Dortmund. . Zwei Tore plus Vorlage: Michy Batshuayi begeistert Fans wie Mitspieler. Mit dem BVB-Stürmer sieht Sportdirektor Zorc mehr Mentalität im Team.

Zu den großen Glücksmomenten dieses Bundesliga-Spieltags gehörte die Unterhaltung ganz bestimmt. Das lag daran, dass man zum Beispiel nichts, aber auch wirklich gar nichts darüber erfuhr, was Michy Batshuayi nachts so treibt. Nichts über Bettwäsche, nichts über Träume. Nicht selten ist es ja so, dass Fußballspieler berichten, das nächtliche Textil habe einst das gleiche Wappen geziert wie das Trikot, das sie zukünftig tragen werden. Oder sie behaupten, dass der neue Klub ganz bestimmt der Verein ihrer Träume ist, wie Henrikh Mkhitaryan das 2013 in Dortmund, 2016 in Manchester und jüngst 2018 in London tat.

Ehrlich und selbstironisch

Batshuayi, der neue Stürmer von Borussia Dortmund, ist da von banalerer Romantik. „Ich liebe Dortmund“, sagte er zwei Tage nach seiner Ankunft in Westfalen. Klar. Warum noch gleich? „Schwarz und Gelb sind meine Lieblingsfarben – weil ich Batman und SpongeBob liebe.“ Die schwarze Superhelden-Fledermaus und der quietschgelbe sprechende Schwamm vom Meeresgrund – Comicfiguren. Eigentlich handelt es sich im durchgestylten Bundesliga-Betrieb bei diesem Satz um die Karikatur eines Einstands-Statements. Andererseits war sein Zauber beträchtlich. Das lag an der – in der Portionierung noch unbekannten – Mischung aus Selbstironie und Ehrlichkeit.

Erleichterung beim BVB

Aber dieser Michy Batshuayi hätte ja ohnehin sagen können, was er wollte. Ehrenmitglied bei RB Leipzig gewesen? Als Kind vielleicht Schalke-Fan? Kein Problem. Nach seinen zwei Treffern plus Vorlage zum 3:2 (1:0)-Sieg des BVB beim 1. FC Köln wäre ihm nahezu alles verziehen worden. Denn es war der erste Dortmunder Erfolg des laufenden Jahres. „Erleichtert“ sei er, sagt Sportdirektor Michael Zorc gegenüber dieser Zeitung. „Er hat erst ein Spiel gemacht, wir brauchen noch keine Jubelgesänge anzustimmen“, bat Zorc um Mäßigung in der Personalie Batshuayi, fügte allerdings an: „Einen solchen Start kann man nur erhoffen, nicht erwarten. Für eine Premiere war das aber außergewöhnlich.“ Der letzte Spieler, dem bei seinem Bundesliga-Debüt mehr als ein Tor gelang, hieß im übrigen Pierre-Emerick Aubameyang. Ein würdiger Nachfolger scheint gefunden.

Batshuayi zweikämpfte mit großer Lust, bewegte sich viel, war anspielbar und grätschte sogar in der gegnerischen Hälfte. „Er ist ein anderer Typ Stürmer. Er sucht das Zusammenspiel, will auch mit dem Rücken zum Tor angespielt werden“, sagt Zorc. Der Innenverteidiger und Körperlichkeitsexperte Sokratis befand: „Er war gut. Er spielt mit...“, begann der Grieche und beendete den Satz, in dem er sich mit der Faust auf die Brust schlug. Heißt: Er spielt mit Wucht.

„Wir haben zuletzt etwas lethargisch gespielt. Nun hatten wir mehr Power und Vehemenz“, urteilt Zorc: „Nicht nur der Sieg an sich tut uns gut, sondern auch die Art und Weise, wie er zustande gekommen ist.“ Das Team habe „den unbedingten Willen zum Ausdruck gebracht, gewinnen zu wollen. Es war nicht alles Gold, was glänzt. Aber es war von der Mentalität her ein Schritt nach vorn.“

Schürrle befreit, Sancho verletzt

Möglich, dass in Batshuayis Schatten noch ein Pflänzchen gedeiht, das seit anderthalb Jahren vergeblich um volle Blüte bemüht ist: André Schürrle. Der Nationalspieler wirkte beinahe befreit, stieß beherzt in die Räume, die Batshuayi freiräumte. „Es hat Spaß gemacht. Ich glaube, das kann was werden“, meinte der Siegtorschütze, der auch von Zorc gelobt wurde: „Er hat gezeigt: Ich bin hier, ich will spielen, ich will um meinen Platz kämpfen. Das hat mir gefallen. Das ist in Zukunft die Benchmark, das wollen wir von ihm sehen.“

Ein formstarker Schürrle wäre umso wichtiger, wenn Jadon Sancho wie berfüchtet einige Wochen ausfällt. Das Talent knickte kurz vor Spielende um und verletzte sich am Sprungegelenk. Eine genaue Diagnose liegt am Montag nach einer Untersuchung vor.