Dortmund. Trainer Peter Stöger tritt die Nachfolge von Peter Bosz bei Borussia Dortmund an. Der Österreicher soll vor allem die Abwehrprobleme beheben.
Keine 20 Stunden nach der nächsten enttäuschenden Niederlage (1:2 gegen Werder Bremen) hat Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund auf die anhaltende Krise der vergangenen Wochen reagiert und Trainer Peter Bosz offiziell beurlaubt. In einer Nacht- und Nebel-Aktion präsentierte der BVB am Mittag um 12 Uhr in Dortmund bereits den Nachfolger: Peter Stöger. Der 51-Jährige war erst vor einer Woche beim 1. FC Köln entlassen worden und erhält einen Vertrag bis Juni 2018, den er bislang noch nicht unterschrieben hat. Am Dienstag schon steht das erste Spiel beim FSV Mainz 05 an. Stöger bringt seinen Co-Trainer Manfred Schmid mit, zudem komplettiert der frühere BVB-Profi Jörg Heinrich den Trainerstab.
Stöger holte mit dem FC in dieser Saison nur drei Punkte aus 14 Spielen. Sein letzter Bundesliga-Sieg datiert vom 20. Mai 2017. "Ich hab's Aki (BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, d. Red.) auch gesagt: Ich bin der Trainer, der in dieser Saison drei Punkte geholt hat", scherzte Stöger bei seiner Vorstellung. "Peter Stöger hat gezeigt hat, dass er so arbeiten kann, wie wir uns das vorstellen", sagte Watzke. "Wir verpflichten ihn nicht wegen der aktuellen Saison, sondern wegen seiner Gesamtleistung in Köln. Es war unter ihm eine stetige, positive Entwicklung. Deswegen waren Michael Zorc und ich uns schnell einig. Wir haben auch mit niemand anderem gesprochen. Wir waren nicht sicher, ob er es macht, umso dankbarer sind wir, dass er das mit Haut und Haaren angeht."
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Watzke: "Es gab ein Kontaktgespräch im Sommer"
Sportdirektor Zorc ergänzte: "Es gibt glaube ich keine großen Zweifel, dass unsere Mannschaft guten Fußball spielen kann. Aber es ist auch klar geworden, dass uns insbesondere eine defensive Stabilität fehlt. Wir erhoffen uns von Peter, dass wir das spätestens in der Rückrunde hinkriegen." Ziele bis dahin formulierten die Bosse nicht. Im vergangenen Jahr hatte Stöger den FC erstmals seit langer Zeit in den Europapokal geführt. Das hatte auch den BVB auf den Plan gerufen, der sich schon im Sommer auf der Suche nach einem Nachfolger für Thomas Tuchel für die Dienste des Österreichers interessierte. Die Parteien verhandelten, handelseinig wurden sie sich nicht. "Es gab ein Kontaktgespräch im Sommer", bestätigte Watzke, aber es sei schnell klar geworden, dass Stöger zu diesem Zeitpunkt emotional zu sehr dem FC verbunden war.
Die jüngste Entwicklung überraschte den Trainer, der am Samstagnachmittag nach Wien zur Familie flog, dann den Anruf aus Dortmund erhielt und am Sonntagmorgen wieder nach Deutschland reiste. "Ich hatte nach dem Aus in Köln nicht das Gefühl, dass ich platt bin oder leer. Ich wollte mir aber eigentlich schon ein paar Wochen Zeit nehmen, um das alles aufzuarbeiten. Das wäre auch passiert, wenn ich den Anruf nicht bekommen hätte. Ich bin stolz, dass man mir das zutraut und ich freue mich riesig, mit dieser Mannschaft in diesem Stadion zu arbeiten. Das ist eine Möglichkeit, die man vielleicht nur einmal im Leben erhält."
Dass sein Vertrag nur etwas mehr als halbes Jahr lang läuft, deutet darauf hin, dass der BVB weiterhin an einer Verpflichtung von Julian Nagelsmann arbeitet. Stöger stört die kurze Laufzeit nicht: "Ich hätte es auch für 14 Tage gemacht."
Der Abschied von Peter Bosz sei ihnen schwer gefallen, sagten Watzke und Sportdirektor Michael Zorc noch. "Wir halten ihn nach wie vor für einen tollen Trainer und großartigen Menschen. Peter Bosz hat die Entscheidung sehr stilvoll aufgenommen und sich für das Vertrauen bedankt."