainer Lucien Favre lobte Christian Pulisic und Mario Götze.

Gesprochen wurde kaum am Gepäckband. Durch eher kleine Augen beobachteten die Profis von Borussia Dortmund das Gewusel am Düsseldorfer Flughafen. Gleich nach der 5:6 (2:2, 2:0)-Niederlage nach Elfmeterschießen gegen Benfica Lissabon hatten sie sich um Mitternacht vom Flughafen in Pittsburgh auf den Rückweg in die Heimat gemacht. Gut sieben Stunden Flugzeit später waren sie in Düsseldorf gelandet – in den Knochen nicht nur einen langen Tag, sondern auch eine fordernde USA-Reise mit drei Tests und zehn Trainingseinheiten innerhalb von acht Tagen.

Auch Dahoud überzeugt beim BVB

Lucien Favre zog dennoch ein positives Fazit: „Insgesamt ist mein Eindruck sehr, sehr gut, das war eine schöne Erfahrung.“ Ganz bewusst hatte der neue BVB-Trainer die Reise auch dazu genutzt, um sich ein genaues Bild von seinen Spielern zu machen. Und einige Erkenntnisse dürfte er angesammelt haben.

Christian Pulisic etwa war als größter Star des US-Fußballs nicht nur das Marketing-Zugpferd – sondern auch eine der größten sportlichen Attraktionen. Beim 3:1-Sieg gegen den FC Liverpool schoss er zwei Tore selbst und leitete eines ein. Beim 1:0-Sieg gegen Manchester City holte er den entscheidenden Elfmeter heraus. „Es ist wichtig für seine Entwicklung, dass er Tore schießt, aber er kreiert auch Torchancen“, lobte Favre. „Er ist extrem jung, er hat enormes Potenzial, wir werden daran arbeiten.“

Potenzial hat ohne Zweifel auch der 22-jährige Mahmoud Dahoud, 2017 von Borussia Mönchengladbach gekommen, aber nie richtig in Dortmund angekommen. Doch Dahoud, dem Favre einst in Gladbach zum Profidebüt verhalf, präsentiert sich in diesem Sommer wie jener Spieler, den der BVB vor einem Jahr holte: schnell, kreativ und ballsicher. Favres Spielweise mit scharfen, präzisen Pässen kommt ihm entgegen.

Dahoud darf bislang zu den Gewinnern zählen – wie auch Mario Götze. Der 26-Jährige deutete an, dass er unter Favre endlich die unverzichtbare Stütze werden könnte, die er seit seiner Rückkehr vom FC Bayern vor zwei Jahren sein will. Auch wenn die Suche nach seiner idealen Position andauert: Götze bot deutlich mehr Licht als Schatten und zeigte sich auch torgefährlich: Gegen Lissabon leitete er beide Treffer mit klugen Pässen ein. „Es war durchweg positiv“, sagt der Mittelfeldspieler. „Wir merken, dass das Training gut ist, dass wir uns wohl fühlen im System.“

Doch nicht alle Spieler konnten punkten. Marwin Hitz etwa, der neue Torhüter, hatte extra auf die Weltmeisterschaft mit der Schweiz verzichtet, um sich im Kampf um die Nummer 1 zu positionieren. Der 30-Jährige verrichtete seine Kern-Arbeit zwar anständig, allerdings fordert Favre sauberes Aufbau- und Kombinationsspiel auch von seinen Torhütern. Und hier hat der neue Mann erhebliche Defizite: „Natürlich ist das eine große Umstellung“, räumt er ein. Deswegen dürfte Roman Bürki erst einmal die Nase vorn haben.

BVB-Stürmer Isak fehlt es an Wucht

Die größte Baustelle aber bleibt das Sturmzentrum: Maximilian Philipp, eigentlich eher Außenspieler, macht seine Sache ordentlich, gegen Benfica schoss er beide Tore. Was aber, wenn er ausfällt? Der 19-jährige Alexander Isak, einzig gelernter Mittelstürmer im Kader, konnte sich wieder einmal nicht als Alternative aufdrängen. Dem Schweden fehlt es nach wie vor an körperlicher Wucht. Hier wartet Arbeit auf Favre – und auf Sportdirektor Michael Zorc, will er noch einen echten Torjäger verpflichten.