Augsburg. Zwölf Jahre lang spielte Augsburg-Manager Stefan Reuter für den BVB. Er freut sich auf seine Rückkehr. Wir haben uns mit Reuter unterhalten.
Herr Reuter, mit welchen Gefühlen fahren Sie nach Dortmund?
Stefan Reuter: Ich freue mich riesig, wieder in das Stadion zu kommen. Es waren zwölf tolle Jahre für mich und das Stadion ist für mich wahrscheinlich das stimmungsvollste und schönste in der Liga, auch wenn ich natürlich gespannt bin, wie es am Montag sein wird – viele Fans haben ja angekündigt, aus Protest gegen das Montagsspiel nicht ins Stadion zu kommen.
Fühlen Sie sich als Gast oder Heimkehrer?
Reuter: Das ist immer eine Heimkehr. Ich habe immer noch viele Bekannte und ein paar Freunde in Dortmund. Ich habe zwölf Jahre für die Borussia gespielt, das ist die längste Zeit in meiner Karriere gewesen – die dazu sehr schön und erfolgreich war. Daran denke ich immer gerne zurück und freue mich natürlich auch, den einen oder anderen zu treffen. Selbst viele Ordner sind noch da, die schon zu meiner Zeit für den BVB gearbeitet haben.
Beim BVB haben Sie ja auch 2004 Ihre Manager-Karriere gestartet. Warum hielt das damals nur ein halbes Jahr an?
Reuter: Wir hatten in der Konstellation mit dem damaligen Präsidenten Gerd Niebaum, Manager Michael Meier, Sportmanager Michael Zorc und mir besprochen, wie es in Zukunft aussehen soll. Das wäre für mich eine Art Lehrzeit unter Niebaum und Meier gewesen. Und dann hat sich eine andere Konstellation ergeben…
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…unter anderem mit Reinhard Rauball als neuem Präsidenten.
Reuter: Da wollte ich nicht um irgendwelche Posten rangeln, sondern habe gesagt: Das, was besprochen war, kann man ja nicht mehr einhalten, wenn die Personen nicht mehr da sind. Dann habe ich es eben gelassen.
Ihr Verhältnis zu Michael Zorc war in dieser Zeit nicht das allerbeste. Wie ist es heute?
Reuter: Wir haben ein wunderbares Verhältnis. Immer, wenn wir uns sehen, denken wir gerne an die alten Zeiten zurück und tauschen uns auch über aktuelles aus.
Aktuell erlebt der BVB eine komplizierte Saison…
Reuter: Aber leider sind sie wieder in einer richtig ordentlichen Verfassung (lacht). Außerdem sind wichtige Spieler nach Verletzungen zurückgekehrt, die der Mannschaft gleich ein ganz anderes Selbstverständnis geben. Wir brauchen sicher eine Topleistung, wenn wir einen Punkt mitnehmen wollen.
Sie selbst haben aktuell acht Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang und nur sechs Zähler Rückstand auf Platz sechs, der für die Europa League reichen würde. Schielt man da schon nach oben?
Reuter: Für uns gibt es nur den Klassenerhalt. Solange wir nicht die 40 Punkte haben, beschäftigen wir uns mit gar nichts Anderem. Wenn das erreicht ist und noch ein paar Spiele ausstehen, kann man über andere Dinge nachdenken. Aber für uns ist das alles Entscheidende, die Klasse zu halten.
Als Sie 2012 nach Augsburg kamen, war der Verein Tabellenletzter mit nur neun Punkten. Wieso haben Sie sich auf dieses Himmelfahrtskommando eingelassen?
Reuter: Die Voraussetzungen hier fand ich schon damals richtig interessant, um etwas aufzubauen. Wir haben für unsere Verhältnisse ein richtig schönes Stadion mit etwas über 30000 Zuschauern. Die Aufgabe war zunächst, den FC Augsburg unter den besten 25 Mannschaften in Deutschland zu etablieren. Der damalige Präsident Walther Seinsch hat mir gleich am Anfang gesagt, dass er davon ausgeht, dass man in den nächsten fünf Jahren zweimal aus der Bundesliga absteigen müsse. Wir wollten so aufgestellt sein, dass wir sofort wieder um den Aufstieg spielen können. Glücklicherweise ist alles anders gekommen.
Jetzt spielen Sie im siebten Jahr Bundesliga. Ihr Vertrag in Augsburg läuft noch bis 2020 – reizt es Sie, mal etwas Anderes zu machen?
Reuter: Nein, es ist extrem reizvoll hier, weil wir wirklich eine extrem gute und kontinuierliche Entwicklung nehmen. Ich finde es klasse, Teil davon zu sein.
Als Spieler haben Sie bei einigen der größten Vereine Europas gespielt. Als Manager interessiert Sie das nicht?
Reuter: Ich habe das große Glück, in der ersten Liga arbeiten zu können und ich habe wirklich eine richtig hohe Jobzufriedenheit.
Michael Zorc muss sich den Kopf zerbrechen, wie er die Millionen ausgibt, die er für Ousmane Dembélé und Pierre-Emerick Aubameyang eingenommen hat. Hätten Sie solche Sorgen nicht auch manchmal gerne?
Reuter: Ach, jeder hat so seine Herausforderungen. Das ist natürlich eine andere Kategorie. Aber es ist auch für uns immer wieder eine spannende Herausforderung, Spieler mit gutem Entwicklungspotenzial zu finden. Oder solche, die vielleicht anderswo gerade nicht so funktionieren, in denen wir aber eine Qualität sehen, die uns weiterhelfen kann.
Dembélé und Aubameyang haben sich auf wenig feine Art aus Dortmund verabschiedet. Sie haben Daniel Opare rausgeschmissen, der Sie über ein Treffen mit Schalke-Vertretern belogen hat. Verlottern die Sitten in der Bundesliga?
Reuter: Es ist natürlich nicht so einfach. Die Identifikation mit den Vereinen ist nicht mehr so gegeben, wie es früher vielleicht der Fall war. Und wenn einer das Mannschaftsgefüge gefährdet, muss man reagieren.
Mit Schalke gab es aber keinen Zwist?
Reuter: Gar keinen. Ich habe nach dem Treffen auch mit Christian Heidel telefoniert. Schalke kann überhaupt nichts dafür und hat sich absolut korrekt und sauber verhalten.
Wenn wir zurück zu dem Spiel kommen: Es ist ein Montagsspiel, die Fans protestieren dagegen. Wie sehen Sie das Thema?
Reuter: Für unsere Fans ist es in dieser Saison etwas viel: Wir haben kurz vor Weihnachten unter der Woche auf Schalke gespielt, an einem Freitagabend in Leipzig, jetzt am Montag in Dortmund. Aber es wurde über Jahre gemeckert, wenn Europa-League-Teilnehmer am Donnerstag auswärts und dann vielleicht am Samstag spielen mussten, weil man nicht genug Spiele auf den Sonntag legen konnte. Es ist so beschlossen worden und alle haben zugestimmt, auch um die Belastung für die Europa-League-Teilnehmer zu reduzieren.