Charlotte/Essen. Axel Witsel könnte bei Borussia Dortmund das zentrale Mittelfeld organisieren. Die Probleme sind: die China-Vergangenheit und der Gehaltswunsch.

Das Handy legt Michael Zorc auch in den USA nur selten aus der Hand. Ob beim Training im Bank-of-America-Stadion von Charlotte, beim Testspiel gegen Manchester City im Soldier Field von Chicago oder beim Warten aufs Mittagessen im Mannschaftshotel – immer wieder sieht man den Sportdirektor von Borussia Dortmund telefonieren sowie Nachrichten lesen und schreiben.

Transferperioden bedeuten traditionell viel Arbeit – besonders in diesem Sommer, in dem sich Borussia Dortmund je nach Wortwahl einen Neustart oder Umbruch verordnet hat. Zorc muss einerseits nicht mehr benötigte Spieler von der Gehaltsliste bekommen und andererseits Lücken im Kader schließen.

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Zum Beispiel mit dem Belgier Axel Witsel, 29 Jahre alt und derzeit in Diensten des chinesischen Erstligisten Tianjin Quanjian. Nach Informationen dieser Redaktion hat der BVB großes Interesse daran, den zentralen Mittelfeldspieler unter Vertrag zu nehmen.

Witsel wäre beim BVB Ergänzung und nicht Ersatz für Weigl

Es ist auf den ersten Blick eine überraschende Personalie, ist Dortmund im zentralen Mittelfeld doch eher überbesetzt – theoretisch. Denn die meisten BVB-Profis agieren lieber offensiv, nah am gegnerischen Strafraum. Als Abräumer vor der Abwehr, der von hinten die Bälle verteilt, hat derzeit nur Julian Weigl das volle Vertrauen seiner Vorgesetzten. Sebastian Rode und Nuri Sahin dürfen bei entsprechenden Angeboten gehen. Witsel wäre hier eine starke Alternative, er bringt außerdem eine starke Physis und Anführerqualitäten mit – beides derzeit besonders gefragte Eigenschaften in Dortmund.

Zudem plagt sich Weigl derzeit mit Adduktorenbeschwerden, wann er zurückkehrt ist offen. BVB-Sportdirektor Michael Zorc geht aber nach einem Telefonat mit dem in Dortmund gebliebenen Weigl am Freitag davon aus, dass es nicht allzu lange dauern wird. „Es sieht gut aus, er war sehr zuversichtlich“, so Zorc. „Nach der Rückkehr soll er dann nach und nach ins Mannschaftstraining eingebaut werden – aber mit einem zielgerichteten Aufbautraining, er hat ja seit Mai nicht vernünftig trainieren können.“ Stand jetzt wäre Witsel Ergänzung und nicht Ersatz für Weigl.

Skepsis weckt allenfalls der sportliche Werdegang des Belgiers, der seit 2012 nur in Russland und China spielte – in deutlich schwächeren Ligen als der Bundesliga also. Bei der Weltmeisterschaft aber gehörte er zur Stammformation der drittplatzierten Belgier und bewies, dass er auf diesem Niveau mehr als nur mithalten kann.

Die 18 Millionen Jahresgehalt, die der 29-Jährige in China verdient, kann und will der BVB nicht einmal annähernd zahlen. Doch Witsel hat schon im Mai gesagt, dass er gerne nach Europa zurückkehren würde – und er weiß, dass er dafür Abstriche in Kauf nehmen muss.

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Noch bis Ende 2019 ist der Belgier in China unter Vertrag, die Ablösesumme von wohl 20 Millionen Euro könnte der BVB ohne Probleme stemmen – denn schon bald dürfte Geld für André Schürrle in die Kasse fließen. Der Angreifer reiste am Samstag für Vertragsgespräche zurück nach Deutschland, nachdem ihm Zorc und Trainer Lucien Favre kurz zuvor keine große Perspektive auf Einsätze in Aussicht gestellt hatten: „Wir haben mit ihm offen die Situation besprochen“, so Zorc „Wir haben auf den Positionen sehr viele Optionen und die Planungen gehen in eine andere Richtung.“

Crystal Palace ist an BVB-Profi Schürrle interessiert

Schürrle zieht es nun nach England, aus der Premier League haben sich bereits Klubs gemeldet. Crystal Palace etwa ist schon länger am 27-Jährigen interessiert. Die 30 Millionen Euro Ablöse, die Dortmund vor zwei Jahren an den VfL Wolfsburg zahlte, dürfte der Wechsel kaum wieder einspielen, beim BVB würde man sich mit etwa 20 Millionen Euro schon zufrieden geben – denn man spart ja auch rund 20 Millionen Euro, die in den kommenden drei Vertragsjahren noch an Gehalt und Prämien fällig gewesen wären.

Bis es so weit ist, wird Zorc aber noch einige Telefonate führen müssen.