Dortmund. Michy Batshuayi muss bei Borussia Dortmund ein großes Erbe antreten. Im Interview spricht er über Spongebob, seine Zukunft und die Bibel.

Einen Monat lang ist Michy Batshuayi (24) nun schon in Dortmund bei der Borussia. Sechs Spiele, fünf Tore – das ist die Bilanz des vom FC Chelsea bis zum Saisonende ausgeliehenen Stürmers. Wie sich dieser Monat anfühlt? „Fast perfekt“, sagt er. Zum Interview-Termin erscheint der Belgier gut gelaunt. Und das, obwohl er ein großes Erbe antreten musste.

Wie groß war und ist der Druck, einen Top-Torjäger wie Pierre-Emerick Aubameyang am besten sofort vergessen zu machen?

Michy Batshuayi: Druck? Nein, da war kein Druck. Ich wusste zwar, dass „Auba“ hier sehr gut gespielt und viel getroffen hat. Aber das war und ist für mich kein Druck, weil ich nur auf mich ­schaue. Dortmund ist ein großer Klub, und ich versuche, alles so gut wie möglich zu machen.

Wie wohl fühlen Sie sich schon in Dortmund?

Batshuayi: Ich fühle mich sehr, sehr gut hier, weil ich mich mit den Mitspielern sehr, sehr gut verstehe. Einige sprechen Englisch, einige sprechen Französisch, viele sprechen Deutsch. So kann ich mich mit allen unterhalten oder zumindest vieles verstehen und auch viel lernen. Ich fühle mich wie in einer großen Familie, alle verstehen sich gut.

Also kann Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc schon die Verträge für die Verlängerung aufsetzen?

Batshuayi: (lacht) Ich muss Sie enttäuschen: Ich denke derzeit nur an Fußball, nicht an die Zukunft. Am Ende ist das auch eine Entscheidung, die vor allem die Klubs treffen.

Michy Batshuayi (Mitte) im Gespräch mit Sebastian Weßling (r.) und Daniel Berg (l.).
Michy Batshuayi (Mitte) im Gespräch mit Sebastian Weßling (r.) und Daniel Berg (l.). © Fabian Strauch / FUNKE Foto Services

Aber als Spieler dürfen Sie doch mitreden. Gibt es eine Chance, dass Sie über den Sommer hinaus bleiben?

Batshuayi: Es ist ehrlich gesagt tatsächlich das Letzte, woran ich gerade denke. Wir haben mit dem BVB Ziele in der Bundesliga, wir sind in der Europa League weitergekommen – und nach der Saison ist es mein Ziel, mit der belgischen Nationalmannschaft bei der WM dabei zu sein.

Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat gesagt, dass die Grundvoraussetzung für Ihren Verbleib ist, dass Sie das ausdrücklich wollen. Er sieht sogar gute Chancen, weil seiner Meinung nach die Planstellen im Sturm des FC Chelsea langfristig vergeben seien.

Batshuayi: Ich bin untröstlich, aber ich antworte immer gleich. Was in der Zukunft liegt, interessiert mich jetzt nicht. Über dieses doch recht bedeutsame Thema jetzt nachzudenken, würde mir den Kopf blockieren. Ich muss mich hier auf die nächsten Spiele konzentrieren, denn diese Phase ist sehr wichtig für Dortmund. Ich war zum Beispiel überhaupt nicht zufrieden mit unserem letzten Spiel gegen Augsburg, nicht mit dem Ergebnis, nicht mit unserer Mannschaftsleistung und insbesondere auch nicht mit meiner eigenen.

Ihr Start beim BVB war mit fünf Toren in drei Spielen furios. Zuletzt aber tat sich das gesamte Team wieder schwer. Woran liegt es?

Batshuayi: Das waren sehr komplizierte Spiele, weil die Gegner sehr, sehr defensiv eingestellt waren. Deshalb müssen wir uns Gedanken machen, damit wir das in den kommenden Spielen besser machen in der Offensive.

Trainer Peter Stöger übte nach dem letzten Spiel harte Kritik. Er sagte, die Mannschaft habe nicht genug gewollt. Ein berechtigter Vorwurf?

Batshuayi: Er hat Recht. Wir haben das richtige Engagement und die Leidenschaft vermissen lassen. Wir hätten das Spiel schon in der ersten Halbzeit entscheiden können. Müssen. Wir müssen zusehen, dass so etwas nicht mehr passiert.

Nach Ihrem starken Start blieben Sie nun in drei Spielen in Serie ohne Treffer. Wird nun spürbar, dass Sie zuletzt in Chelsea nicht gewohnt waren, regelmäßig zu spielen?

Batshuayi: Das stimmt vielleicht ein bisschen, aber ich möchte das nicht als Ausrede gelten lassen. Ich habe zum Glück einen belastbaren Körper, bin selten verletzt. Ich muss eben professionell sein, mich gut erholen und pflegen, viel schlafen.

Ergreifen Sie besondere Maßnahmen, um unverletzt zu bleiben?

Batshuayi: Wenn ich Probleme fühle, mache ich auch zu Hause spezielle Übungen. Und ich bete viel.

Sie beten viel?

Batshuayi: Ich glaube an Gott. Ich bete, das habe ich in meinem Elternhaus so gelernt. Ich lese die Bibel. Der Glaube ist sehr wichtig für mich. Ich habe es Gott zu verdanken, dass ich auf dieser Welt bin. Er gibt diesem Leben einen übergeordneten Sinn.

Ihnen eilte nach Dortmund der Ruf voraus, ein verrückter Kerl zu sein, der bei seinen alten Vereinen auch so seine Probleme hatte. Wie lebt es sich mit diesem Ruf? Und noch wichtiger: Inwieweit stimmt er?

Batshuayi: Positiv verrückt bin ich, ja, das stimmt (lacht). Aber ich mache keine Probleme, ich weiß, was sich gehört. Auch wenn ein Trainer mich mal nicht viel spielen hat lassen, ist es immer respektvoll zugegangen zwischen ihm und mir.

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Wie ist denn dieser Michy Batshuayi ansonsten so?

Batshuayi: Er ist nett und auch wenn er derzeit vielleicht etwas ernsthafter wirkt, dann mag er es doch sehr, viel zu ­lachen (lacht). Ich liebe Spiele. Ich wette zum Beispiel mit den Kollegen um eine Pizza, ob ich ein Tor schieße. Ich mag solche Spielchen, für mich gehören sie mit dazu. Sie machen mich locker und ich spüre den Druck nicht so sehr. Ich bin ein großes Kind – aber nicht in allen Angelegenheiten (lacht).

Hinter Ihnen auf dem Platz bildeten zuletzt die Nationalspieler Marco Reus, ­Mario Götze und André Schürrle das offensive Mittelfeld. Sie sind Freunde, sie suchen sich oft mit Pässen. Was bedeutet dieses Trio für Sie auf dem Platz?

Batshuayi: Das ist super. Sie sind Stars der Bundesliga, sogar weltweite Stars und sehr gute Fußballspieler. Für einen Stürmer ist es perfekt, solche Leute hinter sich zu haben.

Als Sie in Dortmund angekommen waren, sagten Sie, dass Sie den BVB so mögen, weil die Vereinsfarben Schwarz und Gelb sind, wie der gelbe Comic-Schwamm Spongebob und die Superhelden-Figur Batman. Wir unterstellen, dass es auch andere Gründe gab, sich für Dortmund zu entscheiden.

Batshuayi: Das Stadion ist großartig. Als ich noch für Standard Lüttich gespielt habe, habe ich schon in einem ­Interview gesagt, dass dieses ­Stadion eines der besten der Welt ist und dass ich dort gern einmal ­spielen will. Das war auch einer der Gründe für den Wechsel.

Ein Faible für diese Comics haben Sie aber tatsächlich.

Batshuayi: Ja, immer schon. Ich schaue Spongebob sehr gern.

Jeden Tag?

Batshuayi: Wenn ich die Möglichkeit dazu habe, ja.

Stimmt es, dass es Ihnen beim Einschlafen hilft?

Batshuayi: Ja. Das sollten Sie mal probieren, das hilft sehr gut. Man kann ein bisschen relaxen, ein bisschen lachen – und dann schläft man ein (lacht).