Berlin. Nach dem 1:1 bei Hertha BSC entspringt beim BVB die Erkenntnis, dass er über ein Teenager-Trio verfügt, das die Fantasie für die Zukunft weckt.

Zwei Punkte aus zwei Spielen im neuen Jahr: Borussia Dortmund ist nach dem 1:1 (0:0) bei Hertha BSC am Freitagabend offenkundig noch nicht in der Form, die es sich wünschen würde. Und doch gibt es Erkenntnisse, die durchaus taugen, die schwarz-gelbe Zukunfts-Fantasie zu wecken. Denn als sich das Spiel in der Hauptstadt dem Ende entgegen bewegte und der BVB offensiv eine lange Zeit ungeahnte Wucht entfaltete, da war das Personal, das das für 20 Minuten bewirkte, durchaus bemerkenswert: Als Stürmer agierte der eingewechselte Alexander Isak (18 Jahre alt), auf den Seiten assistierten ihm Jadon Sancho (17 Jahre alt) und Christian Pulisic (19 Jahre). Eine Offensivreihe aus Teenagern, die auch deshalb eine Chance erhalten, weil das Personal aufgrund von Verletzungen (Marco Reus, Maximilian Philipp), Formschwankungen (Andrey Yarmolenko) und Fehlverhalten (Pierre-Emerick Aubameyang) ausgedünnt ist. Einsatzzeit, die den Jungspunden offensichtlich gut bekommt.

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Besonders der Engländer Jadon Sancho, vor der Saison aus dem Nachwuchsbereich von Manchester City rekrutiert, beeindruckt derzeit mit Unbekümmertheit, exakter Ballbehandlung und auch umsichtiger Defensivarbeit. Er ist der Gewinner des neuen Jahres. "Sancho ist ein richtig guter Junge, der viel Tempo hat, der gut Eins-gegen-Eins-Situationen lösen kann", lobte Peter Stöger nach dem Berlin-Spiel, schrieb dem Jungspund aber auch noch Hausaufgaben ins Pflichtenbuch. Es sei ein Lernprozess, zu wissen, wann es genug mit den Tricks ist und Zeit, den Ball abzuspielen oder den Abschluss zu suchen. Verpasst er den Moment, "hat es was von Zirkus. Er ist noch nicht ganz fertig, aber wenn die Entwicklung weietergeht, dass er die Situationen richtig erkennt, dann hat er eine große Zukunft vor sich."

Kagawa traf für den BVB in Berlin zum 1:1

Sancho bereitete den Ausgleichstreffer durch Shinji Kagawa mit einer Mischung aus Entschlossenheit und Feinfüßigkeit vor und war auch darüber hinaus ein ständiger Unruheherd für die Berliner Deckung. Die Chance zum Siegtreffer ließ er kurz vor dem Ende aus. Vorbereitet hatte diese Gelegenheit Alexander Isak, der Schwede, der vor einem Jahr zum BVB wechselte und gerade ob der steigenden Einsatzzeiten an Selbstvertrauen gewinnt. Mit der Hacke beförderte er seinem Kollegen den Ball in den Lauf. Eine Sehenswürdigkeit. Auch er hatte kurz vor dem Ende noch die Chance zum Siegtreffer, verzog aber zunächst und traf kurz danach nur die Latte. Letztere Situation war zwar wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung Isaks bereits abgepfiffen, aber die Entschlossenheit des schlaksigen Stürmers gefiel.

Und dann wäre da noch der Alterspräsident dieses erstaunlichen Trios: Christian Pulisic. Der Amerikaner hat bereits nachgewiesen, höheren Ansprüchen auch über einen längeren Zeitraum zu genügen. Nach verletzungsbedingter Trainingspause gehörte auch er zu den auffälligeren Spielern in der lange Zeit allerdings nicht gerade beeindruckenden Offensive. Seine Einzelaktionen blieben lange Zeit das so ziemlich einzige, was Dortmunder Gefahr herbeiführte. Seine Flanke aber setzte Shinji Kagawa in der ersten Halbzeit per Kopf über das Tor, seinen Schuss von der Strafraumgrenze parierte der Berliner Keeper sehenswert.

Den abwanderungswilligen Aubameyang zu ersetzen ist eine schwierige Aufgabe. Aber die schwarz-gelben Teenager scheinen derzeit nachzuweisen, dass mit ihnen mittelfristig zu rechnen ist.