Dortmund. . Borussia Dortmund und Arsenal sind sich einig über einen Transfer von Pierre-Emerick Aubameyang. Doch zuvor muss die Nachfolge geklärt sein.
Die Stadt Dortmund verfügt ja tatsächlich über ein Theater. Zur Aufführung kommt in den nächsten Tagen das „Sitzkissenkonzert – Die vier Zauberbratschen“ und auch das hübsche Stück „Ein König zu viel“, in dem sich auf einer einsamen Insel nichts mehr vor und zurück bewegt, weil zu viele Majestäten mitreden. Und im Grunde ist das auch der aktuelle Plot in einem anderen, mittlerweile durch zehrende Überlänge auffallenden Stück, das ein paar Meter weiter rund um die Geschäftsstelle des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund aufgeführt wird.
Abschied ausgemachte Sache
In der Hauptrolle: Pierre-Emerick Aubameyang. Dessen Terminplan sah am Montag eigentlich einen Eintrag um 10 Uhr vor. Landgericht Dortmund, Zeugenaussage zum Sprengstoffanschlag auf die BVB-Mannschaft im April vergangenen Jahres. Doch der Stürmer erschien unter Vorlage eines Attestes nicht, sondern ließ verlauten: Erkältung, heute nicht, bedaure.
Ob und wann er seine Aussage nachholt, steht nicht fest. Denn sein Abschied aus Dortmund galt gestern als ausgemachte Sache. Der Torjäger (141 Pflichtspiel-Treffer), der in der schwarz-gelben Bestenliste nur die Vereinslegenden Michael Zorc (159) und Manfred Burgsmüller (158) vor sich sieht, selbst aber nicht zum Vorbild aufsteigt, weil er den Verein zuletzt oft brüskierte, wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zum FC Arsenal wechseln.
205 000 Euro Gehalt pro Woche
Der Bundesligist und der Klub aus der Premier League näherten sich in der entscheidenden Frage der Ablösesumme gegenseitig an. Bei 63 Millionen Euro plus Bonuszahlungen soll grundsätzliche Einigkeit darüber bestanden haben, dem Deal zuzustimmen. Wie englische Medien berichten, wird Arsenal nicht nur eine vereinseigene Rekordablöse, sondern auch ein Rekordgehalt bezahlen. Von 180 000 Pfund Gage pro Woche (205 000 Euro) ist dort die Rede für den 28-Jährigen. Sein Vertrag soll über dreieinhalb Jahre laufen.
Auch interessant
Doch die Sache ist weit weniger einfach als die bisherigen Fakten glauben machen könnten. Denn es gibt seitens des BVB eine entscheidende Bedingung, um den Transfer final zu vollziehen: Die Frage des Aubameyang-Nachfolgers muss geklärt sein. Sonst steht der BVB ohne funktionierende Offensive da, wie die letzten Spiele gegen Wolfsburg (0:0), Hertha BSC (1:1) und Freiburg (2:2) schmerzlich dokumentierten. Planstelle im Sturm zu vergeben. Nur an wen? Kandidat eins will nicht, Kandidat zwei darf nicht. Noch nicht. Wahrscheinlich. Ein turbulentes Theater.
Den französischen Hünen Oliver Giroud (1,92 Meter), der um seinen WM-Platz im Edelkader seines Landes bangen muss, hätte der BVB in einem simplen Tauschgeschäft mit Arsenal gern für ein halbes Jahr ausgeliehen. Doch der 31-Jährige will London derzeit offenbar aus privaten Gründen nicht verlassen.
Schnell, beweglich, gefährlich
Kandidat zwei heißt Michy Batshuayi. Der belgische Nationalspieler mit kongolesischen Wurzeln stand schon einmal auf der Liste des BVB, nun erinnerten sich Sportdirektor Michael Zorc und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke an den 24-Jährigen vom FC Chelsea. In 24 Pflichtspieleinsätzen gelangen dem Stürmer zehn Tore. Er ist schnell, beweglich, verfügt über Instinkt. Allerdings begleitet ihn in seiner Karriere auch dann und wann eine gewisse Fahrigkeit vor dem Tor. Da Fragen der Disziplin zuletzt kontrovers in Dortmund diskutiert wurden: Mit 14 flog er wegen disziplinarischer Verfehlungen aus der Jugendakademie Anderlechts.
Auch interessant
Der BVB schätzt ihn, den Spieler zieht’s zum BVB. Auch er will spielen, um sich vor der WM im Sommer für die Nationalelf zu empfehlen. Aber am Montagabend lag trotz intensiver Verhandlungen keine Einigung mit dem Klub vor. Der signalisierte aber zuletzt, einem Leihgeschäft nicht abgeneigt gegenüber zu stehen. „Es ist die Entscheidung des Spielers“, sagt Trainer Antonio Conte zu der Personalie Batshuayi. Der Trainer hätte dann aber schon gern noch einen weiteren Stürmer im Portfolio. Olivier Giroud soll es sein. London müsste er nicht verlassen. Eine verworrene Dreiecksbeziehung. Zudem sollen sich auf der Dortmunder Liste noch zwei, drei andere Kandidaten befinden.
Viele Könige reden da gerade mit, und am Ende wollen alle zufrieden sein. Das lähmt den Prozess, von dem aber angenommen werden darf, dass er zum Abschluss gebracht ist, ehe die Vorhänge vor dem Transferfenster am 31. Januar fallen.