Dortmund. Borussia Dortmunds Geschäftsführer baut weiter auf Julian Weigl. Nach einigen Spielen auf der Bank ist der 22-Jährige wieder wichtig für den BVB.

Auch diese Momente gibt es noch im Leben von Julian Weigl: „Mit Nachnamen heißen Sie Weigl“, sagt Peter Windgätter, „und mit Vornamen...“ Dann gerät der Vorsitzende Richter am Dortmunder Landgericht ins Stocken. „Julian“, hilft Weigl, und lächelt leicht. Es kommt nicht mehr häufig vor, dass jemand seinen Namen nicht weiß, schon gar nicht in Dortmund – obwohl der 22-Jährige in den vergangenen Wochen nur selten Werbung für sich machte.

In seiner dritten Saison bei Borussia Dortmund ist Weigl in eine veritable Krise gerutscht, hat nach vielen durchwachsenen Auftritten den so lange so sicheren Stammplatz verloren. „Ich hatte einfach zu viele Schwankungen in meinem Spiel in diesem Jahr, so wie viele unserer Spieler“, sagt er selbstkritisch.

Dennoch hat er weiterhin gewichtige Befürworter, allen voran den Mann an der Klubspitze. „Jule ist ein wichtiger Spieler von uns und soll idealerweise helfen, in den kommenden Wochen die Champions-League-Qualifikation klar zu machen“, sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Gespräch mit dieser Zeitung – und erneuert seine Einschätzung, dass Weigl einmal einer der BVB-Führungsspieler sein dürfte.

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Dafür allerdings hat der Mittelfeldspieler in der laufenden Saison nur wenige Anhaltspunkte geliefert. Erstmals lernte er die Schattenseiten seines Geschäfts kennen, nachdem es jahrelang nur bergauf gegangen war: 2015 von 1860 München gekommen, etablierte sich der Mittelfeldspieler sofort als unumstrittener Leistungsträger, er rutschte 2016 noch ins Aufgebot für die Europameisterschaft.

Weigl wurde gefeiert als Passmaschine, für Thomas Tuchels Ballbesitzspiel war er die Idealbesetzung im zentralen Mittelfeld: Einer, der fast nie Bälle verlor, der dem Spiel Struktur und Rhythmus gab.

Dass der kometenhafte Aufstieg jäh gebremst wurde, hat viele Gründe: Ende der vergangenen Saison brach sich Weigl das Sprunggelenk, er fehlte in der kompletten Vorbereitung. Als er nach dreimonatiger Pause zurückkehrte, fremdelte er im System des neuen Trainers Peter Bosz – und geriet in eine Mannschaft, die nach und nach in sich zusammenfiel.

Verbissener und verkrampfter

Und mit jedem Fehler, mit jedem nicht angekommenen Pass schwand die Sicherheit. Das gewohnte breite Grinsen wich immer öfter einer ernsten Miene – und je verbissener Weigl wurde, desto mehr verkrampfte er, desto mehr kam ihm das Selbstverständnis abhanden, desto mehr unerklärliche Fehler unterliefen ihm.

„Das ist doch normal bei einem relativ jungen Profi, dass es erst einmal ein Stück bergauf geht und dann auch mal stagniert oder sogar rückwärts geht“, sagt Watzke – und nennt als weiteren Grund Weigls Termin vor Gericht. Dort wird seit Dezember der Anschlag auf die Mannschaft verhandelt, dort mussten schon fast alle Profis aussagen – „und das hat die Mannschaft in Gänze mehr beeinflusst als vieles andere, was bei uns auf der Agenda steht“, glaubt Watzke. Für Weigl wünscht sich der BVB-Boss, dass er aus seiner Schwächephase „die Kraft zieht, wieder durchzustarten. Und das wird er machen“.

Zuletzt waren die Zeichen tatsächlich positiv. Beim 4:0-Sieg gegen Bayer Leverkusen machte der 22-Jährige sein bestes Spiel seit langem – und das vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw. Ob der ihn noch mitnimmt zur WM? „Wir werden sehen“, sagt Weigl. Er weiß, dass seine Position im zentralen Mittelfeld mit am besten besetzt ist. „Ich weiß auch, dass ich das draufhabe – aber das muss man Woche für Woche zeigen, da reicht ein gutes Spiel nicht.“