Dortmund. Der BVB hat bereits mit dem Trainer des OGC Nizza gesprochen. Noch aber hängt einiges am Bundesligaspiel gegen Mainz 05 am Samstag.
Peter Stöger ist amüsiert über so viel Anteilnahme: „Ich habe ja fast das ungewohnte Gefühl, dass sich jemand Sorgen um mich macht“, sagt der Trainer von Borussia Dortmund mit breitem Grinsen. „Das ist sehr nett von euch.“ Adressiert ist der Satz an Journalisten, die beharrlich wissen wollen, wie es denn weitergeht mit Stöger und dem BVB.
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Und ebenso beharrlich betont der Trainer, dass er dazu nichts sagen will, dass für ihn nur das Bundesligaspiel gegen Mainz 05 am Samstag (15.30 Uhr/live in unserem Ticker) zählt. Mit einem Sieg würde der BVB die Teilnahme an der Champions League endgültig sichern und Stöger hätte erreicht, was ihm die Klubbosse zum Amtsantritt im Dezember in höchster Not aufgetragen hatten – nachdem der Klub auf Rang sieben abgestürzt war.
Konkrete Gespräche mit Zorc und Watzke
Mit Saisonende aber endet der Vertrag des Österreichers – und nach Lage der Dinge auch seine Zeit in Dortmund. Denn obwohl sie es öffentlich nicht bestätigen, haben sich die Verantwortlichen nach Informationen dieser Redaktion intern bereits festgelegt: Der BVB will Lucien Favre, derzeit Trainer des OGC Nizza. Mit dem Schweizer sind bereits Gespräche geführt worden, und dabei ging es nicht nur um ein Kennenlernen und unverbindliches Austauschen von Informationen. Sehr konkret sprach der 60-Jährige mit Sportdirektor Michael Zorc und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke über die kommende Spielzeit.
Für Favre spricht einiges: Bei seinen bisherigen Stationen hat er sich einen Ruf erarbeitet als jemand, der es versteht, Mannschaften und Spieler weiterzuentwickeln – das braucht der BVB für den geplanten Umbruch. Borussia Mönchengladbach übernahm er einst auf Platz 18, er führte den Klub zum Klassenerhalt und ein Jahr später in die Play-offs zur Champions League. Drei Jahre später gelang der Einzug in die Königsklasse – mit so attraktivem wie taktisch anspruchsvollem Fußball.
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Aus seiner Zeit am Niederrhein hat der Schweizer einen gewichtigen Fürsprecher: Marco Reus, der unter Favre zum Bundesliga-Spitzenspieler wurde. „Er ist ein sensationeller Trainer“, schwärmte der Angreifer, als er sich in Richtung Dortmund verabschiedete. „Von ihm habe ich in meiner Karriere sicher am meisten gelernt.“
Allerdings ist der 60-Jährige für seine Wankelmütigkeit berüchtigt. In Gladbach sprach er immer wieder vom Rücktritt, er konnte immer wieder umgestimmt werden – bis zum Herbst 2015. Da warf er endgültig hin, er informierte die Medien und schuf so vollendete Tatsachen, bevor der Klub reagieren konnte. Vor derart sprunghaften Entscheidungen sorgt man sich auch in Dortmund.
Schon vor einem Jahr hatten sich die Bosse auf Favre festgelegt, nachdem dieser signalisiert hatte, er käme problemlos aus seinem Vertrag in Nizza heraus. Das aber erwies sich als Irrtum, der BVB musste hektisch umplanen. Nun hat Favre erneut Wechselbereitschaft signalisiert, für diesen Sommer soll er eine Ausstiegsklausel haben. Sicher aber ist das nicht – weshalb der BVB Alternativen wie Marco Rose von RB Salzburg noch nicht völlig ad acta legt.
Der erste und wichtigste Baustein
Kommentieren möchte der Klub das Thema auf Anfrage nicht, vor dem Spiel gegen Mainz will man alle Störfaktoren vermeiden. Sollte am Samstag aber die Qualifikation für die Champions League gelingen, wird der Klub Tempo in die Angelegenheit bringen. Denn auch die Spieler wollen wissen, wer im Sommer übernimmt, bei Vertragsgesprächen spielt die Frage eine zentrale Rolle. Favre wäre der erste und wichtigste Baustein des anstehenden Umbruchs – aber lange nicht der letzte.