Dortmund. . Das Derby gegen Schalke ist von großer Bedeutung für Borussia Dortmund. Womöglich wird das Duell im Kopf entschieden, weiß Peter Stöger.
Am Ende versucht es auch Michael Zorc: Der Sportdirektor von Borussia Dortmund schnappt sich einen Ball, zirkelt ihn in hohem Bogen in Richtung Tor – und wendet sich mit gespielter Verzweiflung ab, als der Ball vom Pfosten zurück ins Feld klatscht.
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In den anderthalb Stunden zuvor haben die BVB-Profis den Torabschluss in allen möglichen Varianten trainiert – aus vollem Lauf, aus dem Stand, aus der Distanz, per Volley oder mit dem Kopf. Mit dem Torschuss ist es ja so eine Sache derzeit beim BVB: 22 Treffer in 14 Bundesligaspielen unter Trainer Peter Stöger sind zwar keine schlechte Bilanz. Aber das anspruchsvolle Dortmunder Publikum ist aus den Vorjahren Besseres gewohnt.
Dass der BVB in einem Pflichtspiel mehr als drei Tore erzielte, ist inzwischen fast fünf Monate her. Daran allerdings denkt in Dortmund niemand gerne zurück, endete jene Partie doch nach einer 4:0-Halbzeitführung noch 4:4 – und das ausgerechnet gegen den Erzrivalen Schalke 04, bei dem am Sonntag das Wiedersehen ansteht (15.30 Uhr/Sky). Es war ein besonders heftiger von vielen Tiefschlägen für Schwarz-Gelb.
Wie also umgehen mit so einem Spiel und einem derart fragilen Gebilde, das der BVB-Kader im Jahr 2018 ist? Noch hat Stöger die Partie nicht thematisiert, auf Dauer wird er es nicht vermeiden können: „Das wirst du in irgendeiner Form ja immer in den Köpfen haben, auch in 20 Jahren“, sagt er. „Es ist noch nicht so lange her, dass man das streichen kann. Beschäftigen musst du dich damit, zu dramatisieren brauchst du es auch nicht.“
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Stögers Aufgabe bis Sonntag wird es sein, die Köpfe seiner Spieler möglichst frei zu bekommen, ihnen die Angst und den Druck zu nehmen – so weit es eben geht bei einem Derby.
Denn dass die Spiele in Dortmund derzeit weit über das im Fußball übliche Maß hinaus im Kopf entschieden werden, war zuletzt beim 3:0-Sieg gegen den VfB Stuttgart am vergangenen Sonntag gut zu sehen: 38 Minuten lang agierte der BVB verkrampft und mutlos, durchaus nachvollziehbar nach der 0:6-Niederlage beim FC Bayern eine Woche zuvor. „Da hat man gesehen, dass wir auf einen Gegner getroffen sind, der wochenlang gute Ergebnisse und daher viel Selbstvertrauen hatte“, meint Stöger. „Das war bei uns zu Beginn logischerweise nicht so da. Dann wird es schwierig, dann läuft es nicht flüssig.“
Mannschaft gibt Rätsel auf
Bis sich eine Flanke von Christian Pulisic zum 1:0 ins Tor verirrte und sich sämtlicher Krampf plötzlich in lange nicht gesehene Spielfreude und Kombinationsfußball auflösten. Eine Garantie, dass die BVB-Profis daran in Gelsenkirchen anknüpfen, ist das freilich nicht. Immer wieder reihten sie in dieser Saison enttäuschende an durchaus ordentliche Auftritt, umgekehrt genauso – auch ihrem Trainer gibt diese Mannschaft immer wieder Rätsel auf.
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Sein Rezept für die Schlusswochen und die emotional aufgeladene Begegnung mit dem Revierrivalen: Ruhe ausstrahlen. Der Mannschaft soweit möglich die Anspannung nehmen. Und weiteren emotionalen Ballast vermeiden. Auf Fragen nach dem Anschlag auf die Mannschaft, der sich heute jährt, geht der Trainer deswegen gar nicht erst ein. Seine Spieler haben auch ohne diese schreckliche Erinnerung mehr als genug Dinge zu verarbeiten.