Dortmund. . Dortmunds Trainer bemängelt nach dem 1:1 gegen Augsburg fehlende Mentalität. Peter Stögers Ton gegenüber den Spielern wird schärfer.
Nur Ömer Toprak und Mario Götze wagten sich nach draußen und drehten am Dienstagmorgen ein paar Runden auf dem Trainingsplatz von Borussia Dortmund im Stadtteil Brackel. Der Rest der Mannschaft arbeitete in der Halle, was auch den Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt geschuldet war.
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Ungemütlich wurde es trotzdem. Trainer Peter Stöger machte seinen Spielern noch einmal deutlich, was er vom Spiel am Vorabend hielt, dem 1:1 (1:0) gegen den FC Augsburg: nicht viel. Schon unmittelbar nach dem Spiel war Stöger in seiner Kritik sehr konkret geworden: „Das war viel Ballkontrolle ohne Zug zum Tor, ohne gefährlich werden zu wollen“, haderte er. „Nur Verwalten – damit fühlt man sich als Trainer auch nicht wohl.“
Weitgehend machtlos musste der Österreicher ansehen, wie seine Spieler nach einer starken Anfangsviertelstunde und dem Führungstreffer durch Marco Reus (16.) das Fußballspielen nach und nach einstellten, Augsburg immer mehr vom Ball und Spiel überließen und folgerichtig das 1:1 durch Kevin Danso kassierten (73.).
Boykott ist keine Ausrede
Dass viele Fans das Montagsspiel boykottierten und nur 54 300 der 81 360 Plätze besetzt waren, wollte der Trainer nicht als Ausrede gelten lassen. So ein Spiel passiere, „wenn du nicht alles abrufst an Leidenschaft“, schimpfte er. „Ich hatte nicht das Gefühl, alle wollen alles unternehmen, um zu gewinnen.“
Stöger fühlte sich im Stich gelassen von seiner Mannschaft und machte dieser Enttäuschung deutlich Luft – und das nicht zum ersten Mal: „Zu wenig Substanz in den Zweikämpfen“ hatte die Analyse nach dem glücklichen 1:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach gelautet, „keinen Männerfußball“ diagnostizierte Stöger nach dem noch glücklicheren 1:1 bei Atalanta Bergamo, das ein Weiterkommen in der Europa League sicherte – und ergänzte in beißendem Spott, dass sich keiner seiner Spieler verletzt haben könne, weil sie ja den intensiven Zweikämpfen schön aus dem Weg gegangen seien.
Lange hatten sie in Dortmund Kritik an ihrem uninspirierten Minimalistenfußball damit abgebügelt, dass ja die Ergebnisse stimmten, dass man in der Bundesliga auf Rang zwei liege und dass Peter Stöger noch keine Liga-Partie verloren habe – mit neun Spielen ohne Niederlage baute er seinen Startrekord gegen Augsburg sogar weiter aus.
Doch ein 1:1 zu Hause gegen eine Mittelklassemannschaft der Bundesliga ist zu wenig für die Ansprüche beim BVB, zumal dann, wenn der Punkteverlust mit einer dürftigen Leistung einhergeht. Zumal diese Leistung keinesfalls ein Ausreißer nach unten war: In sieben Bundesligaspielen im Jahr 2018 brachten die Dortmunder ganze 23 Schüsse auf das gegnerische Tor, mussten selbst aber 36 hinnehmen. Und darunter war kein Gegner aus dem oberen Tabellendrittel, nur zweimal ging es gegen eine Mannschaft aus der oberen Hälfte des Tableaus.
Jetzt kommen die wahren Proben
Diese Gegner kommen nun, als erstes geht es am Samstag (18.30 Uhr/Sky) zu RB Leipzig. „Das Spiel wird auf jeden Fall mehr Intensität haben“, ahnt Mittelfeldspieler Gonzalo Castro. „Die werden uns gehörig auf die Probe stellen, vor allem defensiv.“ In der Hinrunde ging die Probe schief: Das 2:3 bedeutete den Anfang der Niederlagenserie unter dem damaligen Trainer Peter Bosz.