Essen. Borussia Dortmund trifft auf den FC Augsburg - im Blickpunkt steht dabei eine Frage: Sollte die Bundesliga am Montag spielen? Ein Pro & Kontra.

Seit Monaten spaltet ein Konflikt die Fußball-Bundesliga: Soll die Bundesliga am Montag spielen? Ein Pro & Kontra.

Pro - "Fünfmal Montag - macht doch nix" - von Pit Gottschalk 

Wer gegen Montagsspiele nicht opponiert, steht fast sicher auf verlorenem Posten. In Sozialen Netzwerken. Am Stammtisch. Und sogar in der eigenen Redaktion. Es ist viel einfacher, gegen jede Form von Veränderung zu argumentieren und Traditionspflege zu betreiben. Früher soll ja alles besser, schöner und authentischer gewesen sein. Erst recht unser geliebter Fußball. Dabei ist das nur ein Mythos.

Als die Bundesliga 1963 startete, kamen im Schnitt 25 000 Zuschauer ins Stadion; ausverkauft war nicht ein einziges Spiel. Vorige Saison waren es 40 692 Zuschauer und 146 ausverkaufte Spiele. In dieser Saison schauen 44 351 Zuschauer im Schnitt zu – ein Rekordwert.

Wo genau soll also die viel zitierte Entfremdung vom Profifußball sein, die immer wieder angeführt wird? Gerne wird behauptet: Der Deutsche hat schon immer samstags halb vier Bundesliga-Fußball besucht! Nein, das hat er nicht. Die vereinheitlichte Anstoßzeit gibt es in Deutschland seit der Rückrunde 1967/68 – die Einführung passierte also fünf Jahre nach der Bundesliga-Gründung.

Offenbar ist es doch eher so: Die Bundesliga hat immer Anpassungen ausprobiert. Innovation heißt auch: Mal ein Risiko einzugehen, komplett falsch mit einer Idee zu liegen. Die Montagsspiele sind so eine Idee. Wie Trikotwerbung und Arena-Bau. Wir reden nicht vom Untergang des Abendlandes, sondern am Ende von drei zusätzlichen Spielen pro Jahr, die nicht am Wochenende laufen.

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Zwar gibt es fünf Montagsspiele – aber auch nur noch zwei Spieltage statt wie früher vier unter der Woche (sogenannte „Englische Wochen“). Was ist an dem Montag so schlimm? Den Unterschied zwischen Spielen am Montag zu Dienstag/Mittwoch kann niemand schlüssig erklären. Folglich streiten wir über drei Spiele von 306. Weniger als ein Prozent.

Die Frage sei erlaubt: Ist das den Protest wert? Für Borussia Dortmund geht es auch um die Qualifikation zur Champions League heute: Lässt man nur wegen drei Spielen seine Mannschaft im Stich und geht nicht ins Stadion? Tun das echte Fans?

Die meisten BVB-Fans jedenfalls nicht. Denn kommerzielle Gefahr geht von keinem Montagsspiel aus; das ist wieder so ein Mythos. In der TV-Vermarktung ist jedes einzelne Bundesliga-Spiel 3,6 Millionen Euro wert – das Montagsspiel aber nur zwei Millionen Euro. Kommerz kann somit nur unterstellen, wer nicht die Grundrechenarten beherrscht.

Liga-Chefs haben dieser Zeitung längst bestätigt, dass es auch nach Ende des TV-Vertrags nicht mehr als fünf Montagsspiele geben wird. Wir sollten wieder über Fußball reden.

Kontra - "Emotionen statt Kapitalismus pur" - von Lutz Heuken 

Robert Lewandowski ist bislang nicht als marxistischer Theoretiker aufgefallen. Wenn der polnisch-bayerische Stürmerstar und Multimillionär sagt: „Fußball ist Kapitalismus pur“, dann ist das weniger Kritik am bestehenden Fußball- und Wirtschaftssystem als vielmehr eine nüchterne Feststellung. Ja, Fußball ist Kapitalismus pur!

Doch Fußball ist auch noch Volkssport. Und muss Volkssport bleiben – trotz aller Professionalisierung. Allerdings verliert der Lieblingssport der Deutschen zurzeit nach und nach seinen Charme. „Die Straße holt sich den Fußball zurück!“ Dieser Parole der Anti-Montags-Front stimmen Millionen Fußball-Fans zu.

Wenn der Spieltag in der Fußball-Bundesliga immer weiter zersplittert, wenn schon jetzt bis zu sieben (!) unterschiedliche Anstoßzeiten an einem Spieltag möglich sind, dann läuft die Bundesliga Gefahr, viel von ihrem Charakter, ihrer Popularität, ihrer Spannung, ihrer unvergleichlichen Samstagnachmittag-Romantik zu verlieren. Wenn Helene Fischer als Pausen-Nummer beim Pokalfinale 2017 zwischen Dortmund und Frankfurt von den Fußball-Fans gnadenlos ausgepfiffen wird, weil man solche Mätzchen beim Fußball nicht will, dann zeigt das, dass die Grenze des Zumutbaren überschritten ist. Und wenn Adidas-Chef Kasper Rorsted allen Ernstes vorschlägt, das deutsche Pokal-Endspiel statt in Berlin auch mal in Shanghai auszutragen, fragen sich die Fans: Was soll denn noch kommen? Nachtspiele, um zur Prime-Time auf dem riesigen asiatischen Markt zu punkten? Spiele mit vier Vierteln, um mehr Werbeblöcke platzieren zu können?

Die Fans erkennen die Montagsspiele als das, was sie ja tatsächlich sind: als einen weiteren Schritt hin zur Kommerzialisierung, als einen weiteren Versuch, die Toleranz- und Schmerzgrenze der Zuschauer auszutesten. Die Stimmung ist eindeutig: Irgendwann ist Schluss!

Rational, so das Argument der Montags-Befürworter, lasse sich wenig gegen Montagsspiele sagen. Die Nein-Sager reagierten rein emotional. Das Argument ist falsch, denn ohne echte Fans ist Fußball nicht denkbar. Und „emotional“ als Gegenargument im Fußball? Fußball ist Emotion! Was denn sonst? Wirklich nur noch Kapitalismus pur?