Dortmund. Das Pokal-Aus gegen den FC Bayern deckte schonungslos alle Schwächen von Borussia Dortmund auf. Im Winter kommt neues Personal zum BVB.
Schnellen Schrittes strebte André Schürrle in Richtung Ausgang der Münchener Arena und warf den wartenden Journalisten nur ein kurzes „Heute nicht“ entgegen. Für den Angreifer wie für seinen Klub hatte der Abend unangenehme Erkenntnisse geliefert. Schürrle musste erkennen, dass trotz des kurzfristigen Ausfalls von Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang und der Abwesenheit der Angreifer Marco Reus und Maximilian Philipp kein Platz in der Startelf für ihn war. Und der BVB bekam vorgeführt, dass ihm der FC Bayern München ein deutliches Stück weiter enteilt ist, als es die 1:2 (0:2)-Niederlage im DFB-Pokal-Achtelfinale ausdrückte.
Dass es in der Schlussviertelstunde dank Andrey Yarmolenkos Treffer nach Gegentoren durch Jerome Boateng und Thomas Müller noch einmal spannend wurde, lag vor allem daran, dass die Bayern ihre dramatische Überlegenheit nur sehr unzureichend in Tore umgemünzt hatten. Der BVB wackelte hinten und spielte vorne bis auf die Schlussphase ideenlos.
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Tabellarisch ist Dortmund in der Bundesliga zwar wieder einigermaßen auf Kurs. Man habe sogar einen Punkt mehr als zur Winterpause im vergangenen Jahr, betonte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kürzlich – damals war zu diesem Zeitpunkt allerdings auch ein Spiel weniger absolviert. Den fußballerischen Abwärtstrend hat der neue Trainer Peter Stöger bremsen, aber noch nicht umkehren können. „Wir haben ab dem 3. Januar sehr, sehr viel Arbeit vor uns“, sagte Sportdirektor Michael Zorc.
Frisches Blut für die BVB-Defensive
Am Donnerstag analysierte er mit Watzke und Stöger die Situation – nicht erst da kam man zu der Erkenntnis, dass eine Trendwende allein mit dem vorhandenen Personal schwierig werden dürfte. Zorc muss neue Spieler beschaffen – vor allem für die anfällige Defensive.
Dabei ist der 22-jährige Innenverteidiger Manuel Akanji vom FC Basel im Fokus, Zorc beobachtete ihn bereits persönlich. Allerdings zögert der Schweizer: Gerade erst hat er sich einen Platz in der Nationalmannschaft erspielt und möchte diesen im WM-Jahr 2018 nicht durch die mit einem Wechsel möglicherweise verbundene geringere Spielzeit gefährden.
Um eine Rückkehr von Henrikh Mkhitaryan, dessen Tempo dem Mittelfeld gut tun würde, gibt es zwar lose Gedankenspiele, wie zunächst der Kicker berichtete – nachdem der Armenier allerdings 2016 seinen Abgang zu Manchester United recht rüde forciert hat, ist man in Dortmund skeptisch.
Sein Berater Mino Raiola, der die Klubbosse damals zur Weißglut trieb, wollte auf Anfrage dieser Zeitung keinen Kommentar abgeben.
Ohnehin müsste zunächst Platz im 29 Mann starken Kader geschaffen werden – womit man wieder bei Schürrle wäre, der 2016 für 30 Millionen Euro kam, die Erwartungen aber auch wegen vieler Verletzungen nie erfüllte. Ihn würde der BVB bei einem passenden Angebot abgeben. Da der 27-Jährige unbedingt zur WM möchte, steht er dem aufgeschlossen gegenüber – weil die nötige Spielzeit beim BVB schwer zu bekommen wäre.
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Ähnlich sieht es bei Sebastian Rode aus: Der Mittelfeldspieler fehlt bereits die komplette Saison verletzt, auch in der vergangenen Spielzeit litt er immer wieder unter Blessuren und überzeugte selten, wenn er fit war. Auch ihn hätte der BVB gerne von der Gehaltsliste.
Ein weiterer Wechselkandidat ist Neven Subotic: Unter Bosz schlagartig zum Abwehrchef befördert, hat er seinen Stammplatz unter Stöger ebenso schnell verloren. Der Innenverteidiger, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, prüft derzeit seine Optionen für den Winter – hat aber noch nicht entschieden, ob er wechselt oder einen weiteren Versuch unternimmt, sich beim BVB durchzusetzen.
Wechsel platzte wegen Hüft-OP
Vor der gleichen Frage steht Erik Durm: Den Außenspieler wollten die Dortmunder schon im vergangenen Sommer an den VfB Stuttgart abgeben. Der Wechsel platzte aber, weil sich Durm an der Hüfte operieren lassen musste. Inzwischen ist er wieder fit, sein Standing beim BVB aber nicht gewachsen. Auch er dürfte gehen.